Sonnenfeuer
doch die schwarze Miliz war ihnen verhaßt.
»Die Gefangenen sehen aus wie die Wilden auf Borneo, mit langen Haaren und dreckverkrusteten Bärten. Und ein paar von ihnen sind fast noch Kinder«, fuhr Tom fort. »Was sollen wir nur machen?«
»Wenn wir die Gruppe dort draußen anhalten, sind im Handumdrehen unsere Ilba da. Mich wundert, daß sie nicht schon längst davon gehört haben.«
»Was sollen wir also tun?«
Ben blieb zunächst unschlüssig stehen, doch dann hatte er seine Entscheidung getroffen. »Ruf die Männer zusammen, gib ihnen Gewehre und hol den Schmied.«
Tom grinste. »Wir befreien die Gefangenen?«
»Wir haben wohl keine andere Wahl.«
»In Ordnung«, sagte Tom.
Als Ben mit seinen zwanzig Männern aufbrach, blickte er zum Pfad, der zum Wasserfall führte, und verspürte plötzlich eine seltsame Sehnsucht. Er erkannte, daß er sich etwas vorgemacht hatte. Denn eigentlich wollte er Diamond sehen, mit ihr sprechen, sie berühren, die samtige Haut spüren und sie lieben. Der Teufel hole die Miliz!
Eilig ritten sie über das Land, bis sie auf die Einheit stießen. Ihre geladenen Gewehren hielten sie im Anschlag auf den weißen Offizier. Sogleich kauerten sich die bemitleidenswerten Schwarzen auf den Boden.
»Was soll das?« rief ihnen der Offizier entgegen.
»Lassen Sie die Waffen fallen«, befahl Ben. »Wir haben von euch Schurken die Nase voll.« Seine Männer brummten zustimmend. Sie wußten ebenso gut wie ihr Arbeitgeber, daß es Wochen, ja Monate, dauern konnte, bis nach einem Aufstand unter den Schwarzen auf Caravale wieder Frieden eingekehrt war.
»Ihr auch«, brüllte Ben die schwarzen Soldaten an, die hastig ihre Gewehre fortwarfen.
»Ich denke nicht daran«, protestierte der Offizier. Doch Tom Mansfield ritt in aller Seelenruhe auf ihn zu und nahm ihm Pistole und Gewehr ab.
»Gebt ihnen Wasser«, ordnete Ben mit einer Kopfbewegung in Richtung auf die Gefangenen an. Gierig griffen diese nach den dargebotenen Wasserflaschen. Dann machte sich der Schmied an die Arbeit.
Nachdem sie von ihren Ketten befreit worden waren, drängten sich die abgemagerten Aborigines schüchtern und verängstigt zusammen. Offensichtlich fragten sie sich, was ihnen das Schicksal als nächstes bringen würde. »Ihr könnt gehen«, rief Ben ihnen zu. Doch sie starrten ihn lediglich ungläubig an. Lachend wiederholten die Männer von Caravale Bens Worte: »Geht, und macht euch aus dem Staub, solange ihr die Möglichkeit dazu habt.« Schließlich stoben die Eingeborenen in Richtung Busch davon.
»Das werde ich melden«, rief der Offizier erbost.
»Tun Sie, was Sie nicht lassen können«, entgegnete Ben.
»Sie hätten uns niemals entwaffnen dürfen!«
»Das haben wir aber getan«, fuhr Tom dazwischen. »Und wir werden Ihre Waffen noch ein paar Tage aufbewahren, damit diese armen Teufel einen gehörigen Vorsprung kriegen.«
»Aber das sind Verbrecher«, erwiderte der Offizier. »Sie sollten ordnungsgemäß vor Gericht gestellt werden.«
»Die können ja nicht einmal Englisch«, wandte Tom ein. »Die, mit denen Sie hier durch die Gegend reiten, sind die wahren Verbrecher. Und jetzt sehen Sie zu, daß Sie mit diesem Pack von unserem Grund und Boden verschwinden.«
»Sie haben es gehört«, ergänzte Ben. Dann wandte er sich an die schwarzen Soldaten, grimmig wirkende Gestalten mit harten, grausamen Augen. »Euch will ich hier nie wieder sehen, ist das klar? Ansonsten knüpfen wir euch am nächsten Baum auf.«
»Ja, Boß, wir verschwinden hier.« Ein paar Schüsse in die Luft setzten ihre Pferde in Trab, und ohne weiteren Widerspruch stoben sie nach Osten davon. »Holen Sie Ihre Kameraden ein, solange das noch möglich ist«, sagte Ben zu dem weißen Offizier. »Ich habe mir überlegt, daß Sie Ihre Waffen nicht bei uns abzuholen brauchen. Ich schicke sie nach Bowen. Sie finden sie auf der Polizeiwache.« Dann wandte er sein Pferd um und ritt zum Wohnhaus zurück. »Gib den Jungs was zu trinken«, wies er Tom an. »Wir sehen uns später.«
Diamond ließ sich im Wasser treiben und blickte in den leuchtend blauen Himmel. Es wurde Zeit, zum Haus zurückzukehren. Sie schwamm zu einer Akazie, die ihre Zweige wie einen prächtigen Vorhang bis zum Wasserspiegel ausgebreitet hatte. Dort kletterte sie ans Ufer. Während sie ihren Körper in der Sonne trocknen ließ, sammelte sie die Kleider zusammen. Dann setzte sie sich hin, um ihr Haar auszuschütteln.
»Hierhin bist du also gegangen.«
Als sie erschreckt
Weitere Kostenlose Bücher