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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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versprochen, nach den Brüdern Ausschau zu halten. In Bowen konnte Lew nicht mehr für Ying tun. Jetzt blieb ihm nur noch die Hoffnung, Ying auf den Goldfeldern anzutreffen.
    Im Gegensatz zu Bowen erwies sich Townsville als ausgesprochen schäbige Ortschaft auf einem einsamen, bedrohlich wirkenden Berg namens Castle-Hill. Zwar erstreckten sich Mangrovensümpfe entlang der Küste, aber die Straße vor den hastig errichteten Gasthäusern und Schenken war so staubig, als wäre dort schon seit Jahren kein Regen mehr gefallen. Die wenigen Bäume, die hier noch standen, sahen so erbärmlich aus, als warteten sie nur noch auf den erlösenden Axthieb. Vom Hafen aus konnte man die große, grüne Insel erkennen, die Captain Cook einst Magnetic Island genannt hatte. Verglichen mit dem trockenen Festland wirkte sie wie das Paradies.
    »Die Gegend gefällt mir aber gar nicht«, lautete Herberts erster Kommentar. »Ich dachte, hier herrscht ein tropisches Klima wie in Bowen.«
    Aber Lew hatte nicht das geringste Mitleid mit ihm. »Sie waren derjenige, der hierher kommen wollte.« Die unmittelbare Veränderung der Landschaft hatte seine Neugier geweckt. Abgesehen von dem einsamen Berg war das Land hier weitaus flacher und die Luft viel trockener als in Bowen. Schon jetzt stellte er fest, daß sie von hier die Goldfelder viel leichter erreichen konnten.
    »Ist Ihnen klar, daß wir tausendfünfhundert Kilometer von Brisbane entfernt sind?« bemerkte Herbert.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Tja, mein Lieber, ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet, an einem derart gottverlassenen Ort zu landen. Was soll ich hier nur anfangen?«
    »Wieder Land verkaufen.« Lew blickte lachend auf die schäbige Straße. »Weit und breit kein Schild von einem Grundstücksmakler!«
    »Aber das Land hier würde niemand geschenkt haben wollen.« Bei den anderen Passagieren auf dem Küstenschiff handelte es sich ausnahmslos um Goldgräber oder solche, die es werden wollten. Jetzt schoben sie sich vom überfüllten Schiff an Land und waren schon bald auf dem Pfad zu den Goldfeldern verschwunden.
    Lew und Herbert steuerten die nächstbeste Schenke an. Wie erwartet, drängten sich darin die Goldgräber und die Prostituierten, die unweigerlich zu ihrem Gefolge gehörten.
    »Kein Klavier in Sicht«, stellte Lew grinsend fest, als sie sich ihr Bier kauften. Durch die Schwingtüren traten sie auf die Veranda und setzten sich auf eine der rauhen Holzstufen.
    Herbert ging auf Lews Bemerkung nicht ein. »Die Vorstellung, in einem dieser Rattenlöcher zu übernachten, gefällt mir nicht«, sagte er statt dessen. »Lieber schlafe ich am Strand.«
    »Und lassen sich von den Moskitos auffressen. Hier gibt es keinen Strand, sondern nur Sumpf.«
    »O mein Gott!«
    Da baute sich ein großer hagerer Mann mit einer dichten weißen Mähne und buschigen Koteletten vor ihnen auf.
    »Entschuldigen Sie, meine Herren, ich suche Kapitän Cavour.« Der schwarzen Taftweste und dem karierten Hemd nach zu urteilen, hielt Lew ihn für einen Büroangestellten.
    »Das bin ich«, sagte er.
    »Gott sei Dank, habe ich Sie endlich gefunden.« Der Mann atmete auf. Er zog eine Nickelbrille aus der Tasche, um sein Gegenüber besser betrachten zu können. »Mein Name ist Weller, und ich komme vom Zollbüro. Wir haben ein Problem, bei dem Sie uns helfen können, wie ich gehört habe.«
    »Worum geht es denn?«
    »Im Hafen liegt ein Schoner ohne Kapitän. Der hatte nämlich heute morgen einen Herzanfall und ist gestorben. Und jetzt sitzt das Schiff hier fest.«
    »Das ist Pech«, meinte Lew.
    »Wie ich erfahren habe, sind Sie gerade mit der
Lady Belle
angekommen.«
    »Ganz richtig.«
    Weller rückte seine Brille zurecht und wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißglänzende Stirn. »Ja, das hat uns der Kapitän der
Lady Belle
erzählt. Wir möchten Ihnen das Kommando über den Schoner anbieten. Die
Pacific Star
ist ein schönes Schiff mit Zielhafen Brisbane. Sie gehört Captain Towns.«
    »Und wer ist das?«
    »Oh, jeder hier kennt ihn; ein hohes Tier beim Militär. Dieser Hafen ist nach ihm benannt.«
    »Was Sie nicht sagen«, murmelte Lew unbeeindruckt.
    »Ich kann Ihnen versichern, Kapitän Cavour, wenn Sie das Schiff nach Brisbane bringen, wäre Ihnen Captain Towns sehr verbunden und würde sich entsprechend erkenntlich zeigen. Damit will ich sagen, die Bedingungen stellen Sie.«
    »Keine Sorge«, meldete sich Herbert zu Wort, dessen Miene sich aufgehellt hatte. »Betrachten

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