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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Sie es schon als abgemacht.«
    »Ich werde drüber nachdenken«, stellte Lew richtig. Er wollte sich nicht überfahren lassen. Zudem mußte er Ying ausfindig machen. Noch immer mußte er lachen, wenn er sich vorstellte, wie sich der chinesische Edelmann in diesem Durcheinander zurechtfinden wollte. Außerdem reizte es Lew inzwischen, sein Glück auf den Goldfeldern zu versuchen, wenn er das auch nur ungern zugeben mochte.
    »Morgen früh«, sagte der Zollbeamte, »können Sie sich die
Pacific Star
ansehen. Wir haben alle Papiere vorbereitet.«
    »Wo ist ihr Heimathafen?« erkundigte sich Lew.
    »Auf den Salomoninseln, Sir. Sie ist ein feines Hochseeschiff.«
    »Und die Mannschaft ist komplett?«
    »Vollständig, Sir. Abgesehen davon, daß der Käpt’n fehlt, ist alles in Ordnung. Ich erwarte Sie also morgen früh. Fragen Sie einfach nach Mr. Weller. Unser Büro besteht augenblicklich zwar nur aus einer Holzhütte, aber das wird sich demnächst ändern. Die großen Zeiten dieses Hafens kommen erst noch.«
    »Davon bin ich überzeugt«, meinte Herbert begeistert.
    »Also dann bis morgen«, sagte Lew und nahm den letzten Zug aus seiner Bierflasche. Die Salomoninseln! So weit draußen im Pazifik war er noch nie gewesen. Er könnte neue Erfahrungen sammeln, wenn er all diese Kolonialhäfen anlief. Er würde sich Tahiti ansehen und Neuseeland und alles über den Handel zwischen den einzelnen Pazifikinseln lernen. Eines Tages, so hoffte er, würde er mit seinem eigenen Schiff Handelsgüter von Hafen zu Hafen bringen. Mit seinem eigenen Schiff!
    Doch schnell fand er auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Woher das Geld nehmen? Mit seinem Kapitänsgehalt würde es eine Ewigkeit dauern, bis er den Kaufpreis für ein Schiff zusammengespart hatte. Und dann war da noch Perfy, obwohl seine Träume von einer gemeinsamen Zukunft mit ihr allmählich verblaßten. Sollte er einem Mädchen nachlaufen, das unentwegt nach Westen blickte, während er sein Glück im Osten auf dem Meer suchte? Was sie jetzt wohl machte? Vielleicht spielte sie sich schon als Dame des Hauses auf. Abends schlürfte sie wahrscheinlich Sherry mit anderen Großgrundbesitzern und ihren Gattinnen und sonnte sich im Glanz der feinen Gesellschaft.
    »Einen Augenblick bitte, Kapitän Cavour«, sagte da plötzlich eine Stimme hinter ihm. Als Lew sich umdrehte, entdeckte er einen gutgekleideten Herrn in hohen Stiefeln, der sich gegen die Hauswand lehnte. Ein Viehzüchter, wie er leibte und lebte.
    Lew hatte gelernt, diese Leute auf Anhieb zu erkennen: die gepflegte, britische Aussprache, die wohlgenährte, braungebrannte Erscheinung, die sich vom Aussehen der Goldgräber mit ihrer schmutzigweißen Gesichtsfarbe deutlich unterschied. An seinem lose sitzenden Patronengürtel baumelte ein schwerer Revolver.
    »Drängen Sie sich jedem Fremden auf, der in dieses Nest kommt?« fragte Lew verärgert.
    »Nur wenn ich Grund dazu habe«, meinte der Unbekannte. »Ich habe zufällig Ihr Gespräch mitangehört.«
    »Und was geht Sie das an?«
    »Eigentlich nichts. Mein Name ist Jardine, und ich bin auf dem Rückweg zu unserer Rinderfarm bei Somerset am Cape York.«
    »Bei Somerset?« fragte Lew nach. Er hatte den in der Hitze dampfenden Hafen auf seiner Reise nach Süden angelaufen. »Wie haben Sie es bloß fertiggebracht, Rinder in diese Wildnis zu treiben?«
    »Mit einem Treck«, antwortete Jardine stolz. »Ich würde Ihnen die Route aber nicht empfehlen. Mein Bruder und ich hatten großes Glück, daß wir mit heiler Haut durchgekommen sind, ganz zu schweigen von der Herde. Von Rockhampton bis zum Top End haben wir beinahe ein Jahr gebraucht.«
    Lew war beeindruckt. Er hatte schon vom Wagemut dieser Pioniere gehört, aber nicht erwartet, daß er einem leibhaftig begegnen würde. Also stand er auf und schüttelte Jardine die Hand. »Erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte er. »Und bitte entschuldigen Sie meinen Ton von vorhin.«
    »Das will schon was heißen, wenn der sich entschuldigt«, fügte Herbert hinzu, bevor er sich selbst vorstellte. Aber Jardine lachte nur.
    »Sie haben ja recht, normalerweise kümmern sich die Leute hier um ihre eigenen Angelegenheiten und stellen keine Fragen. Aber ich möchte Sie warnen, Kapitän. Die
Pacific Star
ist eine Schwarzdrossel.«
    »Was ist das?«
    »Eine freundliche Bezeichnung für ein Sklavenschiff.«
    »Gütiger Himmel! Das ist doch verboten!«
    »Irgendwie schaffen die es, das Gesetz zu umgehen«, erklärte Jardine. »Sie entführen auf

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