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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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aller Wucht brannte die Nachmittagssonne auf die Felsen, und Diamond war es heiß geworden. Sie nahm den Turban ab, wischte sich mit dem Tuch den Schweiß von der Stirn und blickte sich um. Es war kein Mensch zu sehen. Hastig streifte sie ihre Kleider ab. Dann ließ sie sich in das prickelnd kalte Wasser des runden, tiefen Bekkens gleiten. Direkt unterhalb des Wasserfalls hielt sie sich eine Weile wassertretend im Gleichgewicht und ließ ihr langes Haar vom Strahl umfließen, der ihr kraftvoll aufs Gesicht prasselte.
    Mit der Geschmeidigkeit einer Seeschlange glitt sie in die Tiefe und wieder empor. Und plötzlich fühlte sich Diamond wieder eins mit der Natur.
     
    Er sah ihr nach, wie sie fortging. Als sie von der Molkerei den Weg durch den Obstgarten einschlug, dachte er noch, sie würde wieder ins Lager der Schwarzen wandern. Natürlich hatte man ihm von ihrem Besuch im Lager berichtet. Jetzt trat er auf die Veranda, um sie besser beobachten zu können, und entdeckte ihren leuchtend blauen Turban auf einem anderen Weg, als er vermutet hatte. Sie kletterte über einen Zaun und wandte sich dem Pfad zu, der im Nichts endete – oder lediglich am Wasserfall. Dann lachte er auf. Es paßte zu ihr, daß sie es wagte, diesen Ort aufzusuchen. Sie war wirklich eine ganz besondere Schwarze!
    Er dachte an die mutige und unvermittelte Hilfe, die sie ihm bei Jack Middletons Unfall geleistet hatte, und mit einem Stich des Bedauerns fiel ihm ein, daß er sich nie dafür bedankt hatte. Wenn er es jetzt nachholte, würde er sich ungeschickt vorkommen. Ebenso wie alle anderen auf der Farm war er zu dem Ergebnis gekommen, daß ihm ein Mädchen wie dieses noch nie begegnet war. Schwarz oder Weiß mochten sie gleichermaßen leiden, und das aus gutem Grund. Darüber hinaus gebührte ihr, wenn überhaupt jemanden, der Titel einer klassischen Schönheit – mit ihrem großen, schlanken Körper und dem ebenso stolzen wie herausfordernden Blick. Die Viehtreiber hatten sie »Schwarzer Samt« getauft, doch Ben hatte eine Parole ausgegeben: »Hände weg!« Diese Frau war zu schade für ein Abenteuer. Sie gehörte nicht zu den flatterhaften kleinen Aborigines, die sich bereitwillig im Heuhaufen ausstreckten, wenn man ihnen nur ein wenig den Bauch tätschelte. Bei ihr müsse man eher befürchten, daß sie einem einen derartigen Versuch mit einem Messerstich heimzahle, hatte er die Männer gewarnt. Das Messer, das sie am Bein trug, hatte er schließlich schon selbst gesehen. Nach seinem Schuß auf das Krokodil hatte sie das Messer hervorgezogen und der Bestie blitzschnell den Bauch aufgeschlitzt. Eigentlich hätte er sich die Erklärung für seine Männer auch sparen können. Wenn der Boß sagte: »Hände weg!«, dann galt dieser Befehl – jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt. Paddy hatte recht daran getan, Diamond das Ausreiten zu verbieten. Denn wenn sich einer von diesen schmutzigen Kerlen das Mädchen Meilen vom Wohnhaus entfernt schnappte, würde er ihr keine Möglichkeit mehr lassen, zurückzukehren und zu berichten, was ihr widerfahren war. Als ob er nicht schon genug Sorgen hätte! Ma ließ keine Gelegenheit aus, Perfy zu verwöhnen, damit sie Wachs in ihren Händen war, wenn es ihr wieder besser ging und die Entscheidung über die Farm anstand. Eines Tages hatte sie sogar ein paar Orchideen gepflückt und ihn damit auf Perfys Zimmer geschickt.
    »Ich muß zugeben«, hatte sie gemeint, »das Mädchen sieht nicht schlecht aus. Darcy war schließlich kein Kostverächter. Tja, die gute alte englische Rasse schlägt immer wieder durch, auch wenn ihr Vater ein Sträfling war.« Cornelia hatte die untröstliche Herrin von Caravale gespielt, als sie Jacks Leichnam ins Haus brachten, doch im Grunde genommen sah sie seinen Tod als unerwarteten Glücksfall. Es gab Zeiten, da haßte Ben seine Mutter, ihn machte ihre kalte Gefühllosigkeit wütend. Nun hatten sie es nur noch mit Perfy allein zu tun. Miss Perfy Middleton. Bei ihrer Begegnung in Bowen war er von Reue über seine Schuld an Darcys Tod überwältigt gewesen, daß er sich größte Mühe hatte geben müssen, um überhaupt mit ihrer Familie zu sprechen. Perfy hatte die Unterhaltung allein in Gang gehalten. Doch Jack Middleton hatte ihm gelegentlich dermaßen haßerfüllte Blicke zugeworfen, daß Ben dem Gespräch kaum noch folgen konnte.
    Auf ihrer Reise hatte Jack sich hingegen als väterlicher, interessierter und freundlicher Begleiter gezeigt, dem der Ausflug nach Caravale

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