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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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offensichtlich großen Spaß machte. Ben, der sein ganzes Leben im Busch verbracht hatte, saß entspannt am Lagerfeuer, ohne in seiner Aufmerksamkeit für mögliche Gefahren – Schlangen, Schwarze, Wegelagerer – nur eine Minute nachzulassen. Doch in solchen Momenten, wenn Ben in aller Ruhe den Blick schweifen ließ, sah er auch wieder den Haß in Jacks Augen. Und so bekam er immer mehr Angst vor diesem Engländer und behielt sein Gewehr ständig in Reichweite. Ein Schuß in den Rükken, und nach Darcy wäre auch Ben ausgelöscht. Wem würde Caravale dann gehören? Im Gegensatz zu Darcy hatte er bisher noch kein Testament aufgesetzt. Na, und wenn schon! Wenn er ins Gras biß, würde Ma seinen Anteil bekommen, und dann könnten Perfy und sie sich gegenseitig die Haare ausreißen. Was für ein Paar! Bei diesem Gedanken mußte er unwillkürlich lachen.
    Inzwischen mochte er Perfy richtig gern, was jedoch mit sich brachte, daß er nur noch mehr unter Schuldgefühlen litt.
    Als sie am ersten Abend ihrer Reise das Lager aufschlugen, hatte er sich noch gefragt, was er mit ihr anfangen sollte. Doch dann stellte sich heraus, daß er sich in ihrer Gesellschaft wohlfühlte. Obwohl sie sich wundgeritten hatte, wie er sehr wohl wußte, beklagte sie sich nicht. Ohne sich verschämt zu verstellen, rieb sie vor den Augen der Männer ihr schmerzendes Hinterteil, als sei dies die natürlichste Sache der Welt.
    Nun hoffte er nur noch, gemeinsam mit ihr die Aufteilung der Farm besprechen zu können. Allerdings mußte er dazu erst eine Gelegenheit finden, unter vier Augen und ohne Ma mit ihr zu reden.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend schwang er sich vom Geländer der Veranda und ging auf die Ställe zu. Er wollte den Pfad entlangreiten und mit eigenen Augen sehen, welches Ziel Diamond ansteuerte. Womöglich trat diese Schwarze aus der Stadt noch auf eine Schlange! Und das fehlte ihm gerade noch! Erst der Vater und dann das Hausmädchen! Perfy würde ihm nie abnehmen, daß es sich dabei um Unfälle handelte. Während er sich den Schweiß von der Stirn wischte, holte er Sattel und Zaumzeug vom Haken und sattelte sein Pferd.
    In diesem Augenblick betrat sein Verwalter Tom Mansfield den Stall. »Gut, daß ich Sie hier treffe«, sagte er. Er fragte erst gar nicht, was Ben vorhatte, denn der Boß brauchte keine Erklärung abzugeben, wenn er ausreiten wollte.
    Ausgerechnet Mansfield! »Was treibt Sie denn an einem Sonntag zu uns?« erkundigte sich Ben.
    »Ein paar Meilen von hier kommt ein Offizier mit drei von diesen schwarzen Soldaten auf das Haus zu.«
    Ben nickte. Irgendein Neunmalkluger hatte einen Verband mit einer schwarzen Miliz gegründet, um die Aborigines in Schach zu halten. Doch die freiwilligen Soldaten stifteten oft mehr Unruhe, als sie verhinderten. Sobald sie mit einem Gewehr bewaffnet und in eine häßliche Uniform gesteckt wurden, verhielten sich diese abtrünnigen Schwarzen, die ihren oft weit entfernt lebenden Stämmen den Rükken gekehrt hatten, meist weitaus grausamer als jeder weiße Soldat. Hinzu kam, daß ihre weißen Offiziere ihnen freie Hand ließen, wenn es darum ging, einen »Bezirk zu säubern«, Gruppen von Eingeborenen aufzulauern und sie zu ermorden, ganz gleich, ob sie nun eine Straftat begangen hatten oder nicht. Darcy und andere Viehzüchter hatten eine Petition an den Gouverneur geschickt, in der sie darum baten, diese unrühmliche Einheit aufzulösen, doch bisher war nichts geschehen.
    »Jag sie zum Teufel«, sagte Ben zu Tom. »Und gib ihnen keine Verpflegung mit. Mir ist es gleich, ob sie verhungern.«
    »So einfach ist das nicht«, entgegnete Tom ruhig. »Sie haben gut ein Dutzend Gefangene dabei.«
    »Was für Gefangene?« fuhr Ben auf, in dessen Stimme jetzt Sorge mitschwang.
    »Schwarze.«
    »Oh, verdammt.«
    »Solch ein Gesindel haben Sie Ihr Lebtag noch nicht gesehen. Es sind nämlich wilde Schwarze. Gott allein weiß, von welchem Stamm die kommen. Die armen Hunde haben Hände und Füße in Ketten. Ich vermute, man hat ihnen die Seele aus dem Leib geprügelt, und hungern lassen hat man sie sicher auch. Wenn die Schwarzen auf Caravale Wind davon bekommen, haben wir hier den schönsten Aufstand.«
    Damit hatte er nur zu recht. Ungefähr hundert Ilba lebten im Lager am Flußufer. Zwar verhielten sie sich im Augenblick ruhig, doch der kleinste Anlaß genügte, um sie aufzubringen. Eine gelegentliche Auspeitschung als Strafe für Stehlen oder Aufsässigkeit schien sie nicht weiter zu stören,

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