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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Pfad war in letzter Zeit offensichtlich kaum benutzt worden, und das wuchernde Gestrüpp kündete vom Sieg der Natur über den Menschen. Diamond dachte daran, daß die Buchanans, besonders Ben, in der letzten Zeit sicher wenig Muße gehabt hatten, sich zu zerstreuen – angesichts von Darcys Tod und der Tatsache, daß Perfy nun die Hälfte der Farm gehörte. Dazu kam noch der tragische Tod von Jack Middleton. Vielleicht hatte Ben, der merkwürdigerweise nichts gegen Perfy zu haben schien, mittlerweile das Gefühl, daß ein Fluch auf ihm lastete. An den ausgefahrenen Furchen konnte sie erkennen, daß der Pfad früher von Einspännern und Kutschen befahren worden sein mußte, und Diamond stellte sich junge Damen mit großen Sonnenhüten vor, die Picknickkörbe bei sich trugen, und junge Männer in Hemdsärmeln und Flanellhosen.
    Rotschwänzige Wespen umschwirrten sie – sie, die Schwarze, wie sie grinsend dachte, mit den zarten Füßen einer Weißen. Durch Schlurfen versuchte sie den kleinen, scharfen Dornen auszuweichen, die im struppigen Gras verborgen waren, und unablässig mußte sie kratzend und wischend den Ansturm der winzigen Sandfliegen abwehren, durch deren Stiche ihre Knöchel schon angeschwollen waren. In Zukunft würde sie hier draußen Schuhe und Strümpfe anziehen. Sie hatte sich etwas vorgemacht, als sie dachte, sie könnte weiterhin beiden Welten angehören. Schon im Lager der Ilba war sie gnadenlos von den Moskitos gestochen worden, weil sie es nicht fertiggebracht hatte, wie die anderen Schwarzen schmutziges, ranziges Fett auf die ungeschützten Hautstellen zu reiben.
    Was würde wohl die Missus zu all dem sagen? »Du dummes Mädchen«, würde sie ihr vorhalten. »Mein Gott, es wird Zeit, daß du nach Hause kommst.« Aber wo war Diamond zu Hause? Sie wußte genau, ohne Perfy konnte sie auf keinen Fall zu Mrs. Middleton zurückkehren.
    Mrs. Beckmann war allerdings auch nicht zu beneiden. Von ihrer neuen Adresse in Bowen aus hatte Diamond ihr geschrieben. Daraufhin hatte ihr Mrs. Beckmann in einem langen traurigen Brief aus dem nebligen Hamburg das Herz ausgeschüttet. Sie hatte den Tod ihres geliebten Otto noch nicht verwunden. Von ihrer Schwiegertochter Helga war sie auf ihre alten Tage in ein Hinterzimmer im Haus ihres Sohnes verbannt worden. Niemand brachte ihr Achtung entgegen. Zwar hatte Lloyds ihr die Versicherungssumme für die
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ausgezahlt, doch ihre finanziellen Angelegenheiten wurden jetzt von ihrem Sohn verwaltet. Die Summe, die der Verkauf des Hauses erbracht hatte, hatte gerade für ihre Überfahrt und den Transport der guten Möbelstücke gereicht, die Otto eigenhändig geschreinert hatte. Das, was übrigblieb, wurde aufgezehrt von ihrem Kostgeld im Haus einer anderen Frau.
    Das Tosen des Wasserfalls wurde lauter, und Diamond legte die letzten Meter bis zu einem felsigen Überhang im Laufschritt zurück. Dort blieb sie staunend stehen.
    Sie stand auf gleicher Höhe mit dem Fluß, der über den Rand einer Klippe wie ein silbernes Band in die Tiefe stürzte. Der Wasserfall ergoß sich nur knapp hundert Meter über zerfurchten Granit und Findlinge in die Tiefe bis zu einem smaragdgrünen Teich. Auf den Klippen unter dem Vorsprung wuchs Moos, und in kleinen Nischen, die vom tobenden Wasser verschont blieben, mischten sich unter das tapfere Grün vereinzelte Orchideen.
    Als Diamond sich an den Abstieg machte, entdeckte sie zwischen den gewaltigen Bäumen, auf deren mächtigen Stämmen Farne wuchsen, von Menschenhand angelegte Steinstufen. Staunend kletterte sie den Weg hinab und stand dann beeindruckt vor dem Teich. Das kristallklare Wasser hatte eine tiefe Mulde ausgehöhlt, in der es sprudelnd aufschäumte, bevor es seinen Weg durch den Flußlauf fortsetzte. Einen Moment lang hielt Diamond ängstlich nach den gelben Augen der Krokodile Ausschau, doch sie wußte, daß die Bestien den Teich meiden würden. Dieser Ort war ein kleines Paradies, und Diamonds Herz floß über vor Freude über Mutter Natur und die Schönheit, die sie geschaffen hatte. Fische sprangen übermütig in die Höhe, Vögel zwitscherten, und unten am Flußlauf sah sie ein Schnabeltier mit seidigem Fell durchs schattige Unterholz huschen. Sie sah ihm zu, wie es mit seinem Entenschnabel den Schlamm aufwühlte und an Zweigen zerrte. Es besserte sein Nest direkt über dem Wasserspiegel aus, ein Beweis, daß Paddy mit seiner Voraussage recht gehabt hatte, der Regen würde in diesem Jahr zeitig einsetzen.
    Mit

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