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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sollte ich? Sie hat sich doch mit Ben Buchanan verlobt und ist inzwischen wahrscheinlich verheiratet.«
    »Die Hochzeit ist abgesagt worden.«
    »Was?« Lew war verblüfft – und hocherfreut. »Warum denn?«
    »Das weiß ich nicht. Erstaunlicherweise wollte Diamond darüber nicht sprechen. Ich habe das Gefühl, daß sie nicht in Freundschaft auseinandergegangen sind. Über ihre ehemalige Herrin verliert sie nämlich kein Wort.«
    Lew verfiel in ein nachdenkliches Schweigen. Das änderte nun doch einiges. Am vernünftigsten wäre es, auf der Stelle nach Bowen zu reiten. Es klang so, als sei Perfy aus ihrem Traum vom herrlichen Leben auf dem Lande erwacht. Lew lachte. »Das ist eine sehr gute Nachricht! Was wohl passiert sein mag? Wie auch immer, sie ist jedenfalls nicht mehr in festen Händen. Vielleicht erhört sie mich jetzt.«
    »Aber du kannst jetzt noch nicht nach Bowen fahren«, beharrte Ying. »Wir haben keine Zeit, und ich brauche dich dringend.«
    »Ich weiß«, entgegnete Lew nachdenklich. Wenn das Palmer-Gold nun nichts als ein Hirngespinst war? Die Reise in den Norden würde ihn viel Geld kosten. Sollte er wirklich seine Ersparnisse dafür aufs Spiel setzen? Und er wäre monatelang fort. Würde er Perfy dadurch noch einmal verlieren? Doch die Beschreibung von einem Fluß voller Gold brachte sein Blut in Wallung. Er mußte in den Norden fahren; er wäre verrückt, wenn er sich diese einmalige Gelegenheit entgehen ließe. »Keine Sorge«, versicherte er Ying, »ich komme mit.«

6
    W o war Eddie bloß abgeblieben? Billy Kemp hatte es satt, noch länger zu warten. Offenbar dachten die Jungs in der Stadt, daß er eine Stelle bei einem Fuhrunternehmer angenommen hatte und jetzt mit einem Ochsengespann Vorräte von einem Depot zum nächsten karrte. Solche Unternehmer verdienten heutzutage ein Vermögen, selbst am Cape berechneten sie schon fünfundzwanzig Shilling, um eine Fuhre Waschgestein bis zum nächstbesten Flußlauf zu schaffen. Wenn das so weiterging, würde man sich bald nicht einmal mehr räuspern können, ohne dafür bezahlen zu müssen. Ihre Schürfstelle gab nichts mehr her, und Billy hatte sie für fünfzig Pfund an einen Neuankömmling verkauft – kein schlechtes Geschäft, wenn man bedachte, daß sie keinen Pfifferling mehr wert war. In der ganzen Gegend hatte man mittlerweile Goldadern entdeckt, doch inzwischen mußten die Schürfer in immer größere Tiefen vordringen, um noch fündig zu werden. Das bedeutete, daß man mit Dynamit sprengen und die Schächte abstützen mußte, was wiederum größere Kosten mit sich brachte.
    Billy schlenderte zu einer Wellblechhütte, die als Schenke und Laden diente, und bestellte sich ein Glas Bier. Es hatte schon den ganzen Monat geregnet, und die Gegend, von der er eigentlich gedacht hatte, sie hätte noch nie einen Regentropfen gesehen, war ein einziger Morast. Seine Stiefel waren mit einer dicken Schlammschicht überkrustet.
    »He, Billy«, rief ihm der Gastwirt zu. »Wo ist denn dein Freund Eddie?«
    »Der Teufel soll mich holen, wenn ich das weiß«, entgegnete Billy wütend.
    »Ich habe einen Brief für ihn. Der sieht ganz so aus, als wäre er einmal nach China und zurück gegangen.«
    »Donnerwetter, gib her!«
    Der Wirt suchte einen Umschlag heraus, der nicht nur zerknittert, sondern auch so durchweicht war, daß man die tintenverschmierte Anschrift kaum noch lesen konnte. Er kam von Eddies Vater und war schon Monate alt. Nachdem Billy die üblichen guten Wünsche, Bemerkungen über das Wetter und die Ermahnung, sein Sohn solle wieder zur See fahren, überflogen hatte, stieß er doch tatsächlich auf eine aufschlußreiche Neuigkeit. Die hübsche Nachbarin der Kemps mit dem seltsamen Namen, Perfection Middleton – Billy mußte lächeln bei dem Gedanken, wie er ihr einen Abschiedskuß gegeben hatte – war zu Geld gekommen. Ihr gehörte eine Farm im Hinterland namens Caravale, und die Middletons waren jetzt feine Leute.
    Er setzte sich auf die schlammverschmierten Stufen und überlegte. Caravale war gar nicht so weit entfernt, nur ungefähr hundertfünfzig Kilometer im Osten. Er sollte dem Mädchen einen Besuch abstatten. Wo zum Teufel steckte nur Eddie? Er brauchte ihn, denn schließlich war Eddie ihr Nachbar. Vielleicht würde sich ein Besuch ja lohnen.
    Nachdem er einige Tage geritten war, wies ihm jemand den Weg zum Sitz der Familie Buchanan. Dort fand Billy allerdings nur noch die Wirtschaftsgebäude vor; das Wohnhaus war abgebrannt. Auf dem

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