Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Reiten wir lieber nach Osten und umgehen den Fluß.«
    »Die Kletterei in den Bergen ist es nicht wert«, wandte Galbraith ein.
    Auch nach einigen Wochen erwies sich die Überquerung des Lynd als gewagtes Unternehmen. Zwei Ochsen wurden von den tobenden Wassermassen abgetrieben. Jack Kennedy wurde aus dem Sattel gerissen; doch da er ein guter Schwimmer war, ließ er sich von der Strömung treiben und rettete sich weiter flußabwärts ans Ufer. Bei Einbruch der Nacht sammelten sie sich erschöpft auf der gegenüberliegenden Seite. Dennoch machten sie sich am nächsten Tag auf den Weg. Es war ein wundervolles Land, fand Ben, mit riesigen Eukalyptusbäumen und spärlichem Unterholz. Kein Wunder, daß die Viehzüchter hier ausharrten, denn es gab Weideland im Überfluß. So ritten sie zwei Tage lang, bis Jack Ben darauf aufmerksam machte, daß sie von Schwarzen verfolgt wurden. Um die Eingeborenen zu besänftigen, schlachteten sie einen Ochsen und ließen ihn liegen. In der nächsten Nacht stellten sie eine Wache auf, doch die konnte nicht verhindern, daß ihnen bald von allen Seiten die Speere um die Ohren flogen. Die Schwarzen hatten ihren Überraschungsangriff gut geplant und schon längst wieder das Weite gesucht, als die Männer zum Gewehr griffen und das Feuer erwiderten. Ben rief laut nach den beiden Schafscherern, die zur Wache eingeteilt waren, und hörte erleichtert, wie sie antworteten. »Tut mir leid, Boß!« meldete sich der Scherer Jim Forbes. »Wir haben nichts gesehn und nichts gehört! Mein Gott! Ist jemand verletzt?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Ben, als die anderen Männer aus dem Dunkel auftauchten. Eddie Gaunt jedoch packte angstschlotternd Bens Arm.
    »Fred ist verletzt, Boß.« Fred war einer der Goldgräber. »Er ist noch im Zelt. Ein Speer ist durch die Plane gedrungen.«
    Sie zündeten eine Laterne an und stürzten in das Zelt. »Der ist nicht bloß verletzt«, meinte Billy. Der schwere Speer hatte die Zeltplane durchstoßen, sich in Freds Rücken gebohrt und ihn zu Boden geworfen. Der Goldsucher war tot.
    Am Morgen stellten sie fest, daß die Schwarzen neun von den Rindern abgeschlachtet und liegengelassen hatten.
    »Undankbares Pack«, kommentierte Billy kühl. »Die kriegen so schnell nichts mehr.«
    »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für dumme Witze«, zischte Ben wütend. Der andere Goldgräber, Daniel Carmody, und Eddie Gaunt sprachen bereits vom Umkehren, aber nun hatten sie nur noch etwa zweihundert Kilometer vor sich. Ben würde nicht zulassen, daß sich die Männer allein auf den Rückweg machten.
    Nach wenigen Tagen stießen sie auf andere Goldsucher. Einige hatten ihre Familien mitgenommen und waren froh über die Sicherheit, die ihnen die größere Gruppe bot, auch wenn sie nur langsam vorankamen. Sie waren ebenfalls von Schwarzen angegriffen worden und hatten Opfer zu beklagen. Bens Treck geriet in Unordnung. Es machte ihn zornig, daß er nicht länger die Leitung innehatte und mit mehr als vierzig fremden, schießwütigen Menschen unterwegs war, die ständig ins Gebüsch feuerten und seine Rinder erschreckten. Alle waren unruhig. Zwar steuerte man dasselbe Ziel an, doch statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, bekämpften sie sich rücksichtslos – die alles verzehrende Gier nach Gold forderte ihren Tribut. Hinzu kam, daß sich die Goldsucher unentwegt durch dichtes Gestrüpp und hüfthohes Gras kämpfen mußten, und die Stimmung wurde von Tag zu Tag schlechter. Erst gab es Streit um die Lebensmittelrationen, dann konnte man sich nicht über die Richtung einigen. Sogar Ausrüstungsgegenstände wurden gestohlen. Mehrere Männer, die von Schlangen gebissen wurden, erholten sich wieder, doch eine Frau starb und fand in einem einsamen Grab in der Wildnis ihre letzte Ruhestätte.
    Auf das Regenwetter folgte eine unsägliche Hitze. Wie glühend die Sonne jetzt auf die Erde niederbrannte, erschreckte selbst Ben. Die hohen, weißen Bäume – einzige Abwechslung in dieser eintönigen Landschaft – boten keinen Schatten mehr. Niedergeschlagen mußte Ben erkennen, daß sich dieses Hügelland bis zum Palmer River hinziehen würde, Das Boot und die zwei Wagen erwiesen sich als äußerst hinderlich. An manchen Stellen war die Erde zu Staub verwittert, und man sank bis zu den Knien ein. Diese Staubverwehungen waren schlimmer als Treibsand. Auch die Wagenräder blieben immer wieder stecken. Das Boot konnten sie nicht zurücklassen, denn bevor sie den Palmer erreichten,

Weitere Kostenlose Bücher