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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Jack Kennedy konnte den Schuß nicht abgegeben haben, denn er war bei der Herde geblieben. Doch da kam auch schon Billy Kemp vom Hügel herab. »Wie gut, daß ich aufgepaßt habe«, rief er lachend. »Hab mir schon gedacht, daß die zurückkommen und sich das Essen holen.« Er ging zu dem Toten hinüber und stieß ihn mit dem Fuß in die Seite. »Der tut keinen Mucks mehr.«
    »Er hätte mich umbringen können!« brüllte Ben, der immer noch wie betäubt dastand. »Der hatte den Finger am Abzug, Sie verdammter Idiot!«
    »Das mußte ich in Kauf nehmen«, meinte Billy achselzukkend. »Ich glaube, er hätte Sie sowieso umgelegt.«
    »Sie hätten sich von hinten an die beiden ranschleichen können.« Der Schotte ergriff Partei für Billy. »Dazu wäre vielleicht nicht genug Zeit gewesen, mein Guter. Wir schulden Billy was. Ein ausgezeichneter Schuß, hätt ich auch nicht besser hingekriegt.«
    »Ach was, nur ein Glückstreffer«, schmollte Ben.
    Von nun an rasteten sie in der glühenden Mittagshitze und stellten in jeder Nacht Wachtposten auf. Von den anderen Goldsuchern konnten sie weit und breit kein Lebenszeichen entdecken; die weite, öde Landschaft schien sie verschluckt zu haben.
    Am Mitchell River verloren sie wertvolle Zeit, als sie das Ufer nach einer Stelle absuchten, an der sie mit dem Wagen übersetzen konnten. Bens Männer schimpften jetzt über McFeat mit seinem Fuhrwerk, aber der Schotte war ein sturer Mann und ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Ben beneidete ihn um seine Entschlossenheit.
    Inzwischen machte es ihm nichts mehr aus, daß McFeat die Führung des Trecks übernommen hatte. Bens Kräfte ließen nach, weil er kaum mehr schlafen konnte. Und wenn er schlief, plagten ihn Alpträume. Beim Aufwachen wußte er im ersten Augenblick nicht, wo er sich überhaupt befand, und danach fühlte er sich verzweifelt und niedergeschlagen. Deshalb schlug Ben vor, ein paar Tage Pause einzulegen, als sie den Mitchell überquert hatten. Die anderen Männer überstimmten ihn. Der Palmer war nicht mehr weit. Der sagenumwobene Palmer! Nur Agnes McFeat unterstützte Bens Vorschlag. »Wir sollten eine etwas längere Rast einlegen, Jock. Ben und Eddie können nicht mehr.«
    Ben war gekränkt, daß man ihn mit Eddie Gaunt in einen Topf warf, der sich zu jeder Gelegenheit im Wagen verkroch und vorgab, vom Sonnenstich bis hin zum Gelbfieber an allen nur erdenklichen Krankheiten zu leiden. Es war schwer zu beurteilen, ob er wirklich krank war oder nicht. Da er ansonsten zu nichts zu gebrauchen war, kümmerte sich am Ende niemand mehr um ihn.
    »Mir geht’s gut«, meinte Ben zu den anderen. »Wenn Sie weiterziehen wollen, ist mir das nur recht.«
    Als sie aufbrachen, ritten Ben und Jack Kennedy allein voraus, um einen leichteren Weg zu suchen. Bei ihrer Rückkehr trafen sie zunächst nur auf Billy, der Wache hielt. Fröhlich grinsend teilte er ihnen mit: »Unsere Schotten haben Besuch gekriegt. Sieht so aus, als wären die Schwarzen auf dieser Seite des Flusses zur Abwechslung mal freundlich gesinnt.«
    Jock und Agnes McFeat und Eddie Gaunt unterhielten sich gerade mit einer Gruppe kichernder schwarzer Frauen und Kinder, reichten ihnen dünne Scheiben des in Asche gebackenen Brotes und gestatteten ihnen, den Finger in die Sirupdosen zu tauchen. Aufmunternd lächelten sie auf die nackten Eingeborenen herab.
    »Schaut«, rief Agnes ihnen zu. »Das sind sanfte, freundliche Menschen. Verhaltet euch still, Jungs, und erschreckt sie nicht.«
    Kennedy gehorchte. Langsam stieg er vom Pferd und wand die Zügel um einen Ast, während er die Neuankömmlinge unentwegt anlächelte. Die Frauen wurden unruhig, liefen aber nicht davon.
    Ben, der auf seinem Pferd sitzen blieb, versuchte den Grund für seine Unruhe zu erforschen. Warum sollten sich diese Schwarzen bei der ersten Begegnung mit Weißen anders verhalten als die anderen? Wo hatten sie überhaupt schon Weiße kennengelernt? War dieser Stamm wirklich freundlich? Seit sie den Mitchell River hinter sich gelassen hatten, waren ihnen keine Eingeborenen mehr begegnet, doch der Schein ihrer Feuer in den Hügeln hatte sie stets begleitet. Was hatte ihm der alte Tinbin doch noch erzählt? Er schob seinen Hut ins Genick und fuhr sich mit den Fingern durchs verfilzte Haar. Dabei fragte er sich, wie er mit dem zottigen Haar und dem wilden Bart jetzt wohl aussehen mochte. Agnes hatte sich erboten, den Männern die Haare zu schneiden, aber mit einer langen Mähne war man besser gegen

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