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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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die stechende Sonne geschützt. Agnes mit ihrem kastanienbraunen Haar und der hellen, sommersprossigen Haut diente einzig der Hut als Schutz gegen die Sonne, aber erstaunlicherweise bekam sie nie einen Sonnenbrand. Es wunderte ihn auch, wie sie es schaffte, immer sauber und adrett auszusehen und diesen Treck scheinbar ohne Schwierigkeiten zu meistern. Sie konnte den Wagen ebensogut lenken wie ihr Mann und auf dem Lagerfeuer die schmackhaftesten Gerichte kochen. Weder die allgegenwärtigen Mückenschwärme noch das trübe Wasser der Bäche, mit dem sie zum Teekochen vorliebnehmen mußten, schienen ihr etwas auszumachen. Während er die Schwarzen ratlos betrachtete, erinnerte er sich plötzlich. Merkin. Der Stamm der Merkin. Und die Kunjin. Tinbin hatte ihn vor diesem grausamen Stamm gewarnt, der seine Mädchen zu den Reisenden schickte, um sie in Sicherheit zu wiegen. Allmächtiger Gott! Wenn das nun eine Falle war?
    Er packte sein Gewehr, feuerte in die Luft und sprang neben dem Wagen vom Pferd. Die Eingeborenen stoben in alle Richtungen davon. »Weg mit euch!« brüllte er. Sein Pferd bäumte sich auf, die Frauen kreischten vor Angst, packten ihre Kinder und suchten Deckung im Busch.
    Agnes rannte ihm entgegen. »Hören Sie auf, Ben! Sind Sie denn vollkommen verrückt geworden?«
    Ben versuchte, den anderen sein Vorgehen zu erklären, doch sie teilten seinen Verdacht nicht. Selbst Kennedy war der Meinung, man sollte die Schwarzen lieber nicht reizen, sondern jede Gelegenheit nutzen, um mit ihnen Freundschaft zu schließen.
    »Sie haben uns in Gefahr gebracht«, sagte Jock anklagend. »Machen Sie das nicht noch einmal!«
    Ben hatte das Gefühl, auf den Platz eines Treibers verwiesen worden zu sein, und so blieb er mit Jack Kennedy zurück, um sich um die immer kleiner werdende Herde zu kümmern.
    Nur einen Tag später stießen sie auf einen verlassenen Lagerplatz. Die Zelte standen noch, aber die Glut der Lagerfeuer war erloschen, und ein Teekessel schaukelte einsam über der Feuerstelle.
    »Hier stinkt’s«, meinte Billy, als sie durch das Lager ritten. Ben nickte. Der Verwesungsgeruch war unverkennbar.
    Im Gebüsch fanden sie die Leichen von sechs Goldgräbern. Sie waren skalpiert; der grausige Beweis für einen Überfall der Aborigines.
    »Wenn Sie diese Niggermädchen nicht weggejagt hätten«, schimpfte Billy, »hätten wir vielleicht mit den Schwarzen was aushandeln können.«
    »Die Mädchen waren nur Lockvögel«, beharrte Ben. »Nichts als Lockvögel!«
    Aber er hatte keine Beweise dafür. Von seinen Begleitern hatte er die Nase voll. Außerdem fühlte er sich krank. Er litt unter stechenden Kopfschmerzen und schwitzte übermäßig viel. Um den Feuchtigkeitsverlust seines Körpers auszugleichen, trank er soviel Wasser, wie er konnte, aber er wußte, daß es nicht ausreichte. Zudem wurde in diesem Gebiet das Wasser knapp.
    Da Eddie die ganze Zeit im Wagen blieb, wandte sich Agnes eines Tages an Ben. »Wozu haben Sie diesen Kerl überhaupt mitgenommen? Er hustet Blut. Er hat die Schwindsucht und braucht einen Arzt.«
    Ich brauche auch einen Arzt, dachte Ben. Was ist, wenn wir Gold finden? Wie, zum Teufel, sollen wir jemals den Rückweg bewältigen? Ben hatte so stark abgenommen, daß er neue Löcher in einen Gürtel stanzen mußte, und die Hose schlotterte ihm um die Hüften. Er dachte an Caravale. Es schien unendlich weit entfernt zu sein. Und Perfy. Er hätte ihr nach Bowen nachreisen und sich mit ihr aussprechen sollen. Die Wahrheit sagen und sich entschuldigen. Einen Waffenstillstand schließen. Er hätte sie bitten sollen, ihm Zeit zu geben, damit er Darcys Anteil an Caravale zurückkaufen konnte, in Darcys Namen und aus Achtung vor Darcy. Das hätte sie verstanden. Und Diamond? Müde ritt er neben der Herde her. Die Pferde hatten sich nun an das schwierige Gelände gewöhnt und suchten sich wie die Rinder allein ihren Weg durch das niedrige Dickicht. Aus der Ferne wirkte es undurchdringlich, doch wenn man näher kam, war man erstaunt, wie licht es eigentlich war. Dieser Eindruck wurde von der Weite der Landschaft hervorgerufen. Der blaue Himmel, die vor Hitze flirrende Luft, schlaff herabhängende Blätter und weiße, abgestorbene Baumstümpfe, die aus dem gelben Stoppelgras ragten – sie waren umgeben von einer endlosen, furchteinflößenden Ödnis, ganz gleich, in welche Richtung sie blickten. Hier konnte man verdammt leicht in die Irre gehen. Um sich zu beruhigen, tastete Ben nach dem

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