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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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mußten sie noch auf dem Mitchell River übersetzen. Und anstatt auf der kürzesten Strecke durch den Busch zu ziehen, mußten sie die Berge umrunden und gewaltigen umgestürzten Bäumen ausweichen, die ihnen den Weg versperrten. An einem Tag legten sie kaum mehr als acht oder neun Kilometer zurück.
    Eines Vormittags wandte sich Jack Kennedy an Ben. »Wir müssen das anders machen, Boß.«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?« fragte Ben ungehalten.
    »Diese verdammte Hitze bringt uns noch um. Wir müssen um die Mittagszeit ein paar Stunden Pause machen, sonst kriegen wir noch ’nen Hitzschlag.«
    Ben seufzte. Er hatte sich schon ähnliche Gedanken gemacht. Die Pferde lahmten und die Männer stolperten dahin oder ließen sich von den ohnehin schon überladenen Wagen ein Stück mitnehmen. »Noch nie im Leben habe ich so geschwitzt. Wir müssen über vierzig Grad haben.«
    »Bestimmt mehr«, meinte Jack. Er hatte ein Thermometer mitgenommen, das er wie seinen Augapfel hütete. »Schauen Sie.«
    Angestrengt starrte Ben auf das Thermometer. Es zeigte vierundvierzig Grad.
    »Wir gehen nach Norden, also wird’s bestimmt noch schlimmer«, erklärte Jack. »Wir müssen mehr Wasser mitnehmen, sonst trocknen wir aus.« Die Frage, ob in den heißesten Stunden des Tages eine Pause eingelegt werden sollte, spaltete die Gruppe in zwei Lager.
    »Ich bin dafür, daß wir das Boot und die Wagen zurücklassen, denn dann kommen wir schneller vorwärts«, rief einer der Männer. Die Mehrheit stimmte ihm zu, darunter einer der Wagenlenker. Er spannte die Pferde aus und lud soviel Vorräte wie möglich auf eines der Ersatzpferde.
    »Vielleicht hat er recht«, raunte Billy Kemp Ben zu. »Die Rinder halten uns schon genug auf. Nie hätte ich gedacht, daß das Boot so hinderlich ist.«
    »Nein, wir behalten es«, beharrte Ben.
    »Hören Sie, diese Kerle haben die Flüsse immer ohne Boot überquert. Sie haben sich einfach ein Floß gebaut.«
    »Mag sein. Aber denken Sie dran, was sie erzählt haben. Ein paar Männer sind ertrunken. Und was war mit den Vorräten? Die haben schon ganz schön was verloren, wir dagegen nicht ein einziges Gramm.«
    Die Goldsucher, die beschlossen hatten, zu Fuß weiterzuziehen, wanderten über die Hügel davon und überließen Ben und seine kleine Gruppe dem Schicksal. Bei ihm blieben außer Jack Kennedy, Billy Kemp und Eddie Gaunt nur der zweite Wagenbesitzer, ein stämmiger Schotte, mit seiner Frau.
    Jock McFeat, der Schotte, grinste Ben an. »Denen brauchen wir keine Träne nachzuweinen, mein Junge.« Er kletterte vom Kutschbock und begann den verlassenen Wagen zu durchstöbern. Das Bettzeug reichte er an seine Frau weiter. »Ich bin der Meinung, daß meine Frau im Wagen am sichersten ist, falls wir angegriffen werden, also bleiben wir bei euch.«
    Tagelang quälten sie sich mühsam voran. Der nächste Angriff, den sie abwehren mußten, kam nicht von Schwarzen. Als Ben an der Spitze des Trecks durch eine Schlucht ritt, sah er sich plötzlich zwei maskierten Reitern gegenüber. Der eine richtete sein Gewehr auf Ben und befahl: »Wirf deine Waffe weg. Und sag deinen Kumpels, sie sollen dasselbe tun.«
    Eddie Gaunt, der hinter Ben geritten war, schnallte verängstigt seinen Pistolengürtel ab und ließ ihn zu Boden fallen. Ben tat mit seinen Waffen das gleiche. »Was wollt ihr?«
    »Unsere Jungs haben einen gewaltigen Kohldampf«, lautete die Erklärung des Buschkleppers. Ben erkannte die Stimme eines seiner ehemaligen Weggenossen, konnte sich jedoch nicht genau entsinnen, wem sie gehörte. »Den Wagen könnt ihr behalten, aber die Rinder nehmen wir mit.« Er nickte den McFeats zu. »Ihr zwei kommt von eurem Wagen runter, oder euer Boß kriegt eine Kugel zwischen die Rippen.«
    Der zweite Buschräuber saß beinahe unbeteiligt auf seinem Pferd, das Gewehr lässig in der Hand. Ben und Eddie hatten keine andere Wahl als abzusteigen. Ben machte sich mehr Sorgen um ihr Leben als um das Vieh. Die Verfolgung der Viehdiebe würden sie ohne weiteres aufnehmen können, wenn man ihnen nur die Pferde ließ. Wenn man sie überhaupt am Leben ließ … Plötzlich knallte ein Schuß. Der Buschklepper riß die Flinte nach oben und feuerte einen Schuß ab. Im nächsten Augenblick schrie er auf und fiel mit blutüberströmten Gesicht rücklings vom Pferd. Wie gelähmt starrte der zweite auf seinen Kameraden. Dann riß er sein Pferd herum und galoppierte davon, als wäre der Teufel hinter ihm her.
    Verblüfft blickte Ben sich um.

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