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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Schicksal der ganzen Stadt auf dem Spiel.
    Wie konnte Perfy es nur wagen, sich mit Cornelia Buchanan anzulegen! Tolley hielt große Stücke auf Cornelia, die mit gutem Recht ihr Land gegen solche Emporkömmlinge verteidigte. Wenn Jack Middleton noch am Leben gewesen wäre, hätte er diesem Unfug Einhalt geboten. Der Bankdirektor seufzte. Seine letzte Hoffnung war dieser Dummkopf Herbert, Perfys Freund. Er kam bei den Damen gut an, dieser Mr. Watlington. Wenn für ihn etwas dabei heraussprang, war er vielleicht genau der Richtige, um Perfy zu einem Geschäft zu überreden …
     
    Ein dunkles Gefühl der Vorahnung beschlich den sonst so arglosen Herbert. Was konnte Tolley diesmal nur von ihm wollen? Er hatte keine Schulden. Es war, gelinde gesagt, ärgerlich, so früh geweckt und in Tolleys Büro gerufen zu werden. Der Kerl glaubte wohl, über Bowen und all seine Einwohner nach Lust und Laune verfügen zu können. Na, der sollte erst mal warten. Herbert kleidete sich sorgfältig an und nahm in aller Ruhe ein Frühstück ein, ehe er sich in die drückende Hitze des Morgens begab. Dieser ewig blaue Himmel wurde ihm langsam unerträglich. Er sehnte sich nach einem richtigen Winter. Würde er jemals wieder den Wechsel der Jahreszeiten erleben, sich über die ersten Vorboten des Frühlings freuen? Hier gab es keinen Frühling, oder zumindest hatte er noch nie etwas davon bemerkt.
    Während er die Hauptstraße entlangging, versuchte er, die Ursache seines Trübsinns zu ergründen. Vielleicht hatte es wieder etwas mit Caravale zu tun. Was hatte Alice Middleton neulich zu ihm gesagt? »Ich glaube, die Leute schneiden uns in letzter Zeit, Herbert.«
    Frauen kamen manchmal auf sonderbare Gedanken, aber das war doch ein starkes Stück. »Meine liebe Alice, wie kommen Sie denn auf diese Idee?« hatte er gefragt.
    »Haben Sie zum Beispiel gewußt, daß man uns im Krankenhaus nicht mehr braucht?«
    »Darüber können Sie sich doch nicht beklagen. Sie haben Ihre Arbeit eben getan.«
    Aber Alice schüttelte den Kopf. »Es kommt niemand mehr bei uns vorbei, und wir werden von keinem mehr eingeladen.«
    Herbert sah zu, wie sie den Tisch für den Nachmittagstee deckte. »Wenn ich mich recht entsinne, hat meine verwitwete Tante auch einmal etwas Ähnliches gesagt«, erzählte er fröhlich. »Als nach dem Tod ihres Ehemanns die Trauergäste verschwunden waren, stellte sie erstaunt fest, daß sie aus den gewohnten Kreisen ausgeschlossen wurde. Das liegt daran, daß die Gastgeberinnen unsinnigerweise darauf bedacht sind, immer ebenso viele Herren wie Damen an ihrem Tisch zu haben. Meine Tante Edith hat sich sehr darüber geärgert, sie hat sich beschwert, sie würde nur noch als halber Mensch angesehen werden.«
    »Und wie ist es dann weitergegangen?«
    »Das weiß ich nicht, ich habe zu dieser Zeit England verlassen. Aber vielleicht haben wir es hier mit derselben Erscheinung zu tun. Sie und Perfy sind recht hübsche Damen. Die armen Frauen der Gesellschaft in Bowen haben wahrscheinlich die Türen vernagelt vor lauter Angst, ihre Männer könnten Ihren Reizen erliegen.«
    Alice lachte. »Sie sind wirklich zu nett, Herbert, aber ich glaube, man kann das nicht so einfach abtun. Eigentlich sollte ich mir über so etwas keine Gedanken machen, aber ich tue es trotzdem. Es war schön, Freunde hierzuhaben. Jetzt sind Sie der einzige, der noch vorbeikommt.«
    »Das wird sich schon wieder ändern. Die Dorfleute haben manchmal ihre Marotten, das wissen Sie ja.«
    Perfy kam herein. Sie hatte das Gespräch offenbar mitgehört. »Ihr seid beide Engländer, ich nicht«, sagte sie verärgert. »Ich weiß nichts über Dörfer, erzählt mir doch davon.«
    Herbert war überrascht von Perfys bitterem Tonfall. Er stand auf, als sie sich an den Tisch setzte, und blickte Alice hilfesuchend an, doch diese wandte sich ab und goß den Tee ein. »Mutter und ich waren am Sonntag auf dem Gemeindefest«, sagte Perfy wütend, »und alle haben uns geschnitten! Keiner, der mit uns geredet, sich zu uns gesetzt oder uns einen Platz angeboten hätte. Als ob wir unsichtbar wären! Hat sie Ihnen das auch erzählt?«
    »Hm, nein …« fing Herbert an, doch Perfy fiel ihm ins Wort. »Also, was habt ihr vorhin über Gastgeberinnen gesagt?«
    Da mischte Alice sich ein. »Jetzt ist’s aber genug! Entschuldigen Sie, Herbert, ich hätte gar nicht erst davon reden sollen. Wahrscheinlich bilden wir uns das alles nur ein.«
    »Nicht, daß es von Bedeutung wäre«, meinte Perfy.

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