Sonnenfeuer
sich mit Kieselsteinen bezahlen?«
»Um das Geld brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Ich kümmere mich darum.«
»Wollen Sie damit sagen, daß Sie mir aus reiner Menschenfreundlichkeit das Geld für eine halbe Farm geben?«
»Leihen«, berichtigte Tolley.
»Das ist ein beachtlicher Kredit, mein Guter. Welcher guten Fee verdanke ich denn dieses Glück?«
Tolley räusperte sich. »Es ist ganz einfach, Herbert. Sie bekommen von mir das Geld, um Perfy auszuzahlen. Inzwischen haben wir in Bowen ja unser eigenes Grundbuchamt, der Eigentümerwechsel kann also unverzüglich eingetragen werden. Dann verkaufen Sie wiederum an die Buchanans. Sie werden natürlich eine Prämie in angemessener Höhe erhalten.«
Herbert zog eine Augenbraue hoch. »Man bezeichnet den Gewinn aus einem rechtmäßigen Verkauf nicht als Prämie, mein Herr. Wie hoch wird Ihrer Ansicht nach der Gewinn bei einem Wiederverkauf sein?«
»Zweihundert Pfund«, erwiderte Tolley eifrig.
»Das ist nicht gerade viel für eine derartige Gefälligkeit«, murmelte Herbert.
»Zweihundertfünfzig«, bot Tolley an.
»Dreihundert«, sagte Herbert.
»Na schön, meinetwegen dreihundert. Ich habe den Vertrag zwischen Ihnen und Miss Middleton schon vorbereitet. Unterschreiben Sie hier. Dann lasse ich Perfy unterschreiben, und diese Schwierigkeit ist aus der Welt geschafft.« Er reichte Herbert einen Federhalter und sah zu, wie dieser seinen Namen unter den Vertrag setzte. »Sie werden es nicht bereuen, Herbert, glauben Sie mir.«
»Natürlich«, meinte Herbert. »Aber ich denke, es wäre klüger, wenn ich mich selbst an Perfy wende. Sonst wundert sie sich, warum ich ihr nicht schon vorher etwas von meinen Kaufabsichten gesagt habe.«
Tolley zögerte. »Da haben Sie wahrscheinlich recht.«
»Sie können doch nicht einfach bei ihr hereinplatzen und sie damit überfahren. Schreiben Sie mir nur den Scheck aus und geben Sie mir den Vertrag, und ich kaufe den Grund für Sie.« Samuel Tolley war sehr zufrieden.
Als Perfy den Vertrag gelesen hatte, schlug sie zornig mit der Faust auf den Küchentisch. »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich, Herbert Watlington? Wieviel zahlt Ihnen Cornelia Buchanan dafür, daß Sie den Strohmann spielen und morgen an sie verkaufen?«
»Dreihundert Pfund«, erwiderte er lachend. »Leichtverdientes Geld. Sie wahren das Gesicht, die Stadt bleibt vom Zorn der Viehzüchter verschont und so weiter.«
»In Gottes Namen, Perfy, unterschreib«, drängte ihre Mutter. »Ich habe genug von all dem Ärger. Wir brauchen das Geld, wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein.«
»Nein, ich unterschreibe nicht. Es würde schließlich auf dasselbe hinauslaufen. Tut mir leid, Herbert, ich hoffe, Sie verstehen mich.«
Herbert nickte freundlich. »Lassen Sie sich das Ganze ein paar Tage durch den Kopf gehen, dann sehen wir weiter. Treffen Sie keine vorschnellen Entscheidungen.«
»Ja, denk mal in Ruhe darüber nach, Perfy«, meinte auch Alice.
*
Als Herbert zu Tolley zurückschlenderte, um ihm mitzuteilen, daß Perfys Entscheidung noch ausstand, freute er sich schon darauf, ihm einen Denkzettel zu verpassen. Wie konnte er von ihm, Herbert Watlington, annehmen, daß er seine Freunde hintergehen würde? Und das zugunsten eines Kerls, der ihn einmal mit Drohungen einzuschüchtern versucht hatte? Herbert mochte es nicht, wenn man ihm drohte. Versonnen lächelte er vor sich hin. Nein, er würde Perfy und Alice unter keinen Umständen betrügen, aber wenn ihm erst einmal Caravale gehörte, würden Tolley und seine Bande es mit einem härteren Gegner zu tun haben als mit zwei wehrlosen Frauen.
Er tippte an seinen Hut, um im Vorbeigehen ein paar Bekannte zu grüßen. »Ehrenwerter Mr. Tolley«, sagte er zu sich, »man hat es nicht gern, wenn man unterschätzt wird. Am wenigsten von einem Kerl, der einmal als einfacher Kassierer angefangen hatte.«
Cornelia konnte ihren Aufenthalt in Bowen nicht genießen, obwohl die Hotelangestellten sehr zuvorkommend waren und sie und ihre Freunde hübsche Zimmer mit einem herrlichen Ausblick aufs Meer bewohnten. Solange die Sache mit Caravale nicht geregelt war, erschien ihr alles andere unwichtig. Die Chesters von der Twin-Hills-Farm verstanden es, schwungvolle Feste und nette Picknicks zu veranstalten, und Aggie Lamond von Merri Creek schien sich mit aufwendigen Tischgesellschaften und Tanzabenden hervortun zu wollen. Sie alle konnten nicht nachempfinden, was Cornelia durchgemacht
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