Sonnenfeuer
Buchanan verlobt. Die Buchanans müssen ja eine besondere Anziehung auf Sie haben.«
Perfy starrte ihn an. »Wer hat Ihnen das gesagt?«
Herbert hatte seine Gründe, warum er Diamond noch nicht ins Spiel bringen wollte. »Lew. Wissen Sie, es kommen immer wieder mal Viehzüchter nach Charters Towers …«
»Lew weiß davon? O Gott! Weiß er auch, daß ich die Verlobung rückgängig gemacht habe?«
»Ja ja. Aber warum eigentlich? Und wie sind Sie denn auf den Bruder gekommen?«
»Ich weiß nicht. Ich war völlig am Ende, als Daddy … gestorben ist, und Ben war so nett zu mir. Und seine Mutter Cornelia auch. Ich war wochenlang krank, und dann hat es sich einfach so ergeben.«
»Ist Ihnen nicht in den Sinn gekommen, daß er Hintergedanken dabei hatte? Beispielsweise, sich Ihre Hälfte von Caravale zu sichern?«
»Damals nicht, aber inzwischen schon«, antwortete sie kurz angebunden. »Jetzt wird er sie jedenfalls nie mehr bekommen. Aber eigentlich möchte ich lieber nicht darüber reden. Ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen, Herbert. Hier ist es so langweilig, und ich fühle mich schrecklich einsam. Nur Mutter zuliebe bleibe ich da, sonst würde ich nach Brisbane gehen, wo ich wenigstens Bekannte habe. Aber Mutter gefällt es in Bowen und in unserem Haus. Manchmal plagen mich schreckliche Schuldgefühle. Vielleicht wäre Daddy noch am Leben, wenn ich nicht so versessen darauf gewesen wäre, Caravale zu sehen.«
Er nahm ihre Hand. »So etwas dürfen Sie nicht denken, Perfy. Ihr Vater brannte ebenso darauf, die Farm zu sehen, das war ihm sehr wichtig, und das hat er mir selbst erzählt.«
»Ja, ich glaube, er wollte den Wert der Farm schätzen. Armer Daddy, er hat es nur für mich getan.«
»Lassen Sie den Kopf nicht hängen, meine Liebe.« Herbert bestellte Sekt. »Ich glaube, das ist hier das Nationalgetränk, also sollten wir es uns schmecken lassen. Sie sehen hübscher aus als je zuvor. Auf Ihr Wohl!« Irgendwann würde er einen neuen Versuch wagen, sie nach ihren Erlebnissen auf Caravale auszufragen. Dieser Buchanan mußte es ziemlich ungeschickt angestellt haben. Da hatte er das Mädchen schon fast vor dem Traualtar und verpfuschte noch alles. Herbert fragte sich, was Perfy umgestimmt haben mochte. »Sagen Sie, meine Liebe, warum langweilen Sie sich denn hier? Sie sind doch wohlhabend, haben ein nettes Zuhause und eine reizende Mutter. Oder trauern Sie etwa immer noch diesem Buchanan nach? Ben Buchanan, meine ich.«
Erstaunt sah sie ihn an. »Wo denken Sie hin? Ich hasse ihn, und ich werde ihm nie verzeihen. Wir hätten besser gar nicht erst von ihm geredet. Nein, ich bin nur etwas unausgefüllt, ich habe nichts zu tun. Erzählen Sie mir jetzt nicht, ich soll mehr im Krankenhaus arbeiten, das drückt meine Stimmung nur noch mehr. Ich weiß selbst nicht, was zur Zeit mit mir los ist.«
Er lachte. »Ich schon. Sie brauchen einen Verehrer.«
»Seien Sie doch nicht albern.«
»Ich meine es ernst. Das ist doch ganz natürlich, vor allein für eine hübsche junge Dame. Ich werde mich darum kümmern, daß Sie ein bißchen mehr Ablenkung haben.«
Sie nickte schwach und wenig begeistert, wie Herbert feststellte. »Wie geht es Lew?« fragte sie. Na endlich! Auf diese Frage hatte er schon lange gewartet. »Gut. Er ist mit dieser Expedition beschäftigt.«
»Er muß mich ja für ein schrecklich dummes Ding halten, daß ich mich mit Ben Buchanan eingelassen habe. Was hat er denn dazu gesagt?«
»Nun, um ehrlich zu sein, er hat sich nicht gerade gefreut.« Sie blickte zu dem Akkordeonspieler hinüber, der zum Leidwesen der speisenden Gäste ständig falsche Töne anschlug. »Es weiß wohl jeder über meine Liebschaften auf dem Land Bescheid, wie?«
»Nein, nein, keineswegs. Wir haben natürlich gewußt, daß Sie nach Caravale gereist sind. Aber es war wohl Mr. Chin, der damals in Charters Towers gewohnt hat und übrigens ein beträchtliches Vermögen angesammelt hat und jetzt auch als Geldgeber für die Expedi …«
»Herbert«, unterbrach sie ihn, »was wollten Sie mir eigentlich sagen?«
»Ach so, ja. Chin hat gehört, daß Sie mit Ben Buchanan verlobt sind, und zwar von Viehzüchtern, denn er pflegt den Umgang mit besseren Kreisen. Aber daß Sie die Verlobung aufgelöst haben und nach Bowen zurückgekehrt sind, hat Lew von Diamond erfahren.«
Seine Überraschung war ihm vollauf geglückt. Perfy errötete und stellte mit zitternder Hand ihr Glas ab. »Diamond? Wo haben Sie Diamond
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