Sonnenfeuer
getroffen?«
»Auf dem Schoner. Habe ich Ihnen das nicht gesagt? Sie begleitet Lew zum Palmer.«
Allein in ihrem Zimmer brach Perfy in Tränen aus. Aus Wut? Oder aus Selbstmitleid? Was machte es schon für einen Unterschied! Jede Erklärung wäre ihr recht gewesen, wenn sie sich nur nicht hätte eingestehen müssen, daß sie Lew Cavour durch ihre eigene Dummheit verloren hatte. Als er vom Tod ihres Vaters erfahren hatte, hätte er die kurze Strecke nach Bowen zurücklegen und sie besuchen können. Aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht. Wozu auch? Sie hatte Ben Buchanan vorgezogen und ihn damit vor den Kopf gestoßen. Wenn sie ihm nur erklären könnte, wie unwirklich ihr Aufenthalt auf dieser abgeschiedenen Farm gewesen war! Wenn sie sich nur entschuldigen und ihn um Verständnis bitten könnte! Wieder fing sie an zu weinen und hoffte inständig, Diamond würde ihm nie erzählen, warum sie, Perfy, sich von Ben Buchanan getrennt hatte; trotzdem würde Lew die zweite Wahl bleiben. Die Wahrheit … Wenn Diamond ihr nicht die Augen geöffnet hätte, wäre sie jetzt mit Ben verheiratet. »O mein Gott«, stieß sie unter Tränen hervor, »wie konnte ich nur so dumm sein?«
Der weitere Abend mit Herbert hatte sie größte Überwindung gekostet. Sie hatte sich nichts anmerken lassen dürfen und nicht gewagt, sich unter dem Vorwand von Kopfschmerzen zu entschuldigen, da Herbert sich so große Mühe gemacht hatte, den Abend nett zu gestalten. Dann hatten sich auch noch die O’Keefes zu ihnen gesellt und dem entzückten Herbert einen feinen Biskuitkuchen mit Schlagsahne und Passionsfrüchten darauf gebracht. Und wieso war Diamond überhaupt bei Lew? Wie konnte sie es wagen! Immer und immer wieder kreisten Perfys Gedanken um die beiden und raubten ihr den Schlaf. War Lew jetzt ihr Liebhaber? Warum auch nicht? Erst Ben, dann Lew. Sie stand auf und zündete die Lampe an. Ihr blieb nur eines. Sie mußte selbst zu diesem Palmer River. Andere Frauen hatten das auch schon geschafft. Herbert hatte ihr erzählt, daß auf Lews Schiff auch seine Freunde, die Bourkes, mitführen, auch die Mutter und die Tochter. Miss Bourke schien es Herbert recht angetan zu haben; er hatte sie als eine etwa zwanzigjährige, sehr anziehende Frau beschrieben. Frauen würde Lew also auch dort nicht entbehren müssen.
Perfy beschloß, Lew zu suchen und ihm alles zu erklären – daß sie Caravale verkaufen wollte, daß er von Anfang an recht gehabt hatte und sie gar nicht erst zu dieser Farm hätte fahren sollen.
Doch als die Morgendämmerung hereinbrach und den Himmel rötlich verfärbte, beruhigte Perfy sich und vermochte ihre Gedanken zu ordnen. Sie konnte nicht Hals über Kopf zum Palmer aufbrechen, das wäre eine weitere Fehlentscheidung. Herbert hatte recht, sie langweilte sich, weil ihr Liebe fehlte. Doch das hing nur von ihrer Einstellung ab. Als es draußen heller wurde, lauschte Perfy auf den Gesang der Vögel vor ihrem Fenster und lächelte. Es war an der Zeit, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, anstatt immer andere für ihr Unglück verantwortlich zu machen; Zeit, erwachsen zu werden, ein eigenes Leben zu führen. Wenn sie Lew wirklich etwas bedeutete, würde er zurückkommen, und wenn nicht, dann war es eben vorbei.
Sam Tolley studierte den Brief von Cornelia Buchanan. Die Buchanans waren inzwischen die besten Kunden seiner Bank. Nachdem viele vermögende Viehzüchter zu anderen Banken in Townsville und Charters Towers abgewandert waren, hätte Tolley alles getan, um nicht auch noch Cornelia Buchanan zu verlieren. Aber das war schwierig. Perfy Middleton hatte alles durcheinandergebracht, und der Streit um Caravale würde sich zuspitzen. Tolley wollte keinesfalls zu den Verlierern gehören, und so beschloß er, Cornelia zu unterstützen, die eine gefährlichere Gegnerin als Perfy sein konnte.
Schon seit Wochen zerbrach er sich den Kopf, wie die Schwierigkeiten zu überwinden wären. Zwar wollte Perfy verkaufen, jedoch nicht an die Buchanans. Es waren ihm die verschiedensten Gerüchte zu Ohren gekommen. Es hieß, Jack Middletons Tod sei nicht auf einen Unfall zurückzuführen. Dann war auch eine finstere Geschichte im Umlauf, wonach Ben Buchanan etwas mit einem schwarzen Mädchen gehabt haben sollte, aber derlei Dinge hörte man hier oft. Und manche Leute behaupteten, jemand habe das Farmhaus absichtlich angezündet. Tolley hätte zu gern erfahren, was wirklich passiert war. Doch Perfy verlor darüber kein Wort, und wie
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