Sonnenfeuer
verlassener Termitenhügel mit Wasser vermengte und dann feststampfte. Schließlich malte er sein Ladenschild. Als seine Frau zurückkehrte, war alles fertig. Stolz führte er sie durch den Laden und die dahinterliegenden kleinen Wohnräume. Doch anstatt sich mit ihm zu freuen, kochte Mrs. Bourke vor Wut. »Was bist du doch für ein Trottel! Warum hast du das nicht verhindert?«
Mit diesen Worten wies sie auf das Nachbarhaus, ein ebenfalls neuerrichtetes Gebäude mit einer langen Veranda; davor hing ein Schild, das die schlichte Aufschrift »Zimmer frei« trug.
»Was stört dich daran?« fragte Jim unschuldig. Diamond mußte kichern. Jim wußte ebenso gut wie sie, daß die Frauen, die sich dort auf den Bänken räkelten, Prostituierte waren und daß dieses Haus von einer schwatzhaften blonden Frau namens Glory Molloy geführt wurde.
»Willst du mich für dumm verkaufen, Jim Bourke? Du weißt genau, wie diese Frauen ihr Geld verdienen. Und ich verlange, daß du sie fortschickst.«
»Und wie soll ich das machen?« fragte er. »Außerdem werden sie bei uns einkaufen.«
Und so begann die Fehde zwischen Glory Molloy und Mrs. Bourke. Glory setzte sich durch und blieb da; und ihr Geschäft gedieh ebenso wie das der Bourkes.
Während die Mädchen sangen und tanzten, saß Glory mit ihrer Kasse auf der Veranda und beobachtete zufrieden die Männer, die kamen und gingen. Manchmal verließ Diamond ihren Schuppen im Hof der Bourkes und gesellte sich zu Glory, die viel zu erzählen hatte.
»Warum lebst du dort drüben wie eine Dienstmagd?« fragte Glory. »Ein Prachtweib wie du könnte sich bei uns eine goldene Nase verdienen. Die Männer mögen farbige Frauen.«
»Ich weiß«, antwortete Diamond lachend. »Danke, nein, ich will nicht lange hierblieben. Ich warte nur noch auf jemanden, der mich zurückbegleitet.«
»Bist ein kluges Mädchen«, meinte Glory. »Für die Seeleute auf dem Schiff wärst du ein gefundenes Fressen, und glaub bloß nicht, die würden dir was zahlen!«
In einer der darauffolgenden Nächte hörte sie das Lachen. Es war jenes Lachen, das sie seit ihren Jugendtagen nie mehr vergessen hatte. Glory erklärte ihr, der Mann sei ein guter Kunde, der gerade mit Taschen voller Gold vom Palmer zurückgekommen sei. Nur mit Mühe konnte sich Diamond beherrschen. Doch nach dem Gespräch mit Glory richtete sie es so ein, daß sie ihm über den Weg laufen mußte. Dabei faßte sie an das Messer, das sie noch immer am Bein trug, denn auch jetzt fürchtete sie sich vor ihm. Als er sie ansprach, zitterte sie am ganzen Leibe, aber sie mußte sich zuerst vergewissern.
»Billy Kemp heiß ich«, sagte er grinsend. »Billy Kemp, der als einer der ersten am Palmer sein Glück gemacht hat. Meine Güte, du hast ganz schön was zu bieten! Erzähl mir bloß nicht, Glory, daß diese Augenweide nicht für dich arbeitet.«
Er lehnte sich gegen eine Mauer und schwenkte seine Whiskyflasche. »Wieviel? Ich zahle, was du willst.«
»Haben Sie schon immer nach Gold gesucht, Billy?« fragte Diamond in unbeteiligtem Ton.
»Hat man so was schon gehört?« Billys Grinsen erstreckte sich über das ganze Gesicht. »Spricht wie ’ne Dame.« Lachend verbeugte er sich. »Nein, Mylady, ich war Seemann. Als unser morscher Kahn gekentert ist, hab ich mir gesagt, Billy, jetzt ist Zeit, daß du aufhörst. Schließlich kommen die Haifische nicht zu dir ins Haus, also bleibst du besser auch von ihrem Meer weg.«
»Ihr Schiff ist untergegangen?« hakte Diamond nach. »Da haben Sie aber großes Glück gehabt. Wie hieß es denn?«
»Das Schiff? Ach, das war die
White Rose.
War’n verdammt guter Kahn. Ich war erster Maat, und unser Käpt’n Beckmann, Friede seiner Seele, hat mich wie seinen Bruder behandelt …« Während Billy weiterredete, betrachtete Diamond den Mann, der sie überfallen hatte. Niemals würde sie diese entsetzlichen Minuten vergessen, in denen sie befürchtet hatte. daß die beiden Seeleute sie ertränken wollten. Mochte er den Schiffbruch auch überlebt haben, Kagaris Rache würde er nicht entrinnen. Glory Molloy unterbrach seinen Redeschwall. Sie mußte ihn zu den anderen Mädchen lotsen, bevor er sich nur noch mehr auf Diamond versteifte. Sie hakte ihn unter, so daß sein Arm ihre Brüste streifte. »Sie haben ja wirklich ein aufregendes Leben geführt, mein Süßer! Erzählen Sie Ihrer Glory doch mal, wie sie es geschafft haben, als einer der ersten am Palmer anzukommen?«
»Köpfchen, mein Goldstück. Ich hab mich
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