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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Goldfelder vorübergehend verlassen hatten, um den Schiffkapitänen in Cooktown schnellstmöglich eine Nachricht an die Beamten in Townsville mit auf den Weg zu geben: Die Lebensmittel wurden knapp. Wie erwartet, waren die ersten Goldsucher unverzüglich zum Palmer aufgebrochen, nachdem sich Mulligans Entdeckung herumgesprochen hatte. Zwar hockten diese Männer nun auf einem Berg aus Gold, aber sie mußten ihre Pferde schlachten und ihre Stiefel kochen, um überhaupt etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Welche Ironie des Schicksals – diese Männer waren steinreich und mußten trotzdem in der Wildnis hungern.
    Doch Chin Ying freute sich, daß Gold im Überfluß vorhanden war. Allerdings war er fest dazu entschlossen, eines zu vermeiden, nämlich den Kannibalen in die Hände zu fallen. Falls er, so die Götter ihm gnädig waren, den verheißenen Palmer erreichte, wollte er mit seinem Gold nicht auf dem gleichen Weg zurückkehren, auf dem er gekommen war.
    Das Schiff hatte ihnen einen beträchtlichen Vorsprung vor dem großen Strom der Goldsucher verschafft, aber nun hatte es seine Schuldigkeit getan. Zurück würde er den Landweg nehmen, in gebührendem Abstand zum Gebiet der Kannibalen. Danach würde es dann an der Zeit sein, die Weichen für seine Zukunft zu stellen. Er hatte Heimweh nach China, seiner geliebten Heimat. Selbstverständlich konnte Fürst Cheong ihm immer noch gefährlich werden, ganz gleich, wo er sich auch niederlassen würde. Aber wenn er in diesem unzivilisierten Land blieb, würden ihm die Weißen sein Lebtag keine Ruhe mehr lassen. Also blieb ihm nur ein Ausweg: Er würde einen anderen Namen annehmen, nach China zurückkehren und ein völlig neues Leben beginnen.
    In Stunden der Einsamkeit und Verzweiflung, wenn er unter Heimweh litt, hatte ihm einzig der Gedanke an die Zukunft Trost gespendet. Und gegen die Gefahren der australischen Wildnis nahmen sich Fürst Cheongs Drohungen harmlos aus. Er würde mit einem neuen Namen nach China zurückkehren und dort leben wie ein englischer Gentleman. Anders als Fürst Cheong würde er sich nicht mit einem großen Hofstaat belasten, der beschützt und ernährt sein wollte. Durch diese altmodische Lebensweise erregte man nur die Mißgunst seiner Feinde.
    Während seines Aufenthalts in einer britischen Kolonie hatte er in Gesprächen und durch die Lektüre von Zeitungen das europäische Bankensystem kennengelernt. Vermögende Engländer ließen ihr Geld für sich arbeiten, während sie es sich auf ihren Landsitzen gutgehen ließen.
    Lew gesellte sich zu ihm. »Wir können aufbrechen. Yuang Pan übernimmt die Führung, und sein Bruder kümmert sich um das Ende des Zuges. Wir beide patrouillieren zu Pferde neben den Kulis, um sie zu decken. Die armen Kerle sind völlig erschöpft, aber ich habe ihnen versichert, daß wir es bald hinter uns haben und daß ein jeder seinen gerechten Lohn in Gold erhält.«
    »So soll es sein«, stimmte Ying ihm zu, während sich in ihm alles sträubte, die untergeordnete Stellung eines berittenen Wächters einzunehmen. Doch wenn Lew tatsächlich sein Partner werden sollte, das Aushängeschild des großen Geldinstituts, das er in Hongkong gründen wollte, dann mußte er ihn gewähren lassen. Aber Ying betete zum Himmel, daß diese Prüfung bald vorüber sein möge und daß sie heil und gesund in die Zivilisation zurückkehren würden.
    Ein Buschfeuer, das von den Aborigines gelegt worden war und den Wald in eine glühende Hölle verwandelte, zwang sie zu einem Umweg und verlängerte die schreckliche Reise um mehrere Tage. Zu diesem Zeitpunkt bekam Ying die Feinde auch zum erstenmal zu Gesicht, riesige schwarze Männer, auf deren glänzenden Körpern sich die glühende Feuersbrunst spiegelte. Sie trugen die Federn des weißen Kakadu im Haar. Drei von ihnen näherten sich ihm bis auf hundert Meter, und beim Anblick ihrer herausfordernden Haltung erstarrte er vor Angst. Fast kam ihm vor, als wollten sie ihn zu einem Angriff verleiten. Doch bevor er Yuang Pan zurufen konnte, er solle auf sie schießen, waren sie wie vom Erdboden verschluckt. Wie ihnen das gelungen war, konnte er sich nicht erklären. Die Eingeborenen wirkten, als seien sie nicht von dieser Welt. Ihr Volk, das ebenso alt und ebenso unberührt von der westlichen Zivilisation war wie seines, schien über magische Kräfte zu verfügen.
    Doch als er versuchte, Lew seinen Eindruck zu schildern, widersprach dieser heftig.
    »An ihnen ist nichts Besonderes, außer daß

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