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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ihnen das Land vertraut ist und uns nicht. Außerdem sind sie Kannibalen, und das allein reicht schon aus, um einem eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.«
    Als sie schließlich an das Ufer des Palmer River stolperten, waren sie völlig erschöpft. Ying war so abgemagert, daß ihm die zerfetzten Kleidungsstücke am Körper schlotterten. Er hatte sich wundgeritten und war am Ende seiner Kräfte.
    Lew dagegen wirkte noch verhältnismäßig munter, und während Ying sich von seinem Diener frisches Wasser bringen und das Zelt aufstellen ließ, brach er zu einem Rundgang auf. Er wollte feststellen, ob der Palmer seinem Ruf auch gerecht wurde. Trotz seiner Erschöpfung wandte Ying sich einer vordringlicheren Aufgabe zu: Vier der Kulis waren auf dem Weg zusammengebrochen und hatten auf notdürftig zusammengezimmerten Tragen durch den Busch geschleppt werden müssen. Diese Leute hatten ihre Schuldigkeit getan, und in Lews Abwesenheit wollte Ying mit Yuang Pan das weitere Vorgehen besprechen. Zwei der Kranken sollten mittels einer »Kräutermedizin« von ihrem Leiden erlöst werden. Den beiden anderen würden sie erklären, daß sie das gleiche Schicksal ereilte, wenn sie nicht unverzüglich wieder auf die Beine kämen.
    Ein bösartiges Lächeln umspielte Ching Yings Lippen, als Yuang Pan losging, um seine Anordnung auszuführen. Schon Fürst Cheong hatte auf diese Weise so manchem Drückeberger zu einer überraschend schnellen Genesung verholfen, und man konnte davon ausgehen, daß es auch diesmal wirken würde. Dann legte Ying sich in sein Zelt und wartete auf Lews Rückkehr. Jetzt kam die Stunde der Wahrheit, und nur der Palmer wußte, ob sie wohlhabend oder unermeßlich reich heimkehren würden. Um seine innere Unruhe zu besänftigen, leerte er einen Becher Wein nach dem anderen. Wenn er sich verschätzt hatte, war diese entsetzliche Reise umsonst gewesen, und er mußte möglicherweise noch Jahre in diesem Land bleiben, bis er wieder zu einem Vermögen gekommen war.
    Lew, der in sein Zelt polterte, erlöste ihn aus seiner Schwermut. Er war so aufgeregt, daß er das Zelt beinahe umgerissen hätte. »Wir haben’s geschafft, Ying! Du hast recht gehabt. Hier gibt es Gold im Überfluß, und alles von bester Qualität. Der Fluß ist voll davon. Der Regierungsbeauftragte sagt, sie schaffen es tonnenweise fort. Kannst du dir das vorstellen? Nicht pfundweise, sondern in Tonnen!«
    Ying war noch nicht ganz überzeugt. »Es sind schon so viele Goldsucher hier. Und ich hatte gehofft, daß wir unter den ersten sind. Ist für uns überhaupt noch etwas übrig?«
    »Keine Sorge! Bis jetzt gibt es nur wenige Lager, und der Fluß ist lang. Sie sammeln das Gold eimerweise ein. Hörst du, was ich sage? Man muß es einfach nur aufsammeln!«
    Erleichtert ließ Ying sich zurücksinken. »Trink einen Schluck Wein. Ich glaube, ich bin schon ein wenig beschwipst, aber nun, da wir Grund zum Feiern haben, will ich mich richtig betrinken. Und morgen führst du mich herum, damit ich das Wunder mit eigenen Augen sehe. Auf unseren Fluß voller Gold! Und möge der Segen der Götter auf Mr. Mulligan ruhen!«
    »Amen.«
    Lächelnd hob Lew sein Glas. »Auf Mr. Mulligan!« Gemeinsam berechneten sie, daß sie mit ihren Kulis zwanzig Claims abstecken konnten, die sie unter verschiedenen Namen eintragen lassen würden. Für jeden erschöpften Claim würden sie einfach ein Stück flußabwärts einen neuen abstecken.
    »Ein Goldsucher hat mir erzählt, er hätte an einer flachen Stelle die Nuggets wie Erbsen aufgeschaufelt«, rief Lew begeistert aus. »Es ist unvorstellbar.«
    Am folgenden Tag steckten sie an einer einsamen Stelle ihre Claims ab und machten sich an die Arbeit. Lew konnte seine Begeisterung kaum zügeln, und auch Ying legte selbst mit Hand an. Fröhlich watete er barfuß durch das warme Wasser, siebte Sand und klaubte Steine auf. Seine Entscheidung war gefallen. Nach Hongkong würde er als Herr Wong Sun Lee zurückkehren, mit Papieren, die er sich bei einer entsprechenden Adresse in Brisbane besorgen wollte. Dann würde er sich einen angemessenen Herrensitz kaufen und Verbindung zu Finanzberatern aufnehmen. Diese sollten ihm helfen, eine florierende Reederei aufzubauen, die er Pan Pacific Company nennen wollte. Sie würde unter der Leitung eines vertrauenswürdigen Gentleman stehen, eines Mannes, dem sowohl die chinesische Lebensart vertraut war als auch die britische. Nun mußte er nur noch Lew Cavour überreden, mit ihm nach China

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