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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Er war erstaunt.
    »Natürlich, das ist nicht schwer.«
    »All diese wundersamen Dinge, die du gelernt hast!« seufzte er. »Ich glaube, einem kleinen Menschen, der allein unterwegs ist, kann es gelingen, den Merkin aus dem Weg zu gehen. Sie sind viel zu beschäftigt, nach den Eindringlingen Ausschau zu halten, um sich um ein kleines Irukandji-Mädchen zu kümmern. Sie sprechen die gleiche Sprache wie wir. Wenn du ihnen begegnen solltest, sagst du ihnen, daß du die Tochter des großen Häuptlings Tajatella aus den Bergen bist. Und drehe ihnen niemals den Rücken zu. Sicher behandeln sie dich ebenso höflich wie du sie, aber trotzdem mußt du bei der ersten Gelegenheit fliehen.«
    Diamond machte sich zum Aufbruch bereit.
    »Die Sonne brennt mit voller Kraft«, fuhr Meebal fort. »Wenn du Wasser findest, dann trink so viel du kannst. Um dich zu stärken, iß nichts anderes als diese Nüsse.«
    »Meebal, beantworte mir noch eine Frage, bevor ich gehe. Ist Mutter wirklich in Sicherheit?«
    »Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Luka verachtet deine Peiniger und spuckt auf sie. Und sie hat eine große Familie.«
    »Dann bin ich froh.«
    »Ich bleibe in dieser Gegend«, sagte er, »und warte auf dich.«
    »Das ist lieb von dir, Meebal. Und es tut gut zu wissen, daß du auch diesmal mit meiner sicheren Rückkehr rechnest.«
    Aber er schüttelte den Kopf. »Diesmal weiß ich es nicht, Schwester. Ich habe Angst um dich. Doch die Zeit bedeutet mir nichts, und ich werde warten, bis die Geister mir sagen, daß du nicht mehr kommst.«
     
    Bevor Diamond zu ihrem Querfeldeinlauf durch das offene Gelände aufbrach, legte sie die hinderlichen Kleider ab und hängte sie sich in einem Beutel um die Schulter. Nur mit einem Lendenschurz bekleidet, machte sie sich dann auf den Weg. Ihre langen Beine verfielen in einen gleichmäßigen Rhythmus, während sie der Sonne entgegenstrebte. Dabei dachte sie nur an Meebals Ermahnung, keinen Lärm zu machen und sich von der brennenden Sonne nicht beirren zu lassen.
    Da sie ihre Umgebung unausgesetzt im Auge behielt, bemerkte sie die Gruppe von Frauen und Kinder vom Stamm der Merkin, die sich auf dem Weg nach Norden befanden, rechtzeitig. So konnte sie sich hinter einigen dürren Bäumen verstecken und die Zeit nutzen, um wieder zu Atem zu kommen. Immer, wenn sie auf den Seitenarm eines Flusses stieß, tauchte sie ihren erhitzten Körper in das kühle Wasser. Nachts verbarg sie sich im hohen Gras und schlief jedesmal sofort ein, ohne auch nur einen Gedanken an Schlangen zu verschwenden. Wecken ließ sie sich vom Ruf der Kookaburras und war unterwegs, noch ehe der Morgen graute.
    Schließlich kam sie an den ersten Fluß. Sie schwamm ans andere Ufer und wandte sich dann auf die Berge zu, die sie vom Flußtal des Palmer trennten. In dieser Nacht wagte sie nicht, sich schlafenzulegen, denn die Berghänge wurden von den Lagerfeuern der Merkin erhellt. Angsterfüllt verbarg sie sich im hohlen Stamm eines alten Baums. Am Morgen kroch sie vorsichtig von einem Versteck zum nächsten. Sie hatte nicht das geringste Bedürfnis, den Merkin über den Weg zu laufen. Aus dem Gebüsch hörte sie von Zeit zu Zeit ihre Stimmen, später verloren sich ihre Rufe in der Ferne.
    Als sie die ersten Pferde wiehern hörte, wußte sie, daß der Palmer nicht mehr fern war. Dieser Laut machte ihr noch einmal bewußt, daß sich die Weißen niemals vor den Aborigines verstecken konnten, obwohl sich die Eingeborenen über das Geräusch wundern würden, weil Pferde ihnen unbekannt waren. Diamond zog Rock und Bluse an, steckte ihr Haar hoch und ging zu der Koppel. Jetzt sah sie aus wie ein ganz gewöhnliches »zahmes« Eingeborenenmädchen in den Kleidern ihrer Missus. Niemand nahm von ihr Notiz, als sie zwischen den Zelten hindurch zum Flußufer ging. Wahrscheinlich dachten die Männer, sie würde zu einem von ihnen gehören.
    In der Umgebung der Schürfstellen waren Hunderte von Zelten aufgeschlagen. Sie bekam Angst, als sie hörte, daß diese Ansiedlung »Oberes Camp« genannt wurde. Eigentlich hatte sie sich vorgestellt, alle Goldsucher wären beieinander geblieben. Doch nun gab es offenbar noch zahlreiche andere Lager.
    Von einem Beamten im Zelt des Regierungsbeauftragten erfuhr sie, daß Lew Cavours Gruppe ein Stück weiter flußaufwärts schürfte, doch von einem Ben Buchanan hatte niemand etwas gehört. »Vielleicht ist er unten in Palmerville«, meinte der Beamte. »Die meisten, die auf dem Landweg gekommen sind, sind gleich

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