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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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entgehen.
    »Wie geht es dir, Diamond?« fragte sie und legte die Wäschebündel auf den Boden.
    »Ganz gut«, antwortete Diamond und rührte dabei die Wäsche in dem dampfenden Kupferkessel um. Sie trug einen langen grauen Kittel aus Baumwolle, in dem sie wie eine Vogelscheuche aussah.
    »Wo schläfst du?«
    »Hier draußen. Sie haben mir den Schuppen beim Waschhaus überlassen. Es ist nicht schlecht, ich habe ihn saubergemacht und ein paar Vorhänge aufgehängt. Mrs. Porter hat sie heruntergerissen, aber ich habe sie wieder festgemacht, und deswegen hat sie mir meine Bücher weggenommen. Hättest du vielleicht Bücher, die du mir leihen könntest, ganz gleich, welche?«
    »Ja, natürlich. Ich bringe dir ein paar mit.«
    Die Waschfrau kam zurück in die Waschküche. Sie hatte die Ärmel hochgekrempelt, und Schweiß lief ihr in Strömen in den tiefen Ausschnitt ihres Mieders. »Mein Gott, diese verdammte Hitze bringt einen noch um den Verstand. Nimm die Wäsche aus dem Kessel, Mary, sie müßte jetzt fertig sein.«
    »Sie heißt nicht Mary«, sagte Perfy.
    »Doch, jetzt heißt sie so«, gab die Waschfrau ungerührt zurück. »Mrs. Porter gibt sich hier nicht mit Phantasienamen ab. Sie sollte froh sein, daß sie eine Stelle hat. Und du gehörst nicht hierher, also geh ins Haus zurück und kümmere dich um deine Angelegenheiten.«
    Einige Tage später flüsterte Anna ihr zu, daß »Mary« draußen sei und sie sprechen wolle. Perfy ging durch die Küche zum Hintereingang, wo Diamond wartete.
    »Das ist für dich«, sagte Diamond und überreichte ihr ein hübsch eingewickeltes Päckchen. »Mrs. Beckmann hat es für dich dagelassen. Ich hatte nur noch keine Gelegenheit, es dir zu geben.«
    »Vielen Dank«, sagte Perfy überrascht. Sie öffnete das Päckchen, und vor Begeisterung verschlug es ihr fast den Atem. »Aber … Diamond, das ist wunderschön!« Mrs. Beckmann hatte ihr eine hübsche cremefarbene Seidenbluse genäht, mit doppeltem Spitzenkragen und Perlenknöpfen. »Ach, ist die schön!« rief sie aus.
    Mrs. Porter kam aus der Küche geeilt. »Was geht hier vor?«
    »Diamond hat mir ein Geschenk von Mrs. Beckmann gebracht«, entgegnete Perfy und zeigte ihr die Bluse. »Ist sie nicht herrlich?«
    »Pack sie weg!« befahl Mrs. Porter. »Außerdem heißt das Mädchen Mary. Ich werde es nicht noch einmal sagen.« Sie wandte sich an Diamond. »Wo warst du heute nachmittag?«
    »Ich mußte die Schlüssel von Mrs. Beckmanns Haus abgeben.«
    »Wer hat dir erlaubt, das Grundstück zu verlassen?«
    »Es war meine freie Zeit. Ich war nur eine Stunde weg.«
    Plötzlich holte Mrs. Porter aus und schlug Diamond ins Gesicht. »Werde nicht frech, du Früchtchen. Und verlaß nie mehr das Grundstück ohne meine Erlaubnis. Ich weiß schon, auf was ihr undankbaren Schwarzen aus seid.«
    Perfy war entsetzt und wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte, als die Haushälterin weitertobte. Diamond stand kerzengerade. Ihre dunklen Augen brannten vor Wut. Perfy wunderte sich, daß Mrs. Porter es nicht bemerkte. Sie erinnerte sich, daß Diamond erzählt hatte, sie sei noch nie geschlagen worden. Nun gut, die Zeiten hatten sich geändert.
    Sie sah, wie Diamond mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr, aber ansonsten ließ sie die Tirade über sich ergehen, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Was stehst du hier immer noch herum?« schrie Mrs. Porter Perfy an. »Geh wieder an die Arbeit!«
    Perfy holte tief Luft. »Sie hatten kein Recht, sie zu schlagen«, sagte sie.
    Die Haushälterin starrte sie an. »Was hast du eben gesagt?«
    »Sie haben mich verstanden.«
    »Du unverschämte Göre! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden! Du entschuldigst dich auf der Stelle, oder ich werfe dich hinaus!«
    Perfy blickte Diamond an, die fast unmerklich nickte. »Es tut mir leid.« Es kostete sie große Überwindung, das zu sagen.
    »Das will ich auch meinen. Zur Strafe wirst du am Sonntagnachmittag die Speisekammer schrubben.«
    Perfy fragte sich, ob sie jemals Ausgang haben würde.
    An diesem Abend gab es nebenan bei den Gaunts einen fürchterlichen Streit. Der alte Gaunt brüllte aus Leibeskräften. Und was für Schimpfworte! Alice Middleton schloß eilig die Fenster und kehrte zu ihrer Näharbeit zurück. »Schade, daß dein Vater nicht zu Hause ist!«
    »Was könnte er denn schon unternehmen?«
    »Er könnte hinübergehen und Willy Gaunt daran erinnern, daß hier Damen anwesend sind.«
    Perfy lächelte. Der alte Gaunt hatte

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