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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verglühenden Kohleresten unter dem Kessel zu holen. Als sie sich vorbeugte, schlug ihr Mrs. Porter auf den Rücken. »Dreh mir nicht den Rücken zu, du unverschämtes Ding!«
    Ein glühendes Stück Kohle fiel von der Schaufel auf Diamonds nackten Fuß, und der jähe Schmerz war viel schlimmer als der Schlag auf den Rücken. Sie machte einen Satz und schleuderte das Kohlestück vom Fuß. Dabei verstreute sie den Rest Kohle auf dem Holzboden.
    »Feg das auf!« kreischte Mrs. Porter. »Willst du alles in Brand setzen?«
    Diamond griff nach dem Besen und kehrte, während Mrs. Porter zusah.
    »Ich möchte diese Tischtücher ordentlich gebügelt haben, bevor die Hausmädchen morgens anfangen, also wirst du dich gleich morgen früh an die Arbeit machen. Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Madam«, sagte Diamond leise.
    Als der Mond am Himmel stand, ging sie in den Garten und setzte sich unter den Baum, wo die gelbbraune Schlange wohnte. Sie hatte ihr Nest unter einer ausladenden Wurzel einer großen Moreton-Bay-Feige und jagte in der Nacht. Als eine Ratte auf der Suche nach Nahrung raschelnd durchs Unterholz huschte, erschien der Kopf der gelbbraunen Schlange. Diamond packte sie am Genick und hielt sie fest. Die Schlange spuckte und geiferte, aber es nützte ihr nichts. Während Diamond leise zurück zum Haus und bis zu einem offenen Fenster schlich, schüttelte sie die Schlange heftig, bis diese so gereizt und angriffslustig war, daß sie sich auch in ein Holzscheit verbissen hätte. Dann warf Diamond die Schlange durch das offene Fenster.
     
    Als Perfy zur Arbeit erschien, befand sich das ganze Haus in Aufruhr. Nachts waren der Gouverneur und Lady Bowen von lauten Schreien aus dem Schlaf geweckt worden und sofort herbeigeeilt. Auch die Köchin, die das Zimmer neben Mrs. Porter bewohnte, wurde von den Hilferufen aus dem Schlaf gerissen. Mit einer Laterne bewaffnet stürzte sie in Mrs. Porters Zimmer. Doch als sie die Haushälterin etwas von einer Schlange kreischen hörte, hatte die Köchin das Weite gesucht.
    Ein Diener wurde nach einem Arzt geschickt. Der Gouverneur konnte keine Aderpresse anlegen, da die Unglückliche in den Hals gebissen worden war, und so verordnete Lady Bowen einen Umschlag aus Seifenflocken.
    Inzwischen hatte man der Patientin, deren gequälte Schreie im ganzen Haus widerhallten, den besten Brandy eingeflößt, um ihre Schmerzen zu lindern. Aber alle Mühe war vergebens. Mrs. Porter verlor das Bewußtsein, und als der Doktor auf seinem Pferd die Auffahrt heraufsprengte, war sie bereits tot.
    »Gott schenke ihrer armen Seele ewigen Frieden«, sagte die Köchin, als sie am Morgen den anderen Hausangestellten von dem Unglück berichtete. »Sie war eine gütige Frau; ich will nicht hören, daß jemand schlecht von der Toten spricht.«
     
    Aus der Sicht der neuen Haushälterin war Mrs. Porters Tod ein außerordentlicher Glücksfall. Der Mann, mit dem sie vier Jahre verlobt gewesen war, hatte sie verlassen, und um dieser peinlichen Situation ein Ende zu bereiten, war sie nach Australien aufgebrochen. In ihrem Gepäck befand sich eine Empfehlung an den Gouverneur von Queensland, die ihr eine entfernte Verwandte mitgegeben hatte, und, wie der Zufall wollte, hatte sie gerade zur rechten Zeit an die Pforte des Gouverneurs geklopft. Nie hätte sie in diesem schäbigen Städtchen am Ende der Welt einen solchen Luxus erwartet. Von der Gräfin war sie entzückt, und die Dienstboten schienen ein munterer Haufen zu sein; auch das schwarze Mädchen, die erste Eingeborene, die ihr je begegnet war, war sehr aufgeweckt. Sie sprach fließend Englisch und stellte sich als Diamond vor. »Glauben Sie, daß es Ihnen hier gefallen wird?« fragte die Köchin.
    »O ja. Sie sind alle so nett hier.« Und der Adjutant des Gouverneurs, ein Marineoffizier, war noch ledig.

1
    A ls die beiden Buchanans und ihre Viehtreiber bei der knapp hundertfünfzig Kilometer nördlich von Brisbane gelegenen Sherwood Farm eintrafen, hatten sie den größten Teil ihres weiten Weges bereits hinter sich gebracht. Rund eineinhalbtausend Kilometer hatten sie mit ihrer Herde zurückgelegt, doch sie hatten sich Zeit dabei gelassen, damit die Rinder unterwegs dann und wann grasen konnten. Und so hatten sie bei ihrer Ankunft an den Viehhöfen auch nur den Verlust einiger Stiere zu beklagen; alle anderen Tiere waren in bestem Zustand.
    Auf der ganzen Reise nach Süden hatten sie sich gefragt, ob das Vieh auch einen angemessenen Preis einbringen

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