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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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interessiert wäre.«
    »Dann will ich mich mal mit ihm unterhalten«, meinte Lilley, und Darcy war erleichtert. Ben war zwar sehr jung für diese Aufgabe und hatte von Politik keine Ahnung, doch wer hatte das schon? Schließlich war das Parlament von Queensland neu eingerichtet und bis jetzt kannte sich noch niemand so richtig damit aus. Ben hatte sich in letzter Zeit immer öfter darüber beschwert, daß er von seinem älteren Bruder Anweisungen entgegennehmen mußte. Wenn er sich der Politik widmete, würde er vielleicht einmal auf andere Gedanken kommen und wäre gezwungen, sich verantwortungsvoller zu verhalten als bisher. Bei der Aussicht, öfter nach Brisbane zu reiten und sich unter seine so hochgeschätzte vornehme Gesellschaft mischen zu können, würde er ohnehin Freudensprünge machen. Ja, die Buchanans könnten sich eigentlich einen Politiker leisten.
    Daß ein Mittagessen so lange dauern könnte, hätte Darcy nie gedacht. Um Viertel nach vier versammelten sich die Teilnehmer schließlich auf der kühleren Ostveranda, wo ihnen aufgetakelte Lakaien Portwein und Zigarren anboten. Darcy konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen, warum sich erwachsene Männer nur derartig albern ausstaffieren ließen.
    »Sei endlich still, Darcy«, flüsterte Ben ihm zu. »Oder willst du, daß die Leute dich für einen Hinterwäldler halten? Übrigens, ich habe Neuigkeiten für dich. Lilley will mich als Kandidaten für Bowen vorschlagen. Ich werde Politiker.«
    »Oder Alkoholiker, wenn du auf zu vielen von diesen Veranstaltungen auftreten mußt.«
    »Spiel dich nicht auf. Diese Leute sind wichtig, und wir müssen einen guten Eindruck machen. Es wird dich nicht umbringen, wenn du dich ein bißchen mit Lilleys Freunden unterhältst und ein gutes Wort für mich einlegst.«
    Darcy tat ihm den Gefallen, schlenderte über die Veranda und plauderte mit alten und neuen Bekannten. Schließlich stieß er auf den Gouverneur, den er höflich begrüßte und dem er seinen Dank für das ausgezeichnete Essen aussprach. Dann nutzte er die Gelegenheit, um sich unbeachtet fortzustehlen.
    Über einen Fußweg an der Seite des Hauses erreichte er den Dienstboteneingang. Im Hof sah er ein schwarzes Mädchen, das Wäsche von der Leine nahm. Kurz entschlossen trat er auf sie zu. »Entschuldigen Sie bitte, ich suche eine gewisse Perfy. Kennen Sie sie vielleicht?«
    Die Schwarze wandte sich um und grinste. »Ja, sie arbeitet hier.«
    »Wie heißt sie richtig? Ich kenne sie nur als Perfy.«
    »Middleton. Miss Perfy Middleton. Aber jetzt können Sie nicht mit ihr sprechen, denn sie arbeitet, und Besuch ist nicht erlaubt.«
    »Wann ist sie mit der Arbeit fertig?«
    »Normalerweise um sechs.«
    »Um sechs? Das ist ja gar nicht mehr lange hin. Sagen Sie ihr doch bitte, daß Darcy Buchanan auf sie wartet.«
    »Natürlich. Wo kann sie Sie finden?«
    »Gleich da vorn neben dem Weg.«
    Er setzte sich unter einen Baum in der Nähe der Pforte und zündete sich eine Zigarette an. Dabei dachte er an das schwarze Mädchen. Da es im Haus des Gouverneurs dermaßen albern herausgeputzte Lakaien gab, war es eigentlich auch nicht weiter verwunderlich, daß ihm dort ein schwarzes Mädchen über den Weg lief, das ihn wie einen Gleichgestellten behandelte und ohne eine Spur von Pidgin sprach. Wenn überhaupt, dann hatte sie einen leichten deutschen Akzent. Nach dem vielen Wein, den er getrunken hatte, verspürte er Durst auf frisches, klares Wasser, doch er wagte nicht, seinen Platz zu verlassen, damit er Perfy Middleton nicht verfehlte. Miss Middleton. Hoffentlich hatte sie nichts dagegen, daß er sie einfach abholte. Er mußte sie einfach wiedersehen, mußte mit ihr sprechen. Doch dann kam ihm ein unangenehmer Gedanke: Worüber wollte er eigentlich mit ihr reden?
    Wie sich herausstellte, hatte sie nichts dagegen, daß er sie abholte, vielmehr schien sie bekümmert, daß er sie in ihrer Arbeitskleidung sah, einem schwarzen Rock und einer weißen Bluse. Bevor sie auf die Straße trat, hatte sie noch einen breitkrempigen Strohhut mit einem roten Band aufgesetzt.
    »Sie sehen wunderschön aus«, versicherte er ihr. »So frisch und kühl. Ich dagegen bin vor Hitze fast zerlaufen.«
    »Dann ziehen Sie doch Ihre Jacke aus!«
    Er war versucht, ihrem Rat zu folgen, doch dann entschied er sich anders. »Ich kann eine Dame doch nicht in Hemdsärmeln begleiten.«
    Sie lachte. »Wohin begleiten Sie mich überhaupt?«
    »Wohin Sie wollen.«
    »Nach Hause. Ich bin müde.«
    »Gut,

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