Sonnenfeuer
Mr. Butterfield gekommen. Das ist Ihr Bruder?«
»Ja.«
»Kennengelernt habe ich ihn eigentlich nicht, denn wir dürfen nicht mit den Gästen sprechen. Aber ich habe ihn gesehen.« Hester gab dem Gespräch eine neue Wendung. »Wo wohnen Sie, Darcy?«
»Im Hotel Victoria.«
»Übrigens, Mr. Campbell«, schaltete sich Perfy dazwischen. »Im Haus des Gouverneurs ist die Bettwäsche knapp geworden. Sie sollten mal vorbeischauen und sich mit der Haushälterin unterhalten.«
»Tatsächlich? Dann komme ich am besten gleich morgen. Ich habe ausgezeichnete Ware aus Manchester auf Lager, und einen besseren Preis als ich kann ihr niemand bieten.«
»Sie ißt übrigens gern Schokolade«, fügte Perfy hinzu.
Jock lachte auf. Perfys unangemeldetes Erscheinen war vergeben, denn die Geschäfte gingen immer vor.
»Möchten Sie noch Tee, Darcy?« fragte Amy.
»Nein, danke, Amy. Aber die Torte war wirklich gut.«
»Amy hat sie gebacken«, sagte Hester bedeutungsvoll. Darcy mußte ein Grinsen unterdrücken, als Ross mit einer fragend hochgezogenen Augenbraue ihre Worte Lügen strafte. »Möchten Sie noch ein Stück?«
»Nein, danke. Ich muß jetzt gehen. So gut habe ich schon lange nicht mehr zu Mittag gegessen.«
Im Stillen hoffte Darcy, daß Perfy ebenfalls aufbrechen würde, so daß er sie nach Hause begleiten könnte. Aber er hatte Pech.
Enttäuscht schlenderte er zum Haus des Gouverneurs. Dort hockte er sich auf einen Zaun und sah zu, wie eine ganze Reihe von Kutschen abfuhr. Dann gesellte er sich zu Ginger und Ben auf die Veranda. »Das sieht ja ganz so aus, als hätte hier heute ein Fest stattgefunden«, meinte er.
»Ja, großer Bahnhof«, bestätigte Ginger. »Nur die beste Gesellschaft. Da siehst du mal, was du dir entgehen läßt.«
»Ich mußte mich um unsere Bestellung kümmern«, erklärte Darcy. »Damit ich das ein für allemal hinter mir habe. Wo ist der Gouverneur?«
»Beim Mittagsschläfchen«, sagte Ben. »Morgen ist hier noch einmal ein Essensempfang, und zwar, um dem Premier die neuen Besucher der Kolonien vorzustellen. Da solltest du eigentlich auch dabeisein. Man muß schließlich die richtigen Leute kennenlernen.«
»Das ist eine gute Idee«, meinte Darcy.
Ben hatte eigentlich eine ablehnende Antwort erwartet. »Du willst wirklich kommen?«
»Das würde ich mir um nichts in der Welt entgehen lassen«, erwiderte sein Bruder.
Darcy verfluchte sein Pech, das ihn dazu verdammte, während des prächtigen Empfangs ausgerechnet Clive Jenkins als Tischnachbarn zu haben, einen jungen Schnösel von der Southbend Station, die an Caravale angrenzte. Mit Ben war Clive dick befreundet, und die beiden hatten immer irgendeinen Unsinn im Sinn. Schon oft hatte Darcy Clive davongejagt, nachdem das Gespann mit seinen dummen Streichen wieder einmal ein heilloses Durcheinander angerichtet, Farmarbeiter geärgert und Schwarze schikaniert hatte. Zu allem Überfluß saß Darcy auch noch mit dem Rücken zur breiten Tür, so daß er immer wieder den Kopf verdrehen mußte, um nicht zu verpassen, falls Perfy tatsächlich vorbeikommen sollte. Zwar wußte er, daß sie keine Kellnerin, sondern nur ein Hausmädchen war, aber er hoffte, daß sie vielleicht im Speisesaal aushalf. Doch das war offensichtlich nicht der Fall. Der Empfang war eine reine Männergesellschaft. Zahlreiche Politiker nutzten diese Gelegenheit, um bei den Farmern, die in ihrer Heimatgegend über einen gewissen Einfluß verfügten, um Stimmen zu werben und ihnen ihre Ansichten darzulegen.
»Ich habe Ihren Vater gekannt«, sagte der ehrenwerte Gentleman, der an Darcys anderer Seite saß.
»Ach ja?« Es handelte sich um den streitbaren Charles Lilley, Parlamentsabgeordneter für den Distrikt Fortitude Valley.
»Ich wollte schon immer mal mit Ihnen reden, Mr. Buchanan«, fuhr Lilley fort. »Dafür, daß Herbert unser erster Premierminister ist, schlägt er sich ganz tapfer, aber offensichtlich kann er keine Sache ganz zu Ende bringen. Für meinen Geschmack ist er zu unentschlossen. Glauben Sie mir, eines Tages bin ich Premierminister, und dann brauche ich frisches Blut im Parlament. In nächster Zeit wird der neue Wahlkreis Bowen eingerichtet, und ich finde, Sie sind genau der richtige Mann für diese Aufgabe.«
»Das ist nichts für mich, Mr. Lilley. Ich habe mit Caravale alle Hände voll zu tun.«
Clive hatte das Gespräch mitverfolgt. »Darcy können Sie vom Land niemals loseisen, Mr. Lilley, aber ich kann mir vorstellen, daß sein Bruder Ben
Weitere Kostenlose Bücher