Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Hälfte ihrer Farm plötzlich einer Wildfremden gehört? Sie werden dich zum Teufel schicken, und ich finde, das kann man ihnen nicht einmal verdenken. Ich hätte dich eigentlich für klüger gehalten, Jack.«
    »Laß uns erstmal drüber schlafen«, schlug er vor, um einen Streit zu vermeiden.
    Er trat hinaus in die Abenddämmerung und beobachtete einen Schwarm Pelikane auf ihrem Weg zu den Inseln, wo sich ihre Nester befanden. Eindrucksvoll hob sich ihr weißes Gefieder vor dem purpurroten Himmel ab. Unter normalen Umständen hätte er Alice ja rechtgeben müssen, doch wenn Perfy jetzt nicht ihren Anspruch geltend machte, hätte Ben Buchanan mit dem Tod seines Bruders alles erreicht, was er wollte. Die »nicht standesgemäße« Beziehung wäre aus dem Weg geschafft. Solange Perfy noch trauerte, wollte Jack ihr von Ben Buchanans Machenschaften nichts erzählen, und später sollte sie auch nur einen Teil der Wahrheit erfahren. Noch immer stand sie oft verträumt im Hausflur oder im Garten. Wenn man sie dann ansprach und überhaupt zu ihr durchdringen konnte, wußte sie oft nicht mehr, was sie eben noch vorgehabt hatte. Die Genesung dauerte lange, doch sie würde eines Tages schon über alles hinwegkommen – vorausgesetzt, sie erfuhr nichts von den wahren Hintergründen der Ereignisse.
    Für Jack war der Anschlag auf Darcy ein Anschlag gegen seine Familie. Anscheinend waren die Middletons nicht gut genug für die Buchanans. Darum würde er sich nun kümmern. »So einfach wirst du uns nicht los, du Schuft«, flüsterte er. »Wir sind jetzt deine Partner.« In seiner ersten Wut hätte er Ben Buchanan am liebsten umgebracht, doch es dauerte nicht lange, und dann siegte die Vernunft. Er würde diesen Ben Buchanan mit Samthandschuhen anfassen. Aber von jetzt an würden die Middletons die Regeln bestimmen, ob es Ben nun gefiel oder nicht. Mr. Buchanan würde sich dem Willen von Miss Middleton unterwerfen müssen – ja, unterwerfen, das war das richtige Wort. Und bis zu dem Augenblick, wo Perfy sich entschloß zu verkaufen, würden fünfzig Prozent des Gewinns ihr gehören.

6
    D ie Wäscherei war Diamonds Zuhause geworden. Seit einem Jahr, seit die Wäscherin ihre Arbeit aufgegeben hatte, um einen Farmer zu heiraten, war sie für den reibungslosen Ablauf verantwortlich. Jetzt hatte sie selbst eine Helferin, oder besser gesagt, eine ganze Reihe von Helferinnen, allesamt Eingeborenenmädchen. Eigentlich waren sie nur zwei oder drei Jahre jünger als Diamond, doch im Verständnis von dem, was die Arbeit verlangte, lagen Welten zwischen ihnen und ihr.
    Manchmal trieben die armen Mädchen Diamond zur Verzweiflung. Um ihre Fehler zu vertuschen, übernahm sie die meiste Arbeit ohnehin schon selbst. Doch sie tat noch mehr. Sie bemühte sich nicht nur, sie in ihre Aufgabe einzuweisen, sondern ihnen auch etwas Schulwissen zu vermitteln. Während der Arbeit übte sie mit ihnen außerdem Englisch. Umso mehr erstaunte sie, daß sie von den Mädchen abgelehnt wurde.
    Sie hatte jetzt größere Freiheiten, denn nach der Arbeit konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Mit Ausflügen in die Stadt hielt sie sich allerdings zurück. Einer schwarzen Frau drohten in Brisbane Gefahren, und zwar von Schwarz und Weiß. Nachdem sie nur mit Mühe ein paar Weiße hatte abwehren können, die sich aus einem Hoteleingang auf sie stürzten, trug sie, verborgen unter den langen Röcken, immer ein Messer bei sich. In der Sicherheit ihrer Kammer, wo die Nachtfalter um die Petroleumlampe tanzten, mußte sie lächeln, als sie an den darauffolgenden Angriff dachte. Wieder hatten sich Männer in einer dunklen, unbeleuchteten Straße auf sie gestürzt, doch sich dann Hals über Kopf aus dem Staub gemacht, als Diamond ihr Messer gezogen und mit aller Kraft auf sie eingestochen hatte.
    Seit neuestem besuchte sie hin und wieder das Lager der Schwarzen, eine elende Ansammlung schmutziger heruntergekommener Hütten, verrottender Zelte und verrosteter Wellblechbaracken. Das Johlen und Pfeifen der Männer und die mißtrauischen Blicke der Frauen machten ihren Gang durch das Lager zu einem Spießrutenlauf, aber sie ließ sich dadurch nicht beirren. Die Mütter und die Angehörigen ihrer Waschmädchen sollten ihr helfen und den Mädchen klarmachen, wie wichtig es war, daß sie sauber zur Arbeit erschienen und nicht einfach fortblieben, wann es ihnen paßte. Allerdings war den Waschmädchen mit ihren kläglichen, fast in Vergessenheit geratenen alten Stammestugenden

Weitere Kostenlose Bücher