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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Goldfeldern, und das sind meine Schürfer.«
    Jack gesellte sich zu der Gruppe. Lachend nickte er dem Chinesen zu. »So ist Goldgraben natürlich eine bequeme Sache.«
    »Zum Teufel damit!« rief Fletcher aus. »Das sind doch keine anständigen Goldgräber, das sind Kulis. Mindestens fünfzig zählt dieser verdammte Haufen. Wenn das einreißt, daß jeder von den gelben feineren Herren mit fünfzig Kulis anrückt, dann gibt es hier bald nur noch Schlitzaugen.«
    »Kein Gesetz verbietet es ihm«, wandte Jack ein. »Lassen Sie ihn ziehen.« Immer mehr Neugierige drängten sich heran. Fletcher hatte einen Fehler gemacht, als er die Chinesen anhielt; Jack konnte die gereizte Stimmung, die sie umgab, deutlich spüren.
    »Schickt sie dahin zurück, wo sie hergekommen sind«, schrie jemand.
    »Gehen Sie rasch weiter«, sagte Jack mit drängender Stimme zu dem chinesischen Anführer. Im gleichen Augenblick löste sich jedoch ein Mann aus der Menge, griff in den feuchten Pferdemist, der auf der Straße lag, und warf eine Handvoll auf den Chinesen. Klatschend traf der Dung die Vorderseite seines feinen Seidenmantels.
    Ohne zu zögern, griff sich ein Seemann den Übeltäter und streckte ihn mit einem harten Faustschlag zu Boden.
    »Hier lang, schnell«, sagte Jack und deutete auf eine kleine Seitenstraße. Schon flogen weitere Wurfgeschosse in Form von Pferdemist, Erdklumpen und sogar Gläsern durch die Luft, so daß Jack nichts anderes übrig blieb, als mitzulaufen.
    In der kleinen Straße angelangt, rief Jack den Chinesen zu weiterzulaufen, während er selbst stehen blieb. Sofort sah er sich einem Haufen Verfolger gegenüber. »Ihr habt euren Spaß gehabt«, rief er ihnen zu, »kümmert euch jetzt wieder um eure eigenen Angelegenheiten.«
    »Wir sind in einem freien Land, und da können wir hingehen, wohin wir wollen«, schrie ihm jemand entgegen.
    »Aus dem Weg, du Trottel!« war eine andere Stimme zu hören, und die Männer schoben sich voran. Jack wurde in der Enge der kleinen Straße geschubst und angerempelt, doch als er schon fürchtete hinzufallen, ergriff ihn ein Paar starker Hände. Ein Fremder bugsierte ihn an der aufgebrachten Meute vorbei zu einem Torweg und damit in Sicherheit.
    Keuchend lehnte sich Jack an eine Steinmauer. Die Menge war bis zum Ende der Straße gerannt und schrie den fliehenden Chinesen Beleidigungen nach, wagte aber am hellichten Tag doch nicht, dem Asiatenlager zu nahe zu kommen.
    »Eine hübsche Stadt haben Sie hier«, meinte der Fremde, und Jack erkannte, daß es der Seemann war, der den dungwerfenden Bergarbeiter niedergeschlagen hatte.
    »Das nächste Mal sagen Sie Ihrem Freund, er soll hier nicht wie der Kaiser von China durch die Stadt stolzieren.«
    Lew Cavour lachte. »Das hab ich schon, aber er mag es gar nicht, wenn ich ihm mit Vorhaltungen komme. Ich glaube, ich sehe besser nach, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Der Tumult scheint sich ja gelegt zu haben.«
    »Ich komme mit«, sagte Jack und stopfte sein zerrissenes Hemd wieder in die Hose. »Und vielen Dank, daß Sie mich vor dieser trampelnden Horde bewahrt haben. Ich heiße Jack Middleton.«
    Er streckte ihm die Hand entgegen. »Sind Sie auch Goldsucher?«
    »Ich? Um Himmels willen, nein, ich bin Seemann. Lew Cavour.« Sie schüttelten sich die Hände. »Ich habe ein Schiff in der Bucht liegen.«
    »Tatsächlich? Welches?«
    »Es hat keinen Namen, für mich ist es einfach die Dschunke. Wir sind heute früh angekommen.«
    »Die große Dschunke? Das Mordsding ist mir schon aufgefallen. Und Sie sind der Kapitän?«
    »Ja.«
    Jack war neugierig geworden. »Ich habe gar nicht gewußt, daß Engländer mit Dschunken fahren.«
    »Tja, als britischer Matrose kommt man eben ganz schön rum in der Welt«, erwiderte Lew grinsend. »Und dieser chinesische Edelmann und sein Gefolge waren meine Passagiere.«
    »Sie machen sich ja offenbar keine allzu großen Sorgen um ihre Leute. Mögen Sie die Chinesen nicht?«
    Sie verließen die Seitenstraße und gingen auf ein offenes Gatter zu, hinter dem die verschiedenartigsten Zelte aufgebaut waren. Den immer noch finster dreinschauenden Goldgräbern schenkten sie keine Beachtung.
    »Doch, ich mag sie, die Chinesen«, sagte Cavour, »aber ich weiß, daß ich mir keine Sorgen um sie machen muß. Sie können nämlich ganz gut auf sich selbst aufpassen. In der Haut von dem Dummkopf, der den Dreck auf Chin Ying geworfen hat, möchte ich nicht stecken. Den finden sie bestimmt, darauf können Sie Gift nehmen.

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