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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gemeint«, erklärte Perfy, als sie mit ihm ums Haus zur vorderen Veranda ging, wo die Familie sich abends gerne zusammenfand. »Wirklich nicht. Ich meine, es würde ihr nichts ausmachen, wenn es so wäre. Wer sind wir schon, daß wir auf andere herabsehen könnten? Warum sind Sie denn nach Queensland gekommen?«
    Er schluckte, als er an die gefälschten Wechsel dachte, die sein Vater hatte bezahlen müssen, damit man seinen Sohn nicht ins Gefängnis steckte. »Gold, meine Liebe. Ich dachte, mit Goldschürfen käme ich leichter zu Wohlstand.« Tatsächlich hatte er noch nie von so etwas wie einem Goldrausch gehört, bevor er nach Brisbane kam. »Aber leider habe ich dabei völlig versagt. Und so habe ich meinen ursprünglichen Beruf wieder aufgenommen, die Grundstücksmakelei.« Er war stolz auf seine überzeugende Erklärung, aber daß Perfy glaubte, seine Familie habe ihn in die Verbannung geschickt, nagte immer noch an ihm. »Weil wir gerade davon sprechen, warum sind Sie nach Bowen gekommen?« In seiner Stimme schwang eine für ihn untypische Gereiztheit mit. Er hatte sich so daran gewöhnt, den liebenswürdigen, geistreichen Gentleman zu spielen, daß er über seinen Tonfall selbst erstaunt war.
    »Tut mir leid, Herbert«, sagte sie. »Ich wollte Sie nicht kränken.«
    »Das haben Sie auch nicht. Nur manchmal, wissen Sie, werde ich etwas ungehalten. Die Leute neigen dazu, es einem als Schwäche auszulegen, wenn man ein umgängliches Auftreten und gute Manieren hat. Und ich bin keineswegs ein schwacher Mensch.« Das war zwar wieder halb gelogen, aber ihm war viel daran gelegen, Stärke und Entschlossenheit auszustrahlen. Der Schwarze Ritter war ihm immer schon lieber gewesen als der verweichlichte Lancelot.
    »Nein, bestimmt nicht«, versuchte sie ihn aufzumuntern. »Ich finde Sie sehr nett. Nach Bowen sind wir übrigens gekommen, weil ich westlich von hier Land besitze.« Das sagte sie so beiläufig, als spräche sie von einem Hutladen. »Und zwar eine Farm namens Caravale Station. Haben Sie davon gehört?«
    »Ihr Vater hat sie mal erwähnt, aber ich kenne die Gegend nicht.«
    »Sie liegt weit draußen, in Richtung der Goldfelder.«
    »Aha, also ziemlich weitab vom Schuß. Ich verstehe nicht, wie die Leute dort leben können.«
    »Wieso?«
    Da war wieder diese Spannung in ihr. Für ein nettes Mädchen konnten ihre blauen Augen ganz schön böse funkeln. »Na ja, allein schon die Abgeschiedenheit …«
    »Mir gefällt das«, erwiderte sie. »Wenn die Papiere fertig sind, reisen wir dorthin.«
    »Wohin?« fragte er, obwohl er sich die Antwort hätte denken können.
    »Meine Güte, nach Caravale natürlich! Mutter kann nicht mitkommen, weil die Reise sie zu sehr anstrengen würde. Außerdem ist sie glücklich hier. Aber Dad und ich wollen uns die Farm auf jeden Fall ansehen. Kommen Sie doch mit!«
    Alice Middleton erschien mit der Limonade auf der Veranda und bewahrte ihn vor einer Antwort. Caravale! Sam Tolleys Warnung hallte in seiner Erinnerung nach wie eine Totenglocke. Ben Buchanan, der Unbekannte aus dem Hinterland, wurde plötzlich sehr wirklich für ihn. Ein Feind. Verdammt! Sicher mochte Perfy ihn leiden, sonst hätte sie ihm nicht angeboten, sie auf der Reise zu begleiten, aber schnurstracks zu den Buchanans marschieren, sich in die Höhle des Löwen wagen? Das kam gar nicht in Frage! Er mußte sich eine gute Ausrede einfallen lassen. »Warum wollen Sie sich überhaupt die Mühe machen?« fragte er. »Sie können den Grund doch ebensogut verkaufen und ersparen sich diese beschwerliche Reise.«
    »Wer hat gesagt, daß ich verkaufen will?«
    »Oh, ich weiß nicht. Ich bin einfach davon ausgegangen.«
    »Nun, jedenfalls habe ich nicht die Absicht. Die Hälfte der Farm gehört mir, und ich will sie behalten.«
    Herbert fragte sich, warum ihn diese Erklärung in noch mehr Unruhe versetzte.
    Jack Middleton hielt es für seine Bürgerpflicht, an einer Versammlung teilzunehmen, bei der die Stadtbewohner über die zunehmende Gesetzlosigkeit in Bowen beraten wollten. Er fand es einfach schade, daß diese hübsche Stadt so mit Problemen zu kämpfen hatte, auch wenn diese nur vorübergehend sein mochten.
    Allerdings begrüßte ihn der städtische Richter Arnold Fletcher in seinem Büro mit der Ankündigung, die Versammlung habe vertagt werden müssen, weil der Polizeisergeant und sein Stellvertreter zu einer Schießerei außerhalb der Stadt aufgebrochen seien. Ein Goldtransport sei von entflohenen Sträflingen

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