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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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überfallen worden, und ein Suchtrupp durchkämme nun auf der Suche nach den Verbrechern und dem Gold die Hügel. »Kommen Sie, trinken Sie einen Schluck«, meinte Fletcher, und schenkte, ohne die Antwort abzuwarten, zwei Gläser Rum ein. »Die Versammlung wäre sowieso reine Zeitverschwendung gewesen.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Jack.
    »Jedenfalls müssen wir vorsichtig sein, denn solche Versammlungen und Gerüchte über Bürgerwehren können eine Stadt leicht in Verruf bringen.«
    Jack lachte. »In Verruf? Die Stadt platzt aus allen Nähten, die Vorräte werden knapp, Tag und Nacht gibt es Aufruhr in den Straßen. Das Kittchen platzt aus allen Nähten, das Krankenhaus ist voll von den Opfern der Messerstechereien und Schießereien. Vom Friedhof ganz zu schweigen.«
    »Das muß man eben in Kauf nehmen. Draußen bei den Schürfstellen ist’s noch viel schlimmer.«
    »Wir sind hier aber nicht bei den Schürfstellen, Mr. Fletcher. In dieser Stadt sollte eigentlich Recht und Ordnung herrschen. Eine anständige Frau kann sich ohne Begleitung ja kaum noch auf die Straße wagen.«
    Fletcher kippte seinen Rum hinunter und schenkte sich nach. »Was sollen wir tun? Am Hafen ein Schild aufstellen: ›Eintritt verboten‹? Die Geschäftsleute der Stadt würden uns am nächsten Baum aufknüpfen.«
    Jack betrachtete durch die offene Tür das lebhafte Treiben auf der Straße. »Es liegt nicht nur daran, daß immer mehr üble Gestalten in die Stadt drängen. Es sind die ständigen Auseinandersetzungen zwischen Weißen und Chinesen.« Fletcher strich sich über den Schnurrbart. »Ja, das kann schon sein. Allerdings habe ich mit den Chinesen bei Gericht selten zu tun. Sie verschwinden plötzlich im Dunklen, und auf einmal heißt es: ›Nix velstehen‹. Schwer, mit ihnen zurechtzukommen.«
    »Ich habe mir mal ihre Lager angesehen. Es scheinen ordentliche und saubere Leute zu sein.«
    »Jack, das beste ist, man beachtet sie gar nicht. Bevor sie gekommen sind, waren es die Aborigines, die die Prügel bezogen haben, und jetzt sind eben die Schlitzaugen dran. Sie wissen ja, wie sich dieser Pöbel aufführt, wenn er sich vollaufen läßt. Dann ist diesen Leuten jeder Anlaß recht – ein kleiner Streit, ein verschwundenes Pferd, ein Diebstahl, und schon ist der Teufel los. Nur um ihre Wut an jemandem auszulassen, ziehen sie zu den Camps, verdreschen einige Chinesen und stecken ein paar Zelte an. Danach klopfen sie sich gegenseitig auf die Schulter und gehen zurück in die Schenken.«
    »Und wenn die Chinesen beschließen, sich zu wehren?«
    »Das passiert nicht.« Fletcher lächelte milde. »Sie kämpfen nicht gegen Weiße. Sie sind aalglatt und lassen sich nicht auf eine ehrliche Schlägerei ein. Wenn es dunkel wird, sind sie sowieso alle viel zu benebelt von ihrem Opium. China muß wirklich ein verrücktes Land sein, ein jeder liegt rum und hängt seinen Opiumträumen nach. Für die Briten wäre das nichts.«
    »Nein«, erwiderte Jack, »wir verkaufen es ihnen nur. Die Chinesen haben verzweifelt versucht, das Opium von ihrem Land fernzuhalten.«
    »Unsinn! Ich weiß nicht, wo Sie das herhaben, aber da hat Ihnen einer einen Bären aufgebunden. China ist ein einziges großes Opiumfeld.«
    »Das Zeug kommt aus Indien«, sagte Jack mißmutig. Er blickte hinaus auf die Straße. »Was zum Teufel ist denn das?«
    Die beiden Männer traten vor die Tür und sahen einen prächtig ausstaffierten Chinesen, der, flankiert von zwei bezopften Chinesen in schwarzen Schlafanzügen, die Hauptstraße entlang stolzierte. Ihnen folgte ein langer Zug von Gepäckkulis mit spitz zulaufenden Strohhüten.
    Hastig eilte Fletcher auf die Straße, um den Zug anzuhalten. »Was soll denn das darstellen?«
    Der chinesische Anführer blieb stehen. Sein Gefolge schien wie ein Vogelschwarm einem unausgesprochenen Befehl zu gehorchen und hielt plötzlich an. Nur die Körbe an den Bambusstangen schaukelten sanft hin und her. »Guten Tag, Sir«, sagte der Anführer und verbeugte sich.
    »Haben Sie so was schon mal gesehen?« rief Fletcher Jack zu.
    »Ist etwas nicht in Ordnung, Sir?«, fragte der Chinese. Fletcher klappte den weitaufgerissenen Mund zu und versuchte, sich auf die Schnelle eine Antwort einfallen zu lassen. »Wer sind Sie?«
    »Mr. Chin, Sir.« Wieder verbeugte er sich, die Hände in den weiten Falten seines aufsehenerregenden rotgoldenen Seidenmantels mit den hohen gepolsterten Schultern verborgen. »Aus Hunan. Ich bin auf dem Weg zu den

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