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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Abfahrtsrichtung zu parkieren, damit wir bei Bedarf rasch verschwinden konnten. Dann setzte ich mich so auf einen Stapel Backsteine, dass ich durch die Ritzen in einem noch grösseren Stapel die Zufahrt zum Gelände gut überblicken konnte, und begann zu warten. Ivica durchsuchte in der Zwischenzeit das Gelände. Nach etwa fünfzehn Minuten kehrte er zurück, schwitzend wie nach zwei Stunden finnischer Sauna.
    «Niemand hier», raunte er. «Alle drei Türen des Hauptgebäudes sind abge schlossen. Das Schiebetor auf der Hinterseite auch.»
    «Und wieso schwitzt du so?», fragte ich flüsternd zurück.
    Er grinste. «Na, ich habe zur Sicherheit noch ein paar grosse Steine vor jede Tür geschichtet. Alle drei öffnen nach draussen. Wenn also doch jemand drin ist, können sie nicht raus. Wenigstens nicht, ohne dass wir es hören. Und das Schiebetor ist so rostig , das macht sicher auch einen ziemlichen Lärm . »
    Ich nickte anerkennend. Ivica setzte sich auf einen Backsteinstapel neben mir, so dass wir beide nun vor neugierigen Augen verborgen waren. Gedeckt, getarnt , wie das bei der Armee hiess. Ich beobachtete weiter die Zufahrt, während Ivica das Zwischengelände im Auge behielt.
    Die ganze nächste Stunde passierte rein gar nichts . Erst unmittelbar vor dem vereinbarten Zeitpunkt fuhr schliesslich ein blauer Kleinwagen langsam am Haupteingang vorbei. Ich erkannte die Marke nicht, aber sie erinnerte mich irgendwie an einen Fiat. Vielleicht ein einheimisches Fabrikat. Die Karre verschwand rasch wieder aus meinem Blickfeld, aber ich konnte noch eine ganze Weile lang das schwächer werdende Brummen des Motors hören , und kaum hatte es ganz aufgehört, erklang es auch schon von der anderen Seite des Geländes her wieder und wurde zunehmend stärker. Kurz darauf passierte der kleine Pseudofiat das Haupttor und hielt etwas abseits des Eingangs an , und zwar so nahe am Betonzaun, dass der Wagen von der Strasse aus nicht gesehen werden konnte. Das Nummernschild war abmontiert.
    Ich war mir nicht sicher, ob uns der Fahrer gesehen hatte oder nicht. Er stieg aus und schloss mit offensichtlicher Kraftanstrengung mühsam das grosse Schiebe tor der Einfahrt . Dann holte er etwas aus seiner Jackentasche und hantierte damit am Tor herum. Nach einem Moment realisierte ich, dass es ein Vorhänge schloss war , mit dem er da die beiden Torhälften zusammenschloss . Improvisiert, aber effektiv . Dann ging er zu seinem Wagen zurück, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und zündete sich gemächlich eine Zigarette an , bevor er s chliesslich in seine Tasche griff und sein Handy hervor holte. Wenige Sekunden später spürte ich ein Vibrieren in meiner Brustasche.
    Die SMS lautete: «Bin da. Wo sind S ie? Freund v on Bern.» Die dazugehörige Landesvorwahl war +381.
    Ich musste grinsen. Dann erhob ich mich langsam und ging zügig mit leicht vom Körper abgespreizten Armen zu ihm herüber, die offenen Handflächen nach vorne. Ich wollte von Anfang an klar machen, dass ich ungefährlich war. Ivica beobachtete die Szene aus seinem Versteck.
    Unser Kontakt machte ein paar Schritte zur Seite und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, ich solle ihm folgen. Im Schatten des Haupt ge bäudes blieb er stehen und zeigte mit der linken Hand die Stelle an der Beton wand an, wo ich mich hinstellen sollte. Seine andere Hand blieb am Griff seiner Halbautomatik am Gürtel. Er sprach mich auf Serbisch an.
    «Ich kann kein Serbisch», antwortete ich, auch wenn er das eigent lich schon wusste, sofern er derjenige war, für den ich ihn hielt.
    «N obody’s perfect», erwiderte er, «dafür kann ich ja Deutsch. Und w er sind S ie?» Den eindeutig österreichischen Akzent mit der leichten Ostfärbung erkannte ich auf Anhieb.
    Ruhig antwortete ich: «Ein Freund Schneiders.»
    Er nickte. «Ich erkenne Ihre Stimme. Zeigen Sie mir trotzdem einen Ausweis.»
    Ich gab ihm meinen Pass. Er nahm ihn mit der linken Hand entgegen und studierte ihn fachmännisch, die Rechte immer noch am Pistolen griff. Nach eingehender Prüfung gab er ihn mir zurück und sagte: «Okay.» Dann nahm er schliesslich die Hand von der Waffe und streckte sie mir hin. «Angenehm. Freunde von Freunden, et cetera , et cetera.»
    Ich schüttelte ihm die Hand und sagte: «Alles klar.»
    «Und wo ist dein Partner?», fragte er.
    Ich bemerkte den Wechsel vom höflichen Sie zum vertraulichen Du sofort und fragte mich, ob darin eine tiefere Bedeutung lag. Nicht, dass ich etwas dagegen hatte. Meine

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