Sonnenfinsternis: Kriminalroman
amerikanische Hälfte bevorzugte einen informellen Umgang. Trotzdem entgegnete ich in neutralem Ton: «Woher willst du wissen, dass ich einen Partner habe?»
«Weil mit deiner Kreditkarte zwei Tickets gebucht wurden, des halb.»
Ich nickte , pfiff halblaut durch die Zähne und signalisierte Ivica, er solle herkommen. Unser Kontakt begrüsste ihn per Handschlag und sagte beinahe entschuldigend: «Ich weiss, dass du Kroatisch sprichst, aber bleiben wir bei Deutsch.» Dann drehte er sich zu mir um und fragte: «Also, womit kann ich euch helfen?»
«Zunächst mal: Wie heisst du eigentlich?»
«Ihr könnt mich Riba nennen.»
Ivica lachte. Ich schaute ihn fragend an. « Riba heisst Fisch », erklärte er mir.
Ich hoffte, der Spitzname sei kein Omen für das, was wir von ihm zu erwarten hatten, und beschloss, gleich zur Sache zu kommen. «Also, Riba , du weisst ja bereits, worum es geht.»
«Stimmt. Aber eins nach dem anderen.» Er warf seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Dann bückte er sich und steckte den Stummel ein. Ivica warf mir einen vielsagenden Blick zu : Ein gründlicher Kerl, der keine Spuren hinterlässt .
Der gründliche Kerl bedeutete uns mit einer Handbewegung, ihm zu folgen. Dann ging er zu seinem Wagen hin und öffnete den Kofferraum. Darin befand sich ein Waffenarsenal, mit dem man locker hätte Lichtenstein erobern können.
«Hobbysammler?», fragte ich sarkastisch.
«Beschlagnahmt», antwortete er ungerührt. «Bedient euch.»
Ich kramte im Kofferraum herum. Darin waren verschiedene Halb auto matik pisto len, ein Revolver, der sogar Dirty Harry zu gross gewesen wäre, zwei Mini-Uzis, zwei abgesägte doppelläufige Schrot flin ten, mehrere Sturm gewehre, die wie eine modernisierte Version der Ka lasch ni kow AK47 aussahen, und zwei SIG SG552 Commando, die Kurz version des Schweizer Armee sturmgewehrs. Sogar eine PSS lag da, eine integral schallgedämpfte russische Pistole, die für den sowjeti schen Geheimdienst KGB entwickelt worden war. In einer Kiste lagen aller hand Holster und mehrere Meter Nylonschnur. Ich schluckte zwei mal leer. Ivica pfiff leise durch die Zähne.
«Was können wir haben?», fragte ich Riba.
«Was ihr wollt. Gebt’s mir einfach zurück, wenn’s irgendwie geht. Eine Leihgabe an die Freunde eines Freundes, dem ich mein Leben verdanke.»
Ach ja? Davon hatte Schneider nichts gesagt. Ich unterdrückte aber meine plötzliche Neugier und wollte stattdessen wissen : « Und w as ist mit der Rückver folg barkeit?»
«Keine Sorge. Wie gesagt, es ist sowieso keine davon legal. Bei den meisten waren die Seriennummern schon vorher weggefeilt, und beim Rest habe ich noch ein wenig nachgeholfen. Keine davon wurde je ballistisch überprüft.» Ich sah ihm an, was er auch noch dachte, aber nicht laut aussprach : B ei der Masse an Waffen in dieser Gegend war eine effektive Kontrolle sowieso nicht möglich.
Ivica war schon ganz ungeduldig. «Also dann, was wollen wir?», murmelte er vor sich hin , während er bereits fleissig am Herumkramen war. Er wählte eine Glock 17, eine abgesägte Schrotflinte und eine kleinkalibrige, kurze Halbauto ma tik mit Holzschalengriff, die ich nicht erkann te. Dazu nahm er sich ein Innenbund hol ster und ein Fussknöchel holster.
«Was ist das?», fragte ich und zeigte auf die kurze Pistole.
«Eine Zastava P25 Dark Lady. Serbisches Fabrikat.»
«Was für ein Kaliber? Punkt-zwei-zwei?»
«Punkt zwei-fünf ACP. Es gibt aber auch eine Zweiundzwanziger-Version. Praktisch als Zweitwaffe .»
Ich warf einen Blick auf die Munition. Patronen des Typs 9mm Para bellum und 6 . 35mm Browning – das besagte Kaliber .25 ACP – waren kistenweise vor han den, ebenso 5 . 56x45mm NATO, welche auch mit der SG552 verschossen werden konnte n . Ich wählte ebenfalls eine P25 samt Fussknöchelholster und, g anz der Traditionalist , zusätzlich eine SIG Sauer P226. Ich zog die SIG der Glock einfach vor , auch wenn sie etwas schwerer war. Allerdings fand ich kein dazu passendes Schulter holster, und so entschied ich mich stattdessen für ein Innenbundholster. N ach kurzem Zögern ergriff ich auch noch eine SIG SG552. Nur für den Fall, dass der dritte Weltkrieg ausbrach, während wir in Belgrad waren . Auf die PSS verzichteten wir beide, weil dafür spezielle 7.62mm-Munition nötig war, von der Riba nur gerade fünf Schuss da hatte. Ausserdem waren wir beide skep tisch, was die Zuverlässigkeit von sowjetischen Fabrikaten anbelangte. Dafür steck ten wir
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