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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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beschliessen dann, dass fragen ja nichts schaden kann. Also geht einer nach hinten und kommt nach ein, zwei Minuten wieder zurück. Dann nehmen mich die beiden in einen Nebenraum, filzen mich amateurhaft, nehmen mir die Glock ab…» Er schnaubte verächtlich. «Die kleine Zastava am Knöchel haben sie nicht mal bemerkt, die Pfeifen! Ich hätte ihren Boss an Ort und Stelle umlegen können!»
    «Schön für dich.»
    «Eben, sie nehmen mir also die Glock ab und führen mich dann in ein en Nebenraum , in dem Lucović sitzt und von einer halbnackten Tussi mit Riesenmöpsen an den Schultern massiert wird. Ich sage, ich will allein mit ihm sprechen. Er ziert sich zuerst, ich sage, es gehe um viel Geld, er schmeisst die Gorillas und die Tussi raus, und wir quatschen. Ich sage wie besprochen mein Sprüchlein auf und er fällt tatsächlich drauf rein. Wurde bleich wie der Tod und hat geschwitzt wie in der finnischen Sauna.»
    «Was ist mit dem Treffpunkt?»
    «Er wollte sich in einer anderen Bar treffen, aber ich hab ihn ausgelacht. Er musste mir seine Handynummer geben, dann sagte ich ihm, wir würden ihn morgen anrufen und den Treffpunkt durchgeben. Er soll e sich bereit halten, innert einer Stunde dort zu sein, oder…»
    «Und er hat das geschluckt?»
    «Wie ein tschechisches Pornosternchen.»
    Ich schüttelte erneut den Kopf. «Und du denkst wirklich, das klappt?»
    «Na sicher. Wieso sollte es nicht?»
    «Weil das der haarsträubendste Plan meines ganzen Lebens ist!»
    Er lachte fröhlich . «Deshalb wird es ja klappen! »

Kapitel 31
     
    Als Ivica am nächsten Morgen aufwachte, sass ich bereits am Schreib tisch und brütete über meinen Notizen.
    Er schien einen Kater zu haben. «Guten Morgen», murmelte er kaum hörbar, «wie spät ist es?»
    «Viertel nach sieben.»
    «Na schön. Und was machst du da?»
    «Notizen für meinen Bericht zusammentragen, den ich irgendwann schreiben muss.» Ich schaute ihn pointiert an. «Eine Frage: Wie soll ich deinen Puffbesuch und den Wodka mit dem unaussprechlichen Namen auf die Spesenrechnung setzen?»
    Er lachte und verzerrte gleich darauf das Gesicht vor Schmerzen . Mit einer Hand an der Stirn antwortete er: «Keine Angst, das war’s mir wert. Ich denke nicht, dass wir das dem Imam auf die Nase binden sollten.»
    «Genau. Und Alenka wohl auch nicht.»
    «Besser nicht.» Er schwang sich aus dem Bett, streckte sich und fragte: «Frühstück?»
    «Frühstück.»
    Nach dem erneut ausgezeichneten und reichlichen Morgenessen, das wir auch heute im Zimmer genossen, besprachen wir nochmals alle Details der nächsten Phase unseres Plans. Dann machten wir uns auf den Weg.
    Beim Herau s fahren schaute ich auf die Uhr . Erst kurz nach halb neun. Wir hatten also genügend Zeit.
    Unterwegs wollte Ivica unbedingt bei einem Baumarkt anhalten. Er ver schwand darin und kam bald darauf mit einem weissen Plastiksack in der Hand wieder zurück. Auf meine Nachfrage hin zeigte er mir den Inhalt: je eine rote, blaue und weisse Spraydose, einen gasbetriebenen Campingkocher, eine Beiss zange, eine Grillzange, eine Rolle Klebeband, ein stabil aussehendes schwarzes Vorhängeschloss sowie ein Fahrradschloss mit etwa fünfzig Zentimeter langem, massivem Stahlkabel. Ich konnte mir keinen Reim auf den Verwendungszweck des Zeugs machen.
    «Das Fahrradschloss ist für die Giesserei», klärte mich Ivica auf.
    «Und der Rest?»
    «Wart’s ab.»
    Na schön.Ich kannte Ivica ja , und so liess ich die Sache für den Moment auf sich beruhen.
    Etwas später machten wir einen weiteren Stopp, diesmal bei einem Elektro fachmarkt , und kauften zwei billige Walkie-Talkies samt Ersatzbatterien. Unser letzter Halt war schliesslich bei einem Supermarkt, wo Ivica zwei rohe Steaks und eine Schachtel Wassereis am Stil kaufte. Beides wanderte in eine ebenfalls neu erworbene kleine Kühltruhe.
    Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, unsere auf der Karte herausgesuchten Fluchtr outen abzufahren, i nklusive Umfahrungs wege und Alternativrouten. Aus einschlägiger Erfahrung wusste ich, dass Karte und Realität nicht immer übereinstimmten.
    Als wir uns schliesslich auf den Weg zur Giesserei machten, war es Mittag. In der Ferne konnten wir das Läuten von Kirchenglocken hören.
    Bei unserem Ziel angekommen, überprüften wir zunächst, dass alles noch so war, wie wir es am Vortag vorbereitet hatten. Es war. Dann rief Ivica Lucović an. Das Gespräch war kurz , aber heftig.
    «Er wollte sich herausreden», erklärte Ivica.

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