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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Lautsprecher des kleinen Geräts. Ich drehte die Lautstärke weiter herunter und begann zu warten.
    Noch fünfzehn Minuten.
    Noch zehn Minuten.
    Noch fünf Minuten.
    Ich schaute zum etwa einhundertsten Mal auf die Uhr. Die Zeit war abge laufen. Wo zum Teufel blieben die Kerle?
    Einige fast endlose Minuten später hörte ich in der Ferne endlich das erlösende , rasch lauter werdende Brummen eines Motorf ahrzeugs. Der Wagen hielt ganz in der Nähe an , und einige Sekunden später ertönte das typische Geräusch von zuschlagenden Autotüren.
    Kurz darauf kamen die Kerle in Sicht. Sie waren zu dritt. Wie vorausgesehen waren sie über die Waldstrasse gekommen. So weit, so gut. Alle drei waren gross und breitschultrig und trugen Jeans und Lederjacken. Und alle drei hatten eine grosskalibrige Pistole in der Hand und bewegten sich zielstrebig, aber vorsichtig auf die Giesserei zu.
    Ich drückte dreimal kurz nacheinander die Sprechtaste meines Walkie-Talkies, was bei Ivicas Gerät ein dreimaliges kurzes Rauschen auslöste. Tschk tschk tschk. Sie sind hier . Ivica quittierte mit einem doppelten Knacken. Tschk tschk. Okay, verstanden .
    Mittlerweile hatten die drei Kerle den Hintereingang der Giesserei erreicht. Der Vorderste öffnete langsam und vorsichtig die rechte Hälfte der Sicherheitstür einen Spalt breit und spähte hinein. Dann nickte er seinen Kumpanen zu, öffnete den Türflügel ganz und schlüpfte vorsichtig hindurch . Der Z weite folgte ihm. Der D ritte steckte seine Waffe in die Seitentasche seiner Lederjacke, schloss die Tür wieder und blieb mit verschränkten Armen davor stehen. Einmal ein Türsteher, immer ein Türsteher.
    Ich wurde noch ein wenig nervöser. Gestern hatte ich den Weg von der Hintertür zur Eingangstür des langgezogenen Giessraumes abge schritten. In normalem Tempo dauerte der Weg eine gute Minute. Die Kerle würden vorsichtig sein und daher etwas länger benötigen, aber die Uhr tickte. Gleich würden sie merken, dass die Vordertür der Giesshalle verschlossen und von aussen verbarrikadiert war.
    Wo blieb das Signal?
    In diesem Moment knackte mein Walkie-Talkie endlich dreimal leise.Tschk tschk tschk. Meiner ist auch hier . Ich bestätigte mit einem doppelten Knacken. Tschk tschk.
    Glück gehabt. Lucović hatte die halbe Stunde so wörtlich genom men, dass er nicht auf eine Bestätigung seiner Helfershelfer hinter der Giesserei gewartet hatte, um sich mit Ivica zu treffen. Er musste wirklich in Panik sein.
    Nun war es also soweit . Alle Schachfiguren waren auf dem Brett aufgestellt. Ich atmete zweimal tief durch. Auf einmal fiel mir auf, dass der Blick des Wacht postens vor der Tür ziellos umherschweifte und er ganz unruhig wurde. Was war nur los mit ihm? Plötzlich machte er zwei Schritte zur Seite, drehte sich zur Wand und hielt die Hände vor sich hin. Um ein Haar wäre ich in lautes Ge läch ter aus ge brochen. Der Anfänger musste ausgerechnet jetzt pissen! Ver damm ter Amateur!
    Der Moment war gekommen. Ich stand leise auf, nahm das Sturmge wehr in Anschlag und ging rasch, aber kontrolliert auf ihn zu. Bis er mich endlich bemerkte und über die Schulter nach hinten schaute, hatte ich den Platz schon halb überquert. Er zuckte merklich zusammen, stiess unwillkürlich einen gedämpften Grunzlaut aus und hob vor Schreck die Hände. Urin spritze in alle Richtungen und verschonte auch seine teuren Lederschuhe nicht, bevor der Strahl schliesslich versiegte. Erneut musste ich mich gewaltig zusammen reissen, um meinen finste ren Gesichtsausdruck beizubehalten.
    Etwa sieben Meter vor ihm blieb ich stehen, das Sturmgewehr weiter hin drohend im Anschlag. Mit dem Zeigefinger der linken Hand deutete ich an, er solle still sein und sich umdrehen. Automatisch folgte er der Aufforderung und bot mir dabei einen Anblick, um den ich nicht gebeten hatte. Wiederum mit Handzeichen forderte ich ihn auf, sein bestes Stück wegzustecken und den Hosenstall zu schliessen. Auch das machte er automatisch und starrte mich dabei mit grossen Augen an. Dann wies ich ihn an, sich auf den Boden zu legen. Zur Verstärkung zielte ich dabei direkt auf seine Stirn. Wie der Blitz legte er sich mitten in die grosse Pfütze, die er gerade selbst um seine Füsse herum gemacht hatte, und nahm die Hände hinter den Kopf. Er schien Übung darin zu haben.
    Ich liess das Sturmgewehr los und zog meine Pistole. Damit ging ich rasch im toten Winkel auf ihn zu und kniete mich auf ihn, das Knie zwischen seinen Schulterblätter n , die

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