Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
Vom Netzwerk:
«Er könne jetzt nicht weg und brauche mehr Zeit, und überhaupt hätte ich gestern eine Stunde gesagt, und bla bla bla.»
    «Wo ist er?»
    «In der Kirche. Behauptet er.»
    «Und wird er kommen?»
    «Na klar, er hat ja keine Wahl. Er muss davon ausgehen, dass wir sind, wer wir sagen. Ein Anruf von uns kann seinen Tod bedeuten. Das Risiko wird er nicht eingehen.»
    «Wie viel Zeit hast du ihm gegeben?»
    «Dreissig Minuten, wie besprochen. Genug, um im Sonntagsverkehr recht zeitig hierher zu kommen, aber zuwenig, um eine grossangelegte Aktion gegen uns zu organisieren.»
    «Denkst du, er kommt allein?»
    «Natürlich nicht.» Ivica schob sich einen Kaugummi in den Mund und reichte mir ebenfalls einen. Dann sagte er: «Am besten, wir machen uns bereit. Vielleicht sind sie schneller als gedacht.»
    Ich nickte. Ivica öffnete den Kofferraum des Mietwagens, den wir gut sichtbar vor dem Hauptgebäude abgestellt hatten, und nahm die abgesägte Schrotflinte heraus. Er öffnete den Verschluss und schob zwei Patronen in den Doppellauf. Dann schnappte er ihn wieder zu und hängte sich die kleine Waffe mit der grossen Wirkung unter den rechten Arm. Er zog seinen dunklen Anorak darüber an, setzte trotz des trüben Wetters seine Sonnenbrille auf und lehnte sich dann entspannt gegen die Fahrertüre.
    Ich ergriff meine SG552 Commando, kontrollierte das volle Maga zin, lud durch und vergewisserte mich, dass der Sicherungshebel auf ‹S› gestellt und die Seriefeuersperre ausgeschaltet war. Wie Ivica hängte ich mir die Waffe unter den Arm und zog meine Windjacke darüber an. Dann schloss ich den Kofferraum, nahm das Fahrradschloss aus dem Plastiksack auf dem Rücksitz und stopfte es mir in die rechte Jackentasche. Schliesslich steckte ich mir eine s der Walkie-Talkie s in die Brusttasche auf der Innenseite meiner Jacke.
    Nach Abschluss unserer persönlichen Vorbereitungen winkte ich Ivica zu und machte mich zu Fuss auf den Weg zur Rückseite des Hauptgebäudes. Unterwegs nahm ich meine P226 aus dem Holster und kontrollierte gewohnheitsmässig, dass eine Patrone im Lauf sass und das Magazin voll war. Dann nahm ich das Magazin ganz heraus, fasste es mit Daumen und Zeigefinger an unteren Ende, Hülsen nach hinten, und klopfte mit dem Magazinrücken zweimal gegen den Verschluss der Pistole, bevor ich es wieder einsetzte. Schliesslich wiederholte ich das Ganze mit den Ersatzmagazinen in meinen Jackentaschen. Die kleine Prozedur beugte Zufuhrstörungen vor, indem sie dafür sorgte, dass alle Patronen sauber ausgerichtet hinten im Magazin sassen.
    Nach einer guten Minute passierte ich die zweite Zufahrtsstrasse zum Gelände, die sich wie eine Anakonda durch den umliegenden, urtümlich anmutenden Wald hierher schlängelte, und gleich darauf kam ich auf dem etwa hundert Meter langen und zehn Meter breiten asphaltierten Anlieferplatz hinter der Giesserei an. Der Hintereingang des Giessraums befand sich ein paar Meter vom Zaun entfernt am rechten Ende des Gebäudes. Ich kontrollierte ein letztes Mal, dass die aus zwei Flügeln bestehende olivgrüne Sicherheitstür unverschlossen war. Sie war es. Beide Türhälften waren je etwa drei Meter hoch und zwei Meter breit und konnten durch zwei Eisengriffe, welche auf halber Höhe im Abstand von etwa zwanzig Zentimetern angeordnet waren, geöffnet werden. Links daneben lagen mehrere Eisenrohre und dicke Holzlatten.
    Wieder einmal schaute ich auf die Uhr. Noch maximal zwanzig Minu ten. Ich spürte, wie mein Puls sich beschleunigte. Mein Mund war trocken, aber das war normal. Schon während meiner Zeit bei der Inter ventions einheit war ich vor jedem Einsatz nervös gewesen. Unver mittelt fragte ich mich, ob Ivica wohl je nervös wurde.
    Ich atmete einmal tief durch, dann ging ich raschen Schrittes quer über den Platz zum leicht erhöhten Waldrand. Nach kurzer Suche fand ich den gestern vorbereiteten Beobachtungsposten wieder. Er befand sich in einer kleinen Senke zwischen zwei Bäumen. Mit Hilfe einer Plastikplane, die ich in der Anlage gefunden hatte, sowie Ästen und Zweigen, Erde, Steinen und viel Laub hatte ich daraus ein gut getarntes, einigermassen wetterfestes Versteck gebaut, von dem aus ich die gesamte Rückseite der Giesserei samt Zufahrtsstrasse im Auge behalten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Ich kroch hinein, drückte die Sprech taste meines Walkie-Talkies und machte eine kurze Verbindungs kontrolle mit Ivica. Seine Antwort kam klar, wenn auch ein wenig laut, aus dem

Weitere Kostenlose Bücher