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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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festigt, neben denen unsere kleine Kühltr u he stand. Der Plastiksack aus dem Baumarkt lag daneben, sein Inhalt auf dem Boden verstreut. Gerade hatte Ivica dem Gangster mit dessen Ledergürtel einen schmerzhaften Klaps auf die exponierten Weichteile versetzt, der ihm Tränen des Schmerzes und der Wut in die Augen getrieben hatte. Es war kalt und man sah es. Lucovićs  schwarze Achselhaare und sein stark behaar ter Schambereich boten einen auffälligen Kontrast zu seiner Glatze und seinem bleichen, aber muskulösen und überall tätowierten Körper. Er war offensichtlich ein Bodybuilder.
    Lucović grunzte und stiess ein paar hasserfüllte Worte aus. Ivica lachte und übersetzte für mich . «Er sagt, dass er uns die Herzen rausreissen und an seine Hunde verfüttern wird. Dann schneidet er uns die Köpfe ab und fickt unsere Augenhöhlen. Und dann macht er das gleiche mit unseren Frauen, bevor er unsere Kinder ersäuft.»
    Aus dem Affekt versetzte ich dem Kerl einen harten Tritt in die Hoden. Zwar hatte ich immer noch grosse Vorbehalte gegen das, was wir hier taten, aber niemand sprach so über meine Tochter und meine Freundin. Der Gangster grunzte erneut , zog scharf die Luft ein und sagte eine Weile nichts . Aber schon ein, zwei Minuten später waren die Wellen des Schmerzes, die ihn durchzuckten, soweit abgeebbt, dass die Wut wieder die Oberhand gewann und er einen neuerlichen Schwall von Beschimpfungen ausstiess.
    « Und was hat er jetzt gesagt? » , wollte ich wissen.
    Ivica lachte erneut . « Mehr oder weniger das Gleiche. Seine Fantasie scheint beschränkt zu sein. Wahrscheinlich braucht er solche Drohungen normalerweise nur einmal auszustossen. »
    Da Ivica kaum Englisch konnte und ich überhaupt kein Serbisch oder Kroa tisch verstand , sprachen wir Hochdeutsch, und zwar mit unserem besten Film akzent. Wir wollten den Eindruck erwecken, ich sei ein schwerer Junge aus Deutsch land. Wenigstens den Klang der Sprache würde er wohl erkennen. So, wie ich Spanisch sofort erkannte, obwohl ich kaum ein Wort verstand.
    Ivica pfiff leise eine kroatische Weise vor sich hin . Dann zog er langsam sein Messer mit dem Horngriff aus der Hosentasche, klappte die Klinge auf und schwenkte es zwei, dreimal theatralisch vor Lucovićs Gesicht hin und her. Plötzlich packte er ihn mit einer Hand am Hals und schob ihm mit der anderen die Messerklinge unter den Hodensack. Dabei zischte er ihm ein paar Worte ins Gesicht.
    Lucović antwortete nicht, aber seine Augen sahen aus, als wollten sie gleich aus ihren Höhlen treten und er begann sich zu winden, so gut es mit den Ziegelsteinen an den Füssen eben ging.
    Ohne von ihm abzulassen, erklärte Ivica mir über die Schulter: «Ich habe ihm gesagt, dass ich das durchaus ernst nehme und ihm darum gleich an Ort und Stelle den Schwanz abschneiden werde. Dann hat sich’s ausgefickt .»
    Ich spielte mit und setzte ein bösartiges Grinsen auf. «Gute Idee. Das will ich sehen.»
    Etwas auf Lucovićs Gesicht zuckte. Vielleicht verstand er ja doch etwas Deutsch.
    Ivica machte eine nachdenkliche Miene. « Aber andererseits : V iel leicht verblutet er uns dann, bevor wir fertig sind. Wollen wir ihm die Chance geben, uns zu erzählen, was wir wissen wollen?»
    Auf Lucovićs Gesicht zeigte sich ein Schimmer Hoffnung. Ich war nun über zeugt davon , dass er Deutsch sprach. Gleichzeitig hoffte ich, dass er trotzdem auf unser Filmdeutsch hereinfiel.
    « Kommt nicht in Frage » , entgegnete ich, « nicht nach dem Scheiss, den er vorhin rausgelassen hat. Niemand spricht so über meine Familie. Der Kerl braucht eine Lektion. »
    « Du hast Recht » , sagte Ivica entschlossen, « legen wir die Sau um und suchen uns jemanden, der ein wenig kooperativer ist. » Mit diesen Worten steckte er das Messer weg, packte den Plastiksack und stülpte ihn dem Gangster ohne Feder lesens über den Kopf. Dieser versuchte, das Ding durch wilde Kopf be wegungen wieder abzuschütteln, aber Ivica nahm das Klebeband vom Boden, riss ein langes Stück ab und wickelte es oberhalb des Sackendes mehrfach um Lucovićs Hals , so dass dessen glänzender Schädel nun luftdicht verschnürt war . Es dauerte nicht lange, bis dieser wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft zu schnappen begann. Während er krampfhaft einzuatmen versuchte, konnten wir die Umriss e seiner Lippen und Zähne unter dem Plastik erkennen.
    Ivica beobachtete die Szene ungerührt. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Er hob abwehrend die Hand, aber nach etwa

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