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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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den Kopf und starrte den jämmerlichen Fleischkloss vor mir angewidert an.
    Auf einmal überkam mich eine tiefe innere Ruhe. Da s war es! End lich hatte ich eine plausible Theorie. Sie war zwar immer noch voller Löcher, aber zum ersten Mal in dieser ganzen verworrenen Geschichte hatte ich eine vage Vor stel lung davon, wie alles zusammen hing.
    Eines meiner Hauptprobleme war noch das genaue Datum. Wenn Prin cips Reise nach Zürich nicht ungefähr mit dem Zeitpunkt von Mujo Ha sa no vićs Tod zusammen fiel, war alles vielleicht doch nur ein un glaub licher Zufall.
    «Wann genau war Princip in Zürich?», fragte ich Lucović deshalb.
    Dieser antwortete nicht gleich. Ich war mir nicht sicher, ob er wieder störrisch wurde oder einfach nur überlegte, aber gerade, als ich ihn erneut mit der Beisszange motivieren wollte, sagte er zögerlich: «Anfang Juli.»
    «Genauer!» Ich packte mit der Beisszange einen seiner Hoden und drückte leicht zu.
    Hastig stiess er hervor: «Am ersten Julisonntag!» Sein Atem ging stossweise. «Oder vielleicht Montag. Jedenfalls ist er am Freitag der gleichen Woche zurück ge kommen!»
    Ich war noch nicht überzeugt und erhöhte den Druck auf seine Samenstränge daher noch ein wenig . «Wie kannst du so sicher sein? Könnte es nicht auch eine Woche davor oder danach gewesen sein?»
    «Nein», erwiderte er trotz seiner ungemütlichen Lage ziemlich trotzig, «ich erinnere mich genau an diesen Freitag. An dem Abend hat er drei von meinen Mädchen verlangt, nicht nur eine wie üblich. Er sagte, er hätte Grund zum Feiern. Mit allen drei habe ich an dem Abend keinen Umsatz mehr gemacht. Ausserdem hat der Scheisskerl eine davon im Suff so stark verprügelt, dass sie wochenlang nicht mehr anschaffen konnte.»
    Mir fiel ein, dass wir ja angeblich aus Deutschland stamm t en und daher vor allem an Princips Deals in diesem Land interessiert sein müssten, und so fragte ich den Gangster zum Schein auch darüber aus . Als dabei nichts Brauchbares mehr herauskam, gingen Ivica und ich nach draussen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Lucović liessen wir hängen.
    «Und was jetzt?», frage ich Ivica leise.
    «Wir sollten ihn umlegen», erwiderte er ebenso leise.
    Ich starrte ihn entgeistert an und schüttelte dann mit Nachdruck den Kopf «Kommt nicht in Frage.» Konnte er das wirklich ernst gemeint haben ? Wollte er Lucović tatsächlich eiskalt umbringen? Wieder einmal stellte ich fest, wie verschieden wir in mancher Hinsicht waren. Für ihn was eine Frage der Pragmatik, nicht des Prinzips. «Wir legen ihn nicht um!», bekräftige ich daher noch einmal.
    «Na schön», lenkte Ivica widerstrebend ein, «aber was machen wir dann mit ihm?»
    «Gute Frage.» Ich fuhr mir mit der Hand geistesabwesend über die Bart stop peln und das Pflaster auf meiner Nase.
    Für Ivica war der Fall klar: « Dann lassen w ir ihn wenigstens hängen.»
    Auch damit war ich nicht einverstanden . «Er kann hier drin verhun gern oder verdursten. Keine Sau hört ihn. Oder er erstickt, weil sein ganzes Gewicht an den Armen hängt und den Brustkorb lähmt.»
    «Ist das unser Problem?»
    «Irgendwie schon. Im Endeffekt ist das dasselbe, wie wenn wir ihn erschiessen oder ihm die Kehle durchschneiden.»
    «Ist es nicht!»
    «Du weisst, was ich meine.»
    Ivica seufzte. «Also gut, Mutter Teresa. Was sollen wir also deiner Meinung nach tun?»
    «Nimm sein Handy und lass dir einen Namen angeben, an den du seinen Auf ent haltsort durchgeben sollst. Dann ist es deren Schuld, wenn sie ihn nicht recht zeitig runter holen.»
    «Na schön.»
    Wir kehrten zurück in den Betonschuppen. Ivica fand nach kurzer Suche Lucovićs Handy in dessen Jackentasche und liess sich von ihm den besagten Namen geben. Dann steckte er das Telefon ein und warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Er nahm die drei Farbsprühdosen, deren Zweck ich immer noch nicht kannte, vom Boden auf , schüttelte jede ordentlich durch und stellte sich vor Lucović auf.
    «Was soll das werden?», fragte ich genervt. « Wir müssen los !»
    « Lass mich einfach machen.»
    Vor meinen staunenden Augen sprühte Ivica seinem hilflos da hän gen den Opfer ein grosses, buntes Muster aus drei untereinander liegenden waagrechten Streifen auf Bauch, Hüfte und Oberschenkel. Rot, weiss, blau. Als er auch Lucovićs Geschlechtsteile mit roter Farbe einsprühte und anschliessend mit weisser Farbe sogar noch eine Art Schachbrettmuster darauf zauberte , fiel der Groschen bei mir . Die

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