Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
Vom Netzwerk:
vor sich ging, aber ich erkannte das Geräusch und seine Quelle: Das beichtstuhlartige Schiebefenster an der Tür unseres Zimmers wurde zur Seite geschoben. Gleich darauf fielen zwei Schüsse, dann noch zwei, gefolgt vom dumpfen Geräusch eines auf den Boden aufschlagenden Körpers. Reflexartig drehte ich den Kopf kurz nach hinten und sah, dass Ivica zuerst zweimal durch die Tür gefeuert und dann die Pistole durch das Schiebefenster gesteckt und nochmals zweimal geschossen hatte. Der Lärm im engen, tunnelartigen Flur war absolut ohrenbetäubend gewesen, und es bestand keinerlei Chance, dass die Schüsse überhört worden waren . Trotzdem gingen nirgendwo Türen auf und niemand schrie nach der Polizei. In dieser Stadt wussten es alle besser, sogar die Touristen.
    Ich warf einen Blick auf die Leiche des ersten Attentäters, die in einer grotesken Verrenkung in der Mitte des Flurs am Boden lag. Der Inhalt von Darm und Blase hatte sich auf den Boden ergossen und mit seinem Blut zu einem unappetitlichen, stinkenden Mix vermischt. Seine Waffe lag neben der Leiche. Es war eine schallgedämpfte russische PSS mit sechs Schuss. Der gleiche Typ, wie ihn Riba im Kofferraum hatte. Ich warf Ivica einen fragenden Blick zu . Zufall?
    Wir sprachen kein Wort. Es war uns beiden klar, dass die Zeit gegen uns arbeitete. Das ganze Hotel war viel zu ruhig dafür, dass gerade geschossen worden war.
    Ivica zeigte auf eine offene Zimmertür etwas weiter vorne. Ich nickte und ging rasch, aber kontrolliert darauf zu, die Waffe im Anschlag . Während Ivica den Korridor sicherte , überprüfte ich hastig den Raum. Er war leer. Sofort machte ich auf dem Absatz kehrt und ging zur Tür zurück. Bevor ich auf den Flur hinaustrat, zischte ich halblaut: «Ivi, ich komme jetzt raus!»
    «Okay!», kam die ebenso gedämpfte Antwort. Mittlerweile war viel leicht eine halbe Minute seit den Schüssen vergangen.
    Wir stellten uns vor unserem eigenen Zimmer auf. Ich warf Ivica einen fragenden Blick zu. Er nickte. Ich schloss auf, drückte gleichzeitig die Klinke hinunter und gab der Tür einen kräftigen Stoss. Sie schwang vielleicht einen halben Meter auf, bevor sie auf irgendei n Hindernis stiess . Ich liess mich auf die Knie fallen und riskierte auf Bodenhöhe einen Blick ins Zimmer . Gleich hinter der Tür lag eine Leiche, von der ich aber nur den Kopf sehen konnte. Trotzdem hatte ich keinerlei Zweifel, dass der Kerl tot war. Sein halbe r Unterkiefer fehlte.
    Ich sprang auf. Wie immer nach Phasen intensive n Stress es zitterten meine Beine.
    «Und was jetzt?», raunte Ivica.
    Das war für mich sonnenklar. «Wir warten auf die Polizei!»
    Er schaute mich entgeistert an. «Was? Nein! Auf keinen Fall!»
    «Ivi», begann ich, «das können wir nicht vertuschen…» Dann fiel mir ein, dass jetzt wohl nicht der beste Zeitpunkt für Diskussionen war und ich verstummte.
    Ivica interpretierte meinen Gesichtsausdruck korrekt und erwiderte: «Van Gogh, das hier ist nicht Zürich. Wir wissen nicht, ob die anrückenden Bullen vom Voždovac -Clan bezahlt werden. Und sogar wenn nicht: Die Chance ist gross, dass wir die Untersuchungshaft nicht überleben.»
    Ich atmete tief durch. «Okay, und was machen wir dann?»
    «Wir tarnen die Sauerei notdürftig und hauen ab.»
    «Okay! Aber wenn sie unsere Beschreibung rausgeben, können wir morgen nicht abfliegen.»
    « Scheisse , du hast Recht. Was machen wir? Riba anrufen?»
    «Hast Du bemerkt, dass er Kerl da draussen eine PSS mit Schall dämpfer dabei hatte? Denkst Du, Riba…» Ich liess den Rest unaus ge sprochen.
    Ivica schüttelte energisch den Kopf. «Nein, auf keinen Fall. Die Dinger schwirren hier massenhaft rum. Das hat überhaupt nichts zu bedeuten.»
    «Aber wenn Riba…»
    «Schau», unterbrach er mich, «wir haben keine andere Chance. Entweder wir gehen das Risiko ein oder wir können gleich einpacken.»
    Das war ein Argument. «Na schön », sagte ich daher, «dann stopf e ich den Kerl hier in den Schrank und ruf e Riba an. Du kümmerst dich um die Sauerei im Flur.»
    «Und wie?»
    «Lass dir was einfallen. Los jetzt!»
    Ich bückte mich und packte die massige Leiche unter den Armen. Der Kerl war verdammt schwer. Als ich seinen Oberkörper hochhievte, floss plötzlich eine grosse Menge Blut auf den Boden, das sich in seiner Lederjacke angesammelt haben musste. Auch meine Schuhe kriegten ihren Teil ab. Verdammter Mist !
    Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Ivica zur Minibar ging , und wunderte mich ziemlich

Weitere Kostenlose Bücher