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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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darüber. Aber wir hatten keine Zeit für Fragen. Ich schleifte die Leiche mühsam zum Wandschrank und stopfte sie hinein. Danach holte ich alle Handtücher aus dem Badezimmer , die ich finden konnte, und breitete sie auf dem Boden aus, um die Blutlache aufzusaugen und zu überdecken . Es waren drei Lagen nötig.
    Draussen auf dem Flur erklang das Klirren von zerbrechendem Glas, gefolgt vom unmissverständlichen Würgen einer kotzenden Person. Ich warf einen neugierigen Blick aus dem Zimmer und stellte fest, dass d ie Leiche des kleinen Gorillas verschwunden war. Der Fleck am Boden sah nun aus wie das besonders widerliche Erbrochene eines Betrun ke nen, worauf auch der Weingeruch und die leeren Weinfläschchen am Boden hinwiesen. Hirnmasse und Blut an der Wand waren notdürftig abge wischt und mit Tomatensaft übergossen worden. Am Boden lagen Glas splitter. Die ganze Szene sah scheusslich aus, aber nicht mehr auf den ersten Blick wie das Ergebnis einer Schiesserei. Jetzt blieb nur noch das winzige Problemchen, dass wahrscheinlich das ganze Hotel die Schüsse gehört hatte. Mir fiel auf, dass immer noch keine Sirenen zu vernehmen waren.
    In diesem Moment kam Ivica aus dem Zimmer des Gorillas. Er schloss die Tür hinter sich und rannte zu mir herüber. «Okay», keuchte er, «verduften wir.»
    Zum Glück hatten wir gleich nach unserer Rückkehr alles gepackt. Mit unseren Taschen über den Schultern und den Händen an den Pistole n unter unseren Jacke n verliessen wir vorsichtig das Zimmer. Ivica ver schloss die Tür und brach den Schlüssel mit einem kräftigen Ruck im Schloss ab. Dann gingen wir rasch, aber ohne zu rennen den Flur entlang zur Feuertreppe. Wir eilten die fünf Stockwerke bis zur Tiefgarage hinunter, sprangen in unseren Wagen und fuhren zügig aus der Tiefgarage hinaus in den dichten Nachtverkehr. Eine halbe Minute später rasten drei Streifenwagen mit heulenden Sirenen in entgegen ge setzter Richtung an uns vorbei.
    «Riba», ermahnte mich Ivica, der am Steuer sass. Er schien die Ruhe selbst zu sein . Genau, Riba! Vor meinem geistigen Auge erschien ein Bild von Ribas Kofferraum voller Waffen. Dann wurde es durch eines der PSS neben der Leiche des Attentäters ersetzt. Ich war immer noch skeptisch. Aber Ivica hatte Recht, wir hatten keine Wahl. Ich fischte mein Handy heraus, dann suchte ich h astig Ribas SMS hervor und rief die dazugehörige Nummer an. Nach dem siebten Klingeln knackte es in der Leitung und ich hörte seine Stimme: « Da? »
    «Riba?»
    Nach einem kurzen Moment knurrte er auf Deutsch: «Wart ihr das in Banovo Brdo?»
    Ich erklärte ihm in wenigen Worten, was geschehen war.
    «Okay», fragte er, «wo seid ihr jetzt?»
    Obwohl wir seine Hilfe brauchten, zögerte ich. «Ich…»
    «Vergiss es», unterbrach er mich, «das ist im Moment unwichtig. Aber wir müssen die Situation in den Griff kriegen, sonst könnt ihr nicht ausreisen.» Im Hintergrund läutete ein Telefon. Riba sagte: «Bleib dran!» Dann raschelte es im Hörer und ich vernahm nur gedämpfte Stimme n . Nach einer knappen Minute war er zurück und sagte be stimmt: «Okay, ich kümmere mich darum. Stell sicher, dass ich euch jeder zeit anrufen kann. Ich melde mich.»
    Im Hörer machte es K lick . Ich starrte das Telefon an.
    «Schlechte Neuigkeiten?», fragte Ivica.
    «Nein», antwortete ich zögerlich , «ich glaube nicht. Er hat gesagt, er kümmere sich darum.»
    Ivica nickte, ohne die Augen von der Strasse zu nehmen. «Wollen wir’s hoffen.»
    Zum Glück hatte ich den Stadtplan gut studiert, so dass ich wusste, wo wir waren und wohin wir mussten. Mittlerweile hatten wir den betonstrotzenden Verkehrsknotenpunkt Mostarska petlja mit seinen vielen geschwungenen Zufahrtsrampen erreicht und fuhren in einer langen Linkskurve auf die E75 hinauf. Kurz darauf sahen wir vor uns die Gazela -Brücke, die während der NATO-Bombenkampagne 1999 wegen der darauf abgehaltenen Grossdemon stra tio nen internationale Berühmtheit erlangt hatte. Die Strassenbeleuchtung warf ein fahles Licht auf die sechs Spuren darauf.
    Ich schaute zum Fenster hinaus. Vor uns schimmerten die Lichter von Novi Beograd. Etwas weiter links konnte ich die kreuzgitterförmige Stahlkonstruktion der alten Eisenbahnbrücke über die Save ausmachen, deren dunkle Fluten verheissungsvoll unter uns schimmerten. Der Nachtverkehr war zähflüssig, und kurz vor dem markanten Genex -Turm, dem sogenannten Westtor Neu-Belgrads mit seinen beiden unterschiedlich hohen Betontürmen

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