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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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und dem drehbaren Restaurant zuoberst, kamen wir ganz zum Stehen.
    «Was machen wir, bis Riba zurückruft?», fragte Ivica, sichtlich genervt wegen des Staus.
    «Ich weiss nicht… irgendwo untertauchen, würde ich vorschlagen.»
    «Wie wär’s , wenn wir den Wagen zurückbringen und auf dem Flug hafen über nachten?»
    Ich überlegte kurz, bevor ich antwortete. «Nein, damit schränken wir unsere Handlungsfreiheit zu stark ein. Warten wir, bis wir von Riba hören.»
    «Und wo?»
    «Die alte Fabrik kommt auf jeden Fall nicht in Frage.»
    Ivi nickte zustimmend. Zu viele Leute wussten mittlerweile Be scheid, und einer davon hatte wohl gerade versucht, uns umzubringen.
    «Na schön», fuhr ich fort, « dann machen wir’s so: Wir fahren zum Flughafen raus und suchen uns dann in der Nähe was, wo wir uns bis morgen früh verstecken können. Okay?»
    «Okay.»
    Im Schritttempo quälten wir uns die nächste halbe Stunde Meter für Meter Richtung Stadtgrenze, bis sich der Stau irgendwann auflöste. Während der Fahrt starrte ich schweigend vor mich hin und brütete über den Ereignissen der letzten Tage. Begićs Geschichte, die Sache mit Lucović, die Schiesserei im Hotel, unsere Flucht durch die dunkle, fremde Stadt, die Ungewissheit, ob uns ein Kerl, von dem wir nicht das Geringste wussten, aus der Patsche helfen konnte: Alles kam mir plötzlich irgendwie unwirklich vor.
    Irgendwann unterbrach Ivica meine Grüblereien. «Schau mal, was hältst du davon?»
    Ich blickte auf. Vor uns kam eine Ausfahrt. Links und rechts entlang der Strasse erstreckte sich ein kleines Waldstück. Im Rückspiegel sah ich eine ganz in Rot und Weiss gehalteneTankstelle, an der wir gerade vorbeigefahren waren. Über uns konnte ich Fluglärm hören. Wir mussten in der Nähe des Flughafens sein.
    «Sicher», antwortete ich müde, «wieso nicht?»
    Wir nahmen die Ausfahrt Richtung Süden und kamen nach ein paar hundert Metern zu einemEinkaufscenter. Dort bogen wir rechts ab und folgten der kleinen Seitenstrasse und danach dem Feldweg, in den sie sich abrupt verwandelte, bis zu einem dichten Waldstück, wo wir schliesslich wendeten und im Schutz der Bäume parkierten.
    Ivica schaltete den Motor aus und fragte: «Und was nun?»
    «Nun warten wir.»
    «Und worauf?»
    «Darauf, dass uns Riba anruft. Oder dass es Zeit zum Einchecken wird, was immer zuerst kommt.»
    « Hast Du überhaupt Empfang hier? »
    Ich warf einen prüfenden Blick auf mein Handy. « Ja. »
    «Okay. Willst du die erste oder zweite Wache?»
    Ich war unterdessen wieder hellwach und antwortete: «Die erste Wache ist okay .»
    «Wie du meinst.» Er legte den Sitz nach hinten, lehnte sich zurück und schloss die Augen. Gleich darauf begann er zu schnarchen.
    Für mich dagegen verstrichen d ie Minuten quälend langsam . Geduld war noch nie meine Stärke gewesen, und gepaart mit der Ungewissheit nagte die Warterei an meinen Nerven wie ein Marder an einem Brems schlauch. Gegen zwei Uhr morgens weckte ich Ivica und liess mich ablösen. Der Schlaf leistete hartnäckigen Widerstand, aber schliesslich döste ich doch noch ein. Natürlich weckte mich kurz darauf das Klingeln meines Handys, getreu nach Murphys Gesetz. Es war Riba.
    Ich drückte auf den Knopf und wartete.
    «Ich bin ‘ s», hörte ich Ribas sonore Stimme ziemlich unnötig sagen. «Ich habe ein paar Neuigkeiten.»
    Energisch schüttelte ich zwei, drei Mal den Kopf, um wach zu werden, bevor ich fragte: «Okay, und was?»
    «Die zwei Kerle im Hotel gehörten tatsächlich zum Voždovac -Clan.»
    «Aber wie zum Teufel haben die uns so schnell gefunden?»
    «Das war nicht so schwer. Dein Freund ist anscheinend beim Besuch in Lucovićs Klub gefilmt worden. Danach hat er ein Standbild davon rumzeigen lassen. Wahrscheinlich schon vor eurem kleinen Tête-à-tête in der Giesserei draussen.»
    Erstaunt fragte ich: «Woher weisst du davon?»
    Er lachte humorlos. «Die Kerle, die ihr eingesperrt habt, wollten sich den Weg freischiessen. Dabei wurden zwei von Querschlägern ver wundet , worauf sie die Ambulanz gerufen haben. Die Klinik hat uns dann informiert. Für mich war sofort klar, dass ihr das gewesen sein müsst. »
    «Und was ist nun mit der Sache im Hotel?»
    «Rate mal, welcher Bulle sich damit rumschlagen darf?»
    «Du?»
    «Genau, ich.»
    «Und wie das?»
    «Ich hab meine Beziehungen spielen lassen. Zum Glück habt ihr mich sofort angerufen. »
    «Okay, das ist schon mal gut. Und was jetzt?»
    «Na ja, für uns hier scheint der Fall

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