Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
Vom Netzwerk:
den Rücken. Dann drehte ich den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür und legte die Sicherheitskette vor, bevor ich rasch und oberflächlich die Räumlichkeiten kontrollierte und feststellte , dass sich niemand sonst in der kleinen, auffällig sauberen und aufgeräumten Wohnung aufhielt. Sie bestand aus einem winzigen Badezimmer, einem nur unwesentlich grösseren Schlafzimmer und einem Wohnzimmer mit Kochnische. Alle Zimmer waren rechts vom Flur angeordnet, wie Anlegeplätze an den Docks eines Flughafens. Bad und Schlafzimmer waren durch Türen vom Flur getrennt, das Wohnzimmer hingegen nur durch einen Vor hang aus Bambus. Ich warf nach einan der einen raschen Blick in jeden Raum. Das Schlafzimmer war kaum gross genug für das furchtein flös sen de Metallbett unter dem kleinen Fenster. An der linken Wand hing eine Hakenkreuzfahne, an der rechten eine schwarze Flagge mit dem weissen Aufdruck ‹ Combat 18 › in gotischer Schrift und einem weissen Toten schädel, den ich aus meiner Studienzeit kannte: d as Symbol der SS-Totenkopf-Division. Wie reizend . Das Wohnzimmer war nur unwesentlich grösser als das Schlafzimmer. Neben der altertümlich anmutenden Kochnische mit Gasherd , deren Siebzigerjahre-Kacheln sinnigerweise braun waren, stand ein eleganter kleiner Tisch aus dunklem Holz mit drei dazu passenden Stühlen , daneben ein dunkles, etwas abgewetztes Ledersofa. Es gab keinen Balkon.
    Ich packte Grubenhauer mangels Haaren an den Handfesseln und steuerte ihn durch den Bambusvorhang hindurch ins Wohnzimmer. Dort nahm ich Kurs auf das Sofa und befahl ihm barsch, sich hinzu setzen und nicht zu rühren. Dann schaute ich mich um. Auf einer Holzkiste neben dem Fernseher stand ein Telefon. Ich machte zwei Schritte darauf zu, packte es und riss das Kabel aus der Wand. Das hatte ich schon immer mal machen wollen.
    In der Zwischenzeit hatte sich der Kerl einigermassen erholt und starrte mich nun trotzig an. Ich packte zwei der Stühle neben dem Tisch, trug sie zum Sofa herüber, stellte den einen vor ihn hin und setzte mich umgekehrt darauf. Den anderen stellte ich daneben. Meinen Rucksack deponierte ich neben mir auf de m Boden.
    Schliesslich brach Grubenhauer sein Schweigen. « Du !», zischte er. Bei ihm klang das Pronomen wie ein Schimpfwort. «Was zum Teufel willst du von mir?»
    «Hallo, Markus, alter Freund», begrüsste ich ihn fröhlich, ohne auf die Frage einzugehen.
    «Wer zur Hölle bist du und was zum Teufel willst du von mir?» Er versuchte, sich in Rage zu reden, aber verständlicherweise klappte das nicht so recht , da er sichtlich fror und ganz offenkundig eine Heidenangst hatte. «Was soll der Scheiss? Was denkst du eigentlich, was du hier machst? Weisst du nicht, wer ich bin? Wir haben’s dir schon einmal gezeigt, und wir können das ganz leicht…»
    Ich beugte mich vor und unterbrach ihn barsch: «Halt die Schnauze, du kleine Schwuchtel!»
    Das kindische Schimpfwort traf ihn wie ein Faustschlag ins Gesicht. Er wurde kreideweiss. « Was hast du gesagt?», flüsterte er kaum hörbar .
    «Ich sagte, du sollst die Schnauze halten, du Schwuchtel !»
    «Ich…» Er verstummte, nahm einen neuen Anlauf, verstummte wieder und beschränkte sich dann wieder darauf, mich wortlos an zu starren. Sein linkes Augenlied zuckte nervös
    Ich musste ihn aus der Reserve locken . «Hast Du nicht gehört, du Pisser? Ich hab dich eine Schwuchtel genannt. Eine Schwester. Einen Arschpiraten. Einen Hinterlader. Einen Freund der Schokoladenfabrik. Das bist du doch, nicht wahr?»
    Das wirkte. Sein Kopf wurde knallrot – ob vor Wut oder Scham konnte ich nicht sagen – und er stammelte: «Ich… also… du verdamm tes…!» Wieder ver stummte er, ohne den Satz zu Ende zu bringen.
    Ich liess nicht locker. «Komm jetzt, wir wissen doch beide von deinem Doppelleben, nicht wahr ? Das T&M ? Jean, dein Ebenholz- Stecher? Dem du gerade letzte Nacht den Schwanz gelutscht hast ? Na, k lingelt’s bei dir?»
    Ich nahm meinen Rucksack zur Hand, öffnete ihn und klaubte mei nen Laptop heraus. Diesen klappte ich auf und stellte ihn so auf den Stuhl neben mir, dass Grubenhauer den Monitor sehen konnte. Dann schaltete ich den Rechner ein und startete nach der Passworteingabe mit einem Doppelklick den Videoclip, auf dem meine ganzen Hoffnungen ruhten.
    «Schau genau hin, Markus, mein Freund !»
    Nach den ersten Sekunden fiel Grubenhauer vor meinen Augen buch stäblich in sich zusammen. Sein ganzes auf Aggressivität getrimm tes Wesen, sein

Weitere Kostenlose Bücher