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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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des SZA. Ivica sass neben mir. Gerade hatte ich ihm erzählt , was ich vorhatte .
    «Ist das dein Ernst?», fragte er und starrte mich entgeistert an. Für einmal lachte er nicht.
    «Ja.»
    «Es ist dir aber schon klar, dass Rappolder versuchen wird, dir Betonstiefel anzuziehen, oder?»
    «Davon gehe ich aus, ja.»
    «Und dumm ist er auch nicht.»
    «Nein, definitiv nicht.»
    «Und du bist bei weitem nicht so schlau, wie du denkst.»
    Ich grinste. «Das ist Ansichtssache.»
    «Also sind deine Chancen nicht eben super», fuhr er unbeirrt fort. «Stimmt’s oder habe ich Recht?»
    «Weder noch. Ich denke sogar, meine Chancen stehen ziemlich gut. Sonst würde ich mich nicht darauf einlassen, ich bin ja nicht blöd. W ir haben ein paar entscheidende Vorteile.»
    «Und welche?»
    «Wir wissen viel mehr, als er sich eingestehen wird. Das ist seine einzige wirkliche Schwäche: Er ist extrem arrogant und völlig davon überzeugt, dass niemand so clever ist wie er. Das müssen wir nutzen. Er muss mich unterschätzen. Ausserdem ist er ein Zyniker. Also wird es ihm nicht schwerfallen zu glauben, was ich ihm auftische, solange es seinen Überlegenheitskomplex und seine Verachtung für mich füttert. Ich muss ihn nur genug reizen.»
    «Mag sein. Aber es gäbe eine viel einfachere Lösung.»
    «Und welche?»
    «Wir könnten den Spiess umdrehen und ihm Betonstiefel anziehen. Wenn er verschwindet, löst sich sein Spinnergrüppchen garantiert auf. Hack einer Schlange den Kopf ab und…»
    «Nein.»
    «Nein? Wieso nicht?»
    «Du weisst wieso. Die Diskussion hatten wir schon mal.»
    Diesmal schwieg er.
    «Weisst du», fuhr ich nachdenklich fort, «mal abgesehen davon, dass ich mich auf sowas niemals einlassen würde: Das wäre doch auch kein richtiger Abschluss für Mujos Witwe, nicht? Und ausserdem ist der eigentliche Mord ja anscheinend nicht von ihm begangen worden.»
    «Aber er hat ihn befohlen.»
    «Ja, aber die A nderen müssen wir auch drankriegen .»
    «Na gut. Du willst es also wirklich auf deine Ar t versuchen ?»
    «Ja, will ich.»
    «Okay, aber wenn du dich täuschst, geht der ganze Plan bachab. Und du wahrscheinlich auch.»
    «Es wird klappen. Die Jungs gehören zur Fernsehgeneration. Und im Fern sehen läuft sowas immer auf diese Art .»
    «Na schön», sagte er, «es ist ja deine Haut, um die es geht. Also, wollen wir ein Bierchen heben gehen?»
    Zu Ivicas immensem Erstaunen lehnte ich ab, verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zu Fiona. Falls die Sache doch schief ging, sollte das Letzte, was mein Mund berührte, nicht ein Bier sein.

Kapitel 38
     
    Ich bemerkte Rappolder sofort , trotz der Flut Studierender in der Uni-Mensa. Mit seiner Glatze und dem dunklen Anzug samt roter Krawatte stach er unübersehbar aus der Menge der Jeans-und-T- S hirt-Träger heraus. Er sass an einem der hässlichen gelben Tische und stopfte eine Portion des inoffiziellen Schweizer Nationalgerichts in sich hinein: Schnitzel mit Pommes f rites und Salat, kurz Schniposa.
    Ich steuerte auf ihn zu, blieb vor seinem Tisch stehen und sagte freundlich: «Hallo Karl-Johann, können wir reden?»
    Ohne aufzuschauen antwortete er regungslos: «Verpiss dich!»
    «Das kann ich nicht, Karl-Johann. Nicht, bevor ich dir einen Vorschlag unterbreitet habe.»
    Immer noch ohne aufzuschauen lachte er sein trockenes, humorloses Lachen. Es klang, wie wenn er bellen würde. Dann schüttelte er den Kopf und sagte: « Ich glaube nicht, dass du mir etwas vorschlagen kannst, was mich interessiert.»
    Ich stützte die Hände auf den Tisch, beugte mich vor , als wollte ich ihn küssen, und flüsterte ihm ein einziges Wort ins Ohr: «Sonnenfinster nis.»
    Einen winzigen Moment lang konnte ich ihn seinem Gesicht sehen, dass ich ins Ziel getroffen hatte. Dann wurde seine Miene sofort wieder ausdruckslos und er fragte gelangweilt: «Was soll damit sein? Bist du Astronom?»
    «Ich denke, du weisst, wovon ich spreche. Die Frage ist, ob du hier darüber sprechen willst.»
    Er schwieg.
    «Wusstest du übrigens», fuhr ich in gemächlichem Plauderton fort, «dass der wirkliche Grund, wieso Harald von Hasanović und deiner Schwester wusste, der ist, dass er ihr ebenfalls nachgestiegen ist?»
    Wie immer, wenn seine Schwester erwähnt wurde, war es mit Rap polders Ruhe vorbei. Er griff nach der Gabel, beugte sich vor und zischte leise: «Am b esten verpisst du dich jetzt ganz schnell, sonst wird’s dir leid tun.»
    «Oh, das tut’s mir jetzt schon. Aber trotzdem will ich

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