Sonnenfinsternis: Kriminalroman
meine… wir sind doch in deiner Woh nung … »
Rappolder verächtlich: «Ja, aber w enn du das schon hier drin nicht machst, dann machst du es auch draussen nicht! Man soll trainieren wie man kämpft, das wusste schon die Wehrmacht.»
Markus zerknirscht: «Ja, das weiss ich ja . Ich hab ja gesagt, es tut mir leid, Kalle! Ehrlich! »
Das schien Rappolder für den Moment zufrieden zu stellen. Jeden falls wechselte er abrupt das Thema. «Übrigens werd e ich euch bald einweihen. Für den Moment ist einfach wichtig, dass ihr mir vertraut und dass wir genug Kohle auftreiben. W ir brauchen zusätzliche Geldquellen. Die paar Tausender in der Woche , die wir im Moment einnehmen, reichen bei weitem nicht.»
Die Erleichterung über den Themenwechsel schwang in Markus‘ Stim me mit, als er fragte: «Und wie stellst du dir…»
Den Rest hörte ich nicht, weil ihm Rappolder aufgebracht ins Wort fiel: «Verdammter Scheiss! Wieso ist das verfickte Fenster geöffnet? Spinnt ihr oder was? Hört ihr eigentlich nie zu, wenn ich euch was sage?» Dann erklang lautes Stühlerücken, bevor ein wutentbrannter Rappolder das besagte Fenster wuchtig zu knallte und gleich auch noch die Jalousien herunterliess.
Die Wirkung der Schmerztabletten liess langsam nach, und mehr davon schlucken oder noch mehr Whiskey trinken wollte ich nicht, solange ich noch fahren musste. Also beschloss ich, die Sache für heute auf sich beruhen zu lassen.
Zu Hause angekommen, schloss ich zunächst wie üblich meine Waffe im Wand safe ein und fütterte dann meinen Kater Guinness. Danach genehmigte ich mir – endlich – einen ordentlichen Schluck Whiskey und setzte mich damit an den Schreibtisch .
Als Erstes verband ich meinen Digitalrekorder mit dem Computer und über trug die Aufnahme auf die Festplatte. Dann machte ich eine Sicherungskopie der Datei. Schliesslich startete ich mein Software-Tonstudio. Ich liess verschiedene Filter über die Aufnahme laufen und versuchte insbesondere, die Umgebungs geräusche – welche bereits die Elektronik des Richtmikro fo ns teilweise unterdrück t hatte – noch weiter zu reduzieren sowie die Sprach frequenzen hervorzuheben . Da ich fast eine halbe Stunde bei hoher Qualität aufgenommen hatte, brauchte mein nicht mehr ganz taufrisches Notebook über zehn Minuten dafür. Ich nutzte die Wartezeit für einen zweiten Whiskey . Zu rein medizinische n Zwecke n natürlich.
Als das Programm schliesslich fertig gerechnet hatte , ergab eine Hörprobe leider , dass zwar vor allem das tiefe Brummen des Strassen lärms deutlich abgenommen hatte und auch die Stimmen nun deutlich besser zu hören waren , man allerdings in den Passagen, während denen Rappolders Fenster geschlossen gewesen war, immer noch nicht verstehen konnte, was gesagt wurde.
Was nun? Steiner wollte ich nicht einschalten, da beim Papst durchaus die Möglichkeit bestand, dass er mir zuerst einen langen Vortrag über meine nicht ganz legale Beschaffungsmethode hielt, bevor er – vielleicht – die Aufnahme zu den Spezialisten ins Labor schickte. Aber eventuell konnte mein Vetter Andreas noch etwas aus der Auf nah me herausholen . Er war ein Musik- und Computer freak, wie er im Buche stand. Als ich ihn gerade anrufen wollte, bemerkte ich, dass mein Anrufbeantworter blinkte. Ich drückte den Abspielknopf , hörte die einzige Nachricht darauf ab und fluchte dann los wie ein Bierkutscher . Im Eifer des Gefechtes hatte ich meinen Abend mit Niamh total vergessen.
Ich versuchte sofort , die Sache telefonisch zu bereinigen, aber Claudia liess mich nicht mit meiner Tochter sprechen, da sie angeblich schon im Bett war. Ich überlegte mir ernsthaft, noch nach Bassersdorf zu fahren, aber in meinem gegenwärtigen Zustand war es wohl sowieso besser, wenn mich Niamh eine Weile nicht sah.
Geplagt von einem unheimlich schlechten Gewissen nahm ich die fast leere Whiskeyflasche mit ins Schlafzimmer und stellte sie dort auf die Holzkiste, die als Nachttischchen diente. Dann zog ich meine Schuhe aus und legte mich angezogen aufs Bett. Nach ein paar Minuten rappelte ich mich nochmals auf, trank den Rest der Flasche in zwei langen Zügen aus, liess mich dann wieder rücklings auf die Matratze plumpsen und schlief ein, noch bevor ich das Licht löschen konnte.
Kapitel 18
Am nächsten Morgen erwachte ich wie gerädert. Mein ganzer Kör per fühlte sich an, als wäre jemand mit der Dampfwalze darüber gerollt . Mehr fach. Die genähte Wunde am Kopf pulsierte wie ein
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