Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
Vom Netzwerk:
Love-Mobile-Lautsprecher an der Street Parade und meine Nase fühlte sich etwa doppelt so gross an wie normal. Ein vorsichtiger Griff zwischen die Beine bestätigte meinen Verdacht, dass dies auch für meine Hoden galt. Ich beschloss, einfach regungslos liegen zu bleiben , und zwar b is die Schmerzen aufhörten. Nach kaum fünf Minuten verwarf ich diesen Plan jedoch wieder . Stattdessen hob ich v orsichtig den Kopf und schaute mich um . Die leere Whiskeyflasche lag neben mir im Bett . Ich warf einen Blick auf das Display des Radiowecker s . Halb neun. Ich hatte über neun Stunden geschlafen. Ächzend zwang ich meinen geschundenen Körper dazu, sich aufzusetzen.
    Ich wälzte mich mühsam aus dem Bett, schaltete das Licht aus, welches an schei nend die ganze Nacht gebrannt hatte, und schleppte mich ins Badezimmer. Dort zog ich mich im Tempo einer alters schwachen Schildkröte aus, warf die Kleider auf einen Haufen in der Ecke und betrachtete mich im Spiegel. Meine ganze linke Seite war ein abstraktes Kunstwerk aus blauen und dunkel vio let ten Flecken verschieden st er Grösse. Dort, wo meine Rippe n besonders schmerz te n , prangte prominent ein etwa faustgrosser, beinahe schwarzer Blut er guss. Mein linkes Auge war immer noch blutunterlaufen , und das riesige Pflaster auf meiner Schläfe trug auch nicht gerade positiv zur Ästhetik meines Gesichts bei.
    Ich schluckte zwei Schmerztabletten und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter. Sogar für mich war es noch zu früh für Whiskey. I nbrünstig hoffend , dass es den Saukerlen noch schlechter ging als mir, liess ich die Wanne mit heissem Wasser volllaufen und genehmigte mir zum ersten Mal seit Jahren ein Bad.
    Eine gute halbe Stunde später fühlte ich mich langsam wieder wie ein Mensch. Ich liess das Wasser ab und duschte zum Schluss eiskalt. Danach fror ich zwar wie ein Nacktmull in der Antarktis, aber dafür war ich wach. Ich stieg aus der Wanne, trocknete mich ab und zog ein grosses schwarzes T-Shirt, ein loses dunkelblaues Sweatshirt und weite khakifarbene Dockers-Hosen an.
    In diesem Moment läutete mein Handy. Es war Fiona, die mir mit teil te, dass sie als Ersatz für eine erkrankte Arbeitskollegin für ein paar Tage an eine Konferenz nach Paris müsse . Obwohl ich sie in den letzten zwei Wochen kaum gesehen hatte, war das keine wirklich schlechte Nach richt. Man konnte nicht gerade behaupten, dass Fiona meine r Arbeit positiv gegenüberstand , und mein aktueller Zustand hätte daran wohl kaum etwas geändert . Bis sie zurück kam, war ich hoffentlich wieder einigermassen fit.
    Ich ging in die Küche, setzte einen Topf Kaffee auf und rief endlich meinen Cousin und Computerhexenmeister Andreas an. Es hatte kaum zweimal geklingelt, da begrüsste mich auch schon seine heisere Stimme. Während der Kaffee langsam vor sich hin tröpfelte, erklärte ich ihm, was ich von ihm wollte. Als ich fertig war, wies er mich an, die Datei zu komprimieren, mit einem Passwort zu versehen und auf einen FTP-Server hochzuladen, für den er mir die nötigen Adress- und Zugangsdaten diktierte und zur Sicherheit gleich auch noch per SMS schickte. Ich dankte ihm und legte auf. Wenn jemand aus meinem Abhörprotokoll noch etwas herausholen konnte, dann Andy.
    Um die Datei zu verschicken , musste ich ins Büro gehen. Mein Internetzugang zu Hause war gerade wieder einmal gesperrt, da ich vergessen hatte, eine Rech nung zu bezahlen. Zuerst gönnte ich mir aber erst einmal eine grosse Tasse pechschwarzen, bitteren Kaffee .
     
    «Ach du Schande! Was is ‘ denn mit dir passiert?» Mina schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen, als ich zur Bürotür herein kam.
    I n wenigen Worten erzählte i ch ihr, was geschehen war. Sie zog scharf die Luft ein, als ich zur Verdeutlichung mein Sweatshirt und T-Shirt anhob und sie das Farbenkaleidoskop darunter sah. Dann schaute sie mich nachdenklich an und meinte: «Du bis ‘ schon ein verdammter Glückspilz, weisste das eigentlich?»
    Ungläubig starrte ich sie einen Moment lang an. Dann beschrieb ich mit der Hand theatralisch einen Kreis um meinen Oberkörper und frage sarkastisch: « Das nennst du Glück?»
    «Na ja, schon! Du könntst och tot sein.»
    «Ich denke nicht, dass sie mich umbringen wollten. Rappolder ist viel zu clever dafür. Er wusste, dass ich nicht gleich zur Polizei rennen würde. Die wollten mir nur eine Lektion erteilen.»
    «Das ist ihnen jelungen!»
    Ich grinste schwach. «Du solltest mal die Anderen sehen.»
    «Ja, ja.

Weitere Kostenlose Bücher