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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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aushalf. Aber auch er nahm nicht ab. Mina wäre sicher sofort mitgekommen, aber sie wollte ich nicht in die Sache verwickeln. Die Glatzköpfe schienen es ernst zu meinen . Also war ich mal wieder auf mich allein gestellt.
    Vierzig Minuten später rief Steiner zurück. «Also, Folgendes», kam er ohne Umschweife zur Sache, «Rappolders einzige Verurteilung liegt tatsächlich schon sechs Jahre zurück. Allerdings ist er seither nicht völlig unbescholten geblieben. Er taucht in einem Bericht des Zürcher Gifts auf, und zur Sicherheit habe ich noch ein paar Kontakte bei anderen Behörden abgeklappert. Anscheinend hatte ihn auch die Zollfahndung eine Zeit lang im Visier letzten Winter. Und in den vergangenen vier Jahren wurde er mehrfach wegen Körperverletzung angezeigt und sass auch zweimal in Untersuchungshaft. Keine Ver ur tei lun gen.»
    Das kam mir nun spanisch vor. Was wollte die Drogenfahndung von Rap pol der? Im Weltbild der Neonazis hatten Drogensüchtige keinen Platz, genauso wenig wie Homosexuelle. Und der Zoll? Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Daher fragte ich: «Hast du eine Ahnung, was die alle von ihm wollten?»
    «Keine Details. Anscheinend besteht der Verdacht, dass Rappolders Gruppe im Schmuggelgeschäft ist. Da sowohl der Zoll als auch die städtische Drogenfahndung involviert waren , nehme ich an, dass es entweder um Drogen oder Zigaretten – oder beides – ging. U nd Zürich eines der vermuteten Ziele war . Oder ist. Ich kann mal nachfragen, wenn du willst, aber du weisst, dass die da drüben nicht so gerne mit mir reden.»
    Etwas ging für mich nicht auf. «Ja, aber… Wozu sollen sich ein paar simple Schläger wie diese Jungs mit Zigarettenschmuggel oder Drogenhandel abgeben? Die haben ein abstruses Weltbild und ein fragwürdiges pseudopolitisches Programm, aber ich denke, das ist es dann auch schon. Und Rappolder ist reich.»
    «Wie auch immer. Das ist auf jeden Fall alles, was ich auf die Schnelle über den Kerl rausgefunden habe. Was ist eigentlich mit den Albanern?»
    «Noch nichts.»
    «Die können’s genauso gut gewesen sein wie die Skinheads.»
    «Ja, ich weiss. Aber die haben mich nicht zusammengeschlagen.»
    «Ja, zumindest noch nicht. Aber vielleicht war es auch jemand ganz anderes.»
    « Klar , das wäre auch möglich. Nur nützt es mir nichts, sowas anzunehmen. Die Skinnies und die Albaner sind im Moment meine einzigen Spuren.»
    Ich wollte das Gespräch gerade beenden, als Steiner plötzlich nachdenklich sagte: «Wart e noch kurz!»
    «Wieso?»
    «Warte!» Ich hörte Papier rascheln. Es dauerte einige Sekunden, bis er fand, was er suchte. Dann fragte er: «Weisst du gerade noch auswendig, wann Hasanović umgelegt wurde? Das genaue Datum, meine ich?»
    «Natürlich. Aber d u warst ja auch dabei, als Frau Doktor Knackarsch es uns sagte.»
    «Ich habe noch andere Fälle, du Klugscheisser.»
    «Elfter Juli. Plus minus einen Tag.»
    «Okay, dann wird dir das hier nicht gefallen: Rappolder sass vom zehnten bis fünfzehnten Juli im R21.» Das R21 war ein Gefängnis der Stadt Zürich, in dem auch Untersuchungshäftlinge einsassen. Es wurde manchmal so genannt, weil es an der Rotwandstrasse 21 lag.
    «Scheisse! Und weswegen?»
    «Er soll den Vermieter eines Bekannten verprügelt und massiv bedroht haben.»
    «Wo?»
    «Glattbrugg. Er wurde einkassiert, um ihn vom Opfer fernzuhalten, während die Vorwürfe abgeklärt werden. Am Fünfzehnten wurde die Anzeige zurück ge zo gen und er kam raus.»
    Ich lachte trocken. «Da hat wohl jemand Druck gemacht . Ich hab ja heute Morgen ein paar der Jungs getroffen. Die können recht über zeu gend sein, wenn sie wollen.»
    «Scheint so. Auf jeden Fall spricht das gegen deine Theorie, dass er Hasanović eigenhändig umgelegt hat.»
    «Danke, Herr Professor», antwortete ich sarkastisch, «da wäre ich selbst nie drauf gekommen.»
    «Ich weiss», sagte er und legte ohne ein weiteres Wort auf.
    Als Nächstes suchte ich die Ausrüstung zusammen, welche ich für den nun folgenden Teil benötigte: m ein Yukon-DSAS-Richtmikrofon, mein bewährtes Fernglas und einen kleinen digitalen Audiorekorder. Dann braute ich einen grossen Topf Kaffee und füllte meine alte gammlige Thermosflasche damit auf , während ich in Gedanken meinen ursprünglichen Plan nochmals durchging, der mit meinem morgend lichen Besuch bei Rappolder begonnen hatte. Der Plan stützte sich auf etwas, das Gunnar Neumann gesagt hatte: p raktisch alle von Rappolders Jungs hatten einen

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