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Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Sonnenfinsternis: Kriminalroman

Titel: Sonnenfinsternis: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Moor
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Führung der NATO besorgt war.»
    Ich fragte ungläubig: « Alle Länder hatten eine solche Organisation? Sogar die neutralen?»
    Er nickte. «Ja, auch die neutralen. Erinnern sie sich noch an die Fichenaffäre?»
    Er spielte auf einen Skandal in der Schweiz im Jahr 1990 an, als eine Untersuchungskommission des Schweizer Parlaments zum Schluss gekommen war , dass der Inlandnachrichtendienst während des Kalten Krieges heimlich von über siebenhunderttausend unbescholtenen Bürgern und einer Vielzahl von Organisationen Akten angelegt hatte. Im Verlauf dieser Affäre war durch eine zweite parlamentarische Untersuchungskommission auch die Existenz einer geheimen Wider stands armee namens Projekt 26 , kurz P26, sowie eines geheimen Nach richten dienstes namens Projekt 27 ans Licht gekommen. Ebenso fanden die Parlamentarier Listen mit den Namen von ‹verdächtigen Personen› und ‹Extre misten›, die im Ernstfall hätten interniert werden sollen.
    Mir dämmerte etwas. Ungläubig fragte ich: «Die P26 war Teil von Gladio ?»
    Dr. Enteler schüttelte den Kopf. «So kann man das nicht sagen. Eben, Gladio war auf Italien beschränkt. Und nach heutigem Wissens s tand war die Schweizer Geheimarmee weder an die zentrale NATO-Führung gebunden noch kooperierte sie mit den Amerikanern, die sonst über das CPC und die CIA fast alle Stay-Behinds kontrollierten. Allerdings liessen die Schweizer ihre Agenten durch den britischen Special Air Service , die berühmten SAS-Kommandos, ausbilden und arbeiteten eng mit dem SISzusammen.»
    «Der SIS? Was ist das?»
    « Secret Intelligence Service . Der britische Auslandsgeheimdienst. Oft auch als MI6 bezeichnet, was seit dem britischen Geheimdienst gesetzvon 1994 jedoch offiziell falsch ist.»
    «Ach so. Und was war mit den Geheimarmeen in den anderen Län dern?»
    «Die meisten wurden durch die CIA und den britischen SIS gemein sam kon trolliert, wobei es von nationaler Seite her durchaus auch Wider stände gab. Zum Beispiel von den Norwegern, die sich nicht von der NATO kontrollieren lassen wollten. Ihre Organisation hiess ROC , die der Dänen Absalon und die der Belgier SDRA8 . Die türkische Version wurde als Konterguerilla bezeichnet, die griechische als LOK und in Portu gal hiess sie Aginter Press und war als Presseagentur getarnt. In den anderen Ländern existierten die entsprechenden Strukturen zumeist ohne speziellen Codenamen innerhalb der Nachrichten dienste.»
    «Unglaublich! Und ging es überall zu und her wie in Italien?»
    «Na ja, Hauptaufgabe und überhaupt Existenzberechtigung dieser Organi sationen wäre ja eigentlich der Widerstand gegen eine sowjetische Besatzung gewesen. Dies trifft nach dem heutigen Wissensstand bei den skandinavischen Ab legern sowie der Schweizer Version auch zu. In der Türkei hingegen wurden die Konterguerilla vor allem für die systematische Unterdrückung von Regimegegnern sowie für mindestens zwei Staatsstreiche eingesetzt. Das gleiche gilt für Griechenland. In Portugal und Spanien wurden sie unter anderem dazu benutzt, Oppositionsgruppen zu zerschlagen. Über die italienische Organisation habe ich ja schon gesprochen. Ausserdem…»
    In diesem Augenblick steckte eine brünette, etwa fünfzigjährige Sekretärin den Kopf herein und verkündete: «Marc, dein Lunchtermin ist hier.»
    Dr. Enteler nickte, schaute mich an und meinte entschuldigend: «Tut mir leid, aber wir müssen hier abbrechen.»
    «Kein Problem.»
    «Aber ich kann Ihnen noch weiteres Material mitgeben, wenn Sie möchten. Dann können Sie sich selber noch etwas mit der Thematik beschäftigen.»
    «Sehr gerne.»
    Er stand auf und kramte in mehreren Schubladen herum, bis er schliesslich in der letzten fand, was er suchte. Er streckte mir einen Stapel Kopien entgegen und fragte dann: «Konnte ich Ihnen weiter hel fen?»
    Gute Frage. «Ich weiss es noch nicht», antwortete ich wahrheits getreu. «Es war sehr informativ, aber im Moment sehe ich keinen Zu sam men hang mit meinem Fall. Trotzdem vielen Dank.»
    «Keine Ursache. Guten Tag, Herr van Gogh.» Er schüttelte mir die Hand zum Abschied. Sein Händedruck war fest.
    Ich wollte gerade zur Tür herausgehen, als ich einem inneren Impuls folgend den Ausdruck mit Rappolders Fotos aus der Jacke klaubte und ihn Dr. Enteler entgegenstreckte. «Noch eine letzte Frage: Kennen Sie vielleicht die Männer auf diesen Fotos?»
    Er machte eine ungeduldige Miene, nahm das zerknitterte Blatt Papier aber entgegen und warf einen kurzen Blick

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