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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Faden dessen verloren, was er sagen wollte, und verstummte langsam. Er erinnerte sich nicht einmal, was er gerade gesagt hatte, wahrscheinlich war es nur durcheinander gebrabbelt.
    „Man hat uns immer beigebracht, Fledermäuse seien Verräter“, sagte Orest seinem Vater, „man könne ihnen nicht trauen. Aber Schatten ist nicht so und auch die anderen nicht, die ich getroffen habe. Wir haben zusammen um unser Leben gekämpft. Wir haben einander getraut.“
    „Vielleicht gibt es andere Gebäude der Menschen“, sagte Schatten, „wo sie Fledermäuse und Eulen gefangen halten. Wir sollten unsere Energien dafür einsetzen, sie zu befreien, nicht uns gegenseitig zu bekämpfen.“
    König Boreal warf einen langen Blick auf Schatten und seinen Sohn.
    „Ich finde diese ganze jugendliche Naivität peinlich“, sagte ein Gesandter der Eulen.
    Achilles Grauflügel seufzte und blickte zu den Sternen hoch über ihnen.
    „Wir wären gut beraten, wenn wir uns sorgsamer darum kümmerten“, sagte er.
    „Vielleicht“, sagte König Boreal, und zum ersten Mal, dachte Schatten, blickte er zärtlich auf seinen Sohn. „Ich hatte dich aufgegeben und ich habe dich sehr vermisst.“
    „Ich dich auch“, sagte Orest und flog näher heran.
    „Mein Verlangen nach Krieg ist nicht mehr so groß“, sagte König Boreal. „Lasst uns einen Waffenstillstand vereinbaren, wenn euch das annehmbar erscheint. Wir können uns diesen Sommer in den nördlichen Wäldern treffen und ausführlicher darüber reden, in der Hoffnung auf ein besseres Verständnis.“
    „Ja“, sagte Halo Langschwanz, „das wollen wir, König Boreal.“
    „Die Nachthimmel sind für euch nicht länger geschlossen. Ihr habt sie wieder in Frieden.“
    „Die Sonne“, hauchte Schatten, bevor er sich zurückhalten konnte.
    Er schluckte, als König Boreals sich ihm wieder mit funkelnden Augen zuwandte. Oh nein, dachte er, ich habe alles ruiniert.
    „Die Sonne?“, fragte der Eulenkönig mit hochgezogenen Augenbrauen. „Reichen euch die Nächte nicht?“
    Schatten konnte nur den Kopf schütteln.
    „Das muss der Gegenstand weiterer Diskussionen sein, wenn wir wieder zusammenkommen. Bis dahin kann ich einer Übergangslösung zustimmen. Du hast mir meinen Sohn zurückgegeben, Silberflügel. So gebe ich dir im Ausgleich deine Sonne zurück.“
    Als Schatten neben Frieda auf dem geschützten Sims unter der Brücke landete, war diese so still, dass er fürchtete, er sei zu spät gekommen.
    „Atmet sie noch?“, flüsterte er ängstlich zu Marina, die mit ihm herabgeflogen war.
    „Das tu ich, denke ich.“ Die Älteste der Silberflügel öffnete die Augen und blickte Schatten amüsiert an. Aber ihre Stimme pfiff schwach vor Anstrengung. „Deine Mutter hat mir alles erzählt über dein Treffen mit König Boreal.“
    „Wir können jetzt alle nach Hause“, sagte Schatten aufgeregt. „Sie geben alle Überwinterungsplätze frei. Wir können in unseren Wald zurück! Im Sonnenlicht! Ich will helfen, einen neuen Baumhort zu bauen. Ich meine, es ist das Wenigste, was ich tun kann, nachdem ich der Anlass dafür war, dass der erste niedergebrannt worden ist, oder?“
    Er fürchtete, dass er nur plapperte, aber er hatte Angst, nicht zu reden, Angst vor dem, was er dann sehen oder hören könnte.
    Frieda lächelte nur. „Ich habe dir ja gesagt, du hast eine Helligkeit an dir. Es macht einen immer so zufrieden, wenn sich zeigt, dass man Recht gehabt hat. Etwas, was nicht sehr oft passiert, wenn man eine Älteste ist.“ Sie hustete. „Du hast getan, was ich tun wollte. Du hast das Große Versprechen erfüllt.“
    Mit Mühe hob sie den Flügel und zeigte den silbernen Ring an ihrem Unterarm. Der Anblick ließ Schatten zurückzucken. Er war früher ein so mächtiges Bild für ihn gewesen, ein Zeichen der Hoffnung, der Stärke. Er hatte so inständig gewünscht, selbst einen zu haben. Nun würde der Ring immer eine hässliche Erinnerung daran sein, was die Menschen ihnen allen angetan hatten – und an eine fürchterliche Täuschung, die in ihnen für Jahrhunderte falsche Hoffnungen genährt hatte. Er hasste jetzt den Anblick der Ringe.
    „Nein“, keuchte Frieda, als sie in sein Gesicht blickte, „die Ringe sind wichtig gewesen.“
    Schatten wusste nicht, was er sagen sollte. Wie konnte er ihr widersprechen, wo sie so krank war?
    „Ich glaube, ich verstehe“, sagte Marina überrascht. „Sie haben eine Rolle gespielt.“
    „Wie denn?“, fragte Schatten ärgerlich. Wie konnte

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