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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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jemand das jetzt behaupten.
    „Die Ringe haben uns auf den Weg gebracht“, sagte Marina. „Sie haben uns veranlasst, die Menschen aufzusuchen.“
    „Und wohin hat uns das gebracht?“, fragte Schatten.
    „Oh, er ist nicht so clever, wie er denkt!“, sagte Marina heiter zu Frieda. „Ja doch, sie haben uns zu dem Gebäude der Menschen geführt und zu dem nachgemachten Wald. Und dort sind auch die Eulen gewesen.“
    Schatten blickte verständnislos von ihr zu Frieda. Aber diese nickte mit glänzenden Augen.
    „Fahr fort“, ermunterte sie Marina.
    „Was wäre geschehen, wenn du Orest nicht getroffen hättest, wenn du ihm nicht das Leben gerettet hättest? Ihr habt einer des anderen Vertrauen gewonnen. Ich zweifle, dass König Boreal einen Waffenstillstand ausgerufen hätte, wenn das nicht passiert wäre.“
    Schatten nickte linkisch. Endlich verstand er.
    „Die Menschen haben uns zusammengebracht“, sagte er.
    „Uns geeint“, sagte Frieda. „Wir haben die Sonne nicht durch Krieg gewonnen. Wir haben sie durch Frieden gewonnen.“
    Während Schatten sie ansah, lächelte Frieda, als hätte sie gerade einen kurzen Blick auf eine viel versprechende Zukunft geworfen. Sie raschelte mit den Flügeln, legte sie bequem an den Körper und schloss zum letzten Mal die Augen.

– 17 –
Der Baumhort
    Es war ein guter Baum, ein massiver Silberahorn mit dickem Stamm und einer Menge kräftiger hoher Äste. Während der Himmel sich mit der nahenden Morgendämmerung aufhellte, waren tausende von Silberflügeln, Männchen und Weibchen, damit beschäftigt, das Innere des Baumriesen auszuhöhlen und es in eine Kinderstube für die Kolonie zu verwandeln.
    Nur ein paar hundert Flügelschläge ostwärts befanden sich die verkohlten Überreste des alten Baumhorts, in dem Schatten geboren war und der im letzten Herbst durch die Eulen niedergebrannt worden war. Unter dem Baum in seinem gekrümmten Wurzelwerk arbeitete Schatten neben seinem Vater. Sie höhlten die Wände des neuen Echosaales aus. Jede Kolonie hatte so einen, eine vollkommen runde Steinkammer, deren Wände so glatt waren, dass die Stimme einer Fledermaus von ihnen für Jahrhunderte zurückgeworfen werden konnte. Hier wurden alle Geschichten einer Kolonie erzählt und blieben als Echos erhalten, sodass nichts in Vergessenheit geriet.
    Letzten Herbst, als der alte Baumhort brannte, war sein Echosaal zerborsten, und alle Geschichten der Kolonie waren geflohen wie Fledermausgespenster und hatten sich in der Luft aufgelöst. Nun würden sie die Geschichten erneut erzählen.
    Während Schatten die Wand mit einem kleinen Stein polierte, erinnerte er sich daran, wie Frieda ihn zum ersten Mal in den Echosaal mitgenommen hatte. Die Geschichten hatte er dort nicht einfach gehört, er hatte sie gesehen, als die Echos seinen Kopf mit silbernen Bildern überflutet hatten. Als wäre er dabei gewesen, hatte er die große Schlacht der Vögel und Vierfüßler gesehen und die Verbannung, hatte gehört, wie Nocturna den Fledermäusen das Große Versprechen gegeben hatte, dass sie eines Tages das Tageslicht wiedergewinnen würden. Aber Frieda war gestorben, bevor sie einen Sonnenaufgang hatte sehen können – nicht einen falschen aus dem Inneren des Menschenwaldes, sondern einen richtigen in der Außenwelt.
    „Ich wünschte, sie wäre noch am Leben“, sagte Schatten.
    Sein Vater nickte. Er wusste instinktiv, von wem sein Sohn redete. „Sie wäre aber froh darüber, dass deine Mutter ihren Platz eingenommen hat.“
    ja doch“, sagte Schatten. „Mami ist eine gute Wahl. Ich meine, sie hat nicht die Pyramide der Kannibalen in die Luft gesprengt oder die Sonne gerettet oder so was, aber sie wird eine gute Älteste sein.“ Er sah, dass sein Vater ihn amüsiert betrachtete. „Was ist?“
    „Ich weiß, du wolltest selbst Ältester werden.“
    „Wollte ich nicht“, sagte Schatten und blickte verlegen zur Seite.
    „Wolltest du doch.“ Cassiel lachte. „Kaum ein Jahr alt, und schon hast du erwartet, zum Ältesten gemacht zu werden! Du hast ein paar erstaunliche Dinge vollbracht, aber du hast noch ein paar Jahre vor dir, mein Sohn.“
    „Gib’s zu, du wolltest auch gefragt werden“, sagte Schatten grinsend.
    Sein Vater schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, dann schaute er ihn nur an. Beide grinsten.
    „Wahrscheinlich am besten, dass keiner von uns gebeten wurde“, sagte Schatten.
    „Besser für die ganze Kolonie“, stimmte ihm sein Vater zu. „Hitzköpfe wie wir ergeben

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