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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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bleiben, Chinook. Aber wir brauchen einen Plan, okay?“ Schatten wusste, wenn er sich gehen ließ, würde seine Angst mit ihm durchgehen. Er musste reden, um sein eigenes wimmerndes Entsetzen zu übertönen. Wie sehr er wünschte, dass Marina da wäre. Ideen, er brauchte Ideen. „Lass uns einen Plan machen, Chinook.“
    Die andere Fledermaus starrte immer noch ganz benommen in den Dschungel.
    „Chinook! “, sagte Schatten. „Hörst du zu?“
    „Ich will meinen Vater“, sagte der ruhig.
    Schattens ganze Ungeduld verflog sofort.
    „Ich weiß“, sagte er. „Ich auch.“
    Chinook wandte sich ihm wieder zu, und Schatten erkannte in seinem unglücklichen Gesicht das gleiche verzweifelte, bodenlose Verlangen, das er selbst so lange gespürt hatte. Er musste wegschauen, sein Körper war steif, als er ankämpfte gegen das Herz zerreißende Schluchzen, das in seiner Kehle steckte. Er hatte keine Angst davor, in Chinooks Gegenwart zu weinen. Er hatte Angst davor, nicht aufhören zu können.
    Er zwang sich zu einem zittrigen Atemzug.
    „Wir werden nachsehen, ob es Überlebende gibt, dann müssen wir hier weg. Wir müssen die anderen warnen.“
    „In Ordnung“, sagte Chinook und schniefte seine Tränen zurück. „Gut. Wir sollten es vor der Morgendämmerung zurück schaffen, oder? Wir waren nicht allzu lange in dieser Flugmaschine.“
    „Nein, aber sie fliegt viel schneller als wir“, sagte Schatten.
    „Oh ja, ja“, sagte Chinook. „Wie weit ist es also?“ Schatten holte Luft. „Nun, wir waren in der Flugmaschine für, sagen wir, drei Stunden, vielleicht mehr?“ Er erwartete keine Antwort von Chinook. Aber er fand es tröstlich, laut zu sprechen. Es gab ihm das Gefühl, planvoller vorzugehen, als ob er klarer denken könnte bei der Lösung eines Problems. „Wie schnell kann eins von diesen Dingern fliegen?“ Er hatte wirklich keine Idee. „Als wir in die Luft abgeworfen wurden, hatten wir ein ziemliches Tempo drauf, was meinst du, vielleicht hundert Flügelschläge in der Sekunde?“ Chinooks Gesicht war ohne Ausdruck. „Also was ergibt das ... in drei Stunden ist das, was ist das ... über eine Million Flügelschläge.“ Er schluckte und hatte ein mulmiges Gefühl. „Das ist eine lange Strecke.“
    „Warum haben sie uns das angetan?“, flüsterte Chinook.
    „Sie benutzen uns bloß“, sagte Schatten finster.
    „Um ihre eigenen Gebäude niederzubrennen?“
    „Als wir Zephir getroffen haben, damals in der Stadt, Marina und ich, da hat er gesagt, die Menschen führen ihren eigenen Krieg. Gegeneinander.“ Damals hatte ihn das überrascht und er hatte es schnell wieder vergessen. Nun kam es ihm auf entsetzliche Weise wieder zu Bewusstsein. „Die Menschen oben im Norden müssen gegen die hier unten kämpfen. Und sie benutzen uns dafür, Feuer zu transportieren.“
    „Sie sollten doch unsere Freunde sein.“ In Chinooks Stimme lagen Ungläubigkeit und Kummer. „Was ist mit dem Großen Versprechen?“
    Schatten schämte sich sogar vor sich selber, dass ein Teil von ihm immer noch den Menschen hatte trauen wollen – bis er gesehen hatte, wie all die Fledermäuse in den Flammen starben. Er hatte gehofft und gehofft, dass Arkadia Recht hätte und alles Teil eines Planes sei. Und egal wie schrecklich, wie schmerzlich es auch war, dass doch alles am Ende gut ausgehen würde. Und dass er vielleicht sogar seinen Vater wieder fände. Aber alles war Lüge!
    „Es gibt kein Großes Versprechen“, sagte er bitter. „Goth hatte die ganze Zeit Recht mit den Menschen. Sie sind böse. Sie locken Fledermäuse in die Falle, um sie zu studieren. Sie haben gewusst, wie man Bilder in unsere Köpfe singt genauso wie unsere Klangkarten. Und nun haben sie es fertig gebracht, uns im Dschungel abzuladen.“
    Irgendetwas machte klick hinter ihm. Er drehte sich rasch um, aber da war nichts. Muss ein Wassertröpfchen gewesen sein, das auf ein Blatt gefallen ist.
    „Wir müssen hier raus, Chinook“, sagte er. „Ich bin ziemlich sicher, dies ist der Ort, von wo die Kannibalenfledermäuse kommen.“
    „Solche wie Goth?“
    Er nickte. Was hatte es schon für einen Sinn, etwas zu verschweigen. Er war es müde zu lügen und er würde Chinooks Hilfe brauchen, wenn sie überleben wollten.
    „Es wird bald dämmern“, sagte Chinook elend und schaute hoch durch die Bäume. „Glaubst du, es gibt hier auch Eulen?“
    Schatten schüttelte den Kopf: „Ich weiß es nicht.“
    „Die Sterne sind hier anders“, sagte Chinook.

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