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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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eigentlich sein sollten. Viele von ihnen hatten ein mageres, hungriges Aussehen, durch das Brustfell waren die Rippen zu erkennen. Trotzdem badete er in ihrer Aufregung, als sie ihn begrüßten.
    „Prinz Goth!“
    „Wo seid Ihr gewesen?“
    „Wir dachten, Ihr seid getötet worden!“
    „Kommt alle her! Prinz Goth ist zurückgekehrt!“ „Heil, König Goth!“
    Er warf den Kopf herum, um den Sprecher der letzten Worte zu erkennen. „Wer hat da ‚König‘ gesagt?“
    „Es tut mir Leid, Herr“, sagte die Fledermaus, die von der Wildheit in Goths Gesichtsausdruck erschrocken war. „Aber Euer Vater ist gestorben. Nun seid Ihr unser König.“
    Die Worte von Cama Zotz kamen ihm wieder ins Gedächtnis: Führe also meinen Befehl aus und du wirst König sein .
    „Wann?“, wollte er wissen. „Wann ist das passiert?“
    „Erst vor vier Nächten, während eines der Feuerstürme. Er war unterwegs auf Jagd.“
    „Dies ist die Ursache der Feuerstürme“, brüllte er, hob die Flügel hoch über die Schultern und ließ die Metallscheibe sehen, die an seinen Bauch genäht war. „Dies ist das Feuer der Menschen, das unseren Dschungel verwüstet hat. Sie haben die nördlichen Fledermäuse als Träger benutzt. Sie haben sogar geglaubt, sie könnten mich dafür benutzen, andere Menschen und mich selbst zu vernichten. Aber wir werden das gegen sie selbst wenden, das verspreche ich euch. Sie haben mich und Cama Zotz beleidigt und sie müssen dafür bestraft werden. Ich werde meinen Vater rächen!“
    „Heil König Goth! “, rief die Fledermaus und die Worte wurden von den anderen aufgenommen und vereinigten sich zu einem donnernden Ruf, der köstlich in Goths Ohren tönte.
    „Nun“, sagte er, bereit Befehle zu erteilen, „schickt nach den Steinschneidern. Ich will, dass dieses Metall von mir entfernt und sorgfältig verstaut wird!“
    „Eure Hoheit, ich habe schon auf Euch gewartet.“ Goth sah sich um und erkannte Voxzaco, der mit seinen verkrüppelten Flügeln auf ihn zugeflattert kam. Er war der Oberpriester und der engste Berater seines Vaters gewesen. Goth fand ihn jetzt genauso abstoßend, wie er ihn als Kind gefunden hatte. Sein Rückgrat war gekrümmt und das machte ihn zu einem armseligen Flieger. Sein Fell war im Alter fast vollständig ausgefallen und hatte räudige Stellen hinterlassen mit strohartigem Grau zwischen roh wirkendem Fleisch. Sein Atem stank von den giftigen Beeren und Blättern, die er aß, um sich zu Visionen anzuregen. Sogar Goth fiel es manchmal schwer, ihm in die Augen zu blicken, so riesig waren die in dem ausgemergelten Kopf, dass sie einen zu verschlingen schienen. Er hatte schon immer so ausgesehen, so lange sich Goth erinnern konnte.
    „Auf mich gewartet?“, fragte Goth verwirrt. „Du hast gewusst, dass ich zurückkehren würde?“
    „Ja“, sagte Voxzaco. „Es steht auf dem Heiligen Stein geschrieben.“
    Dann erblickten die Augen des alten Priesters die Scheibe an Goths Bauch und ein leiser Aufschrei entfuhr seiner Kehle. Er konnte sich kaum in der Luft halten, so sehr wurde er von einem Zittern geschüttelt. „Was ist los?“, fragte Goth alarmiert.
    „Ja“, murmelte Voxzaco, die Augen noch auf die Scheibe geheftet. „Ja, jetzt sehe ich es. Es passt perfekt.“ Er riss seine Augen los von der Scheibe und blickte Goth an. „Kommt, lasst es mich Euch zeigen.“
    In der königlichen Kammer schwebte Goth über dem dicken Bett aus weichen Blättern, das die Steinschneider für ihn bereitet hatten. Dann ließ er mit schwirrenden Flügeln die Metallscheibe vorsichtig darauf hinab.
    „Befreit mich davon“, befahl er. Die Steinschneider machten sich sofort an die Arbeit. Mit ihren besonders geschärften Zähnen schabten sie an der Kette, die die Scheibe mit Goths Körper verband. Während Goth mühsam auf der Stelle schwirrte, sägten die Steinschneider innerhalb von Sekunden die Kettenglieder durch und Goth stieg erleichtert hoch und landete auf einem Ruheplatz. Der Metallring befand sich noch an seinem Bauch. Die Vorstellung, dass er ihm aus dem Fleisch gerissen würde, gefiel ihm gar nicht, selbst wenn es einer der königlichen Ärzte täte.
    „Nun“, sagte er und wandte sich zu Voxzaco, der den ganzen Vorgang ängstlich beobachtet hatte, „zeig mir den Heiligen Stein.“
    Die königliche Kammer war rechteckig und aus riesigen Granitquadern errichtet. Rundum befanden sich oben an den Wänden steinerne Bildwerke, die mit Juwelen geschmückt waren: ein Jaguarpaar, die

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