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Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition)

Titel: Sonnenflügel: Roman. Band 2 der Fledermaus-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Oppel
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Füße fest und hing mit dem Kopf nach unten. Zum ersten Mal wurde ihm der Schmerz an seinem Bauch bewusst. Das Abreißen des Metalls hatte eine rohe, klaffende Wunde in seinem Fleisch hinterlassen, aus der immer noch etwas Blut sickerte. Er warf einen Blick auf Chinooks Wunde. Sie war ähnlich hässlich. „Bist du in Ordnung?“, fragt er.
    „Ist nicht so schlimm“, sagte Chinook. „Was ist mit deiner?“
    Schatten zuckte die Achseln. Chinook machte ihm Eindruck. Irgendwie hatte er erwartet, dass er zusammenbrechen würde, aber er hielt sich ganz gut. Nichts gegen Marina, dachte Schatten mit einem Stich im Herzen, aber schließlich hatte Chinook lange nicht so viel Erfahrung darin, andauernd beinahe getötet zu werden.
    Unter ihnen näherte sich durch Farnwedel und Blätter ein gewaltiges Poltern und Schatten erblickte ein riesiges Tier. Es hatte einen mächtigen, struppigen Rücken, der weit über einen Meter lang war, und einen dicken, breiten Schwanz fast noch einmal genauso lang. Ganz ungewöhnlich war jedoch seine Schnauze. Sie glich einer dicken Schlange, die am Gesicht angewachsen war. Das Tier stieß diese Schnauze in den Boden und machte ein lautes saugendes Geräusch. Als es die Schnauze zurückzog, sah Schatten, wie eine lange, peitschenförmige, mit Ameisen bedeckte Zunge herausschoss, um die Winkel der Schnauze hin und her schlug und dann wieder darin verschwand. Gut, dachte Schatten sofort. Es frisst also Ameisen, und es scheint nicht daran interessiert, auf Bäume zu klettern. Nach einer Weile schlenderte es außer Blickweite, wobei es auf den Fußknöcheln lief.
    Er hatte nie ein ungewöhnlicheres Tier gesehen, aber inzwischen konnte ihn nichts mehr überraschen. Er war benommen. So viel war passiert und so schnell, alles war wie eine Erinnerung, die jemand anderem gehörte: die Eulen, Goth, die Menschen, die ihn an die Metallscheibe gekettet hatten, der Käfig, die Flugmaschine und dann die Explosionen. Ein Fisch, der ihn beinahe verschlungen hatte. Alles war weit entfernt am Rande seiner Erinnerung, aber wie eine nahende Gewitterwolke, der er nicht ausweichen konnte.
    „Danke, Schatten“, sagte Chinook dumpf. „Dafür, dass du mich angehalten hast.“
    „Tut mir Leid, dass ich dich beißen musste.“
    „Hättest du das nicht, wäre ich ...“ Er legte die Ohren an und zuckte, als versuchte er ein schmerzhaftes Geräusch auszuschließen. Ruhig fragte er dann: „Hast du sie gesehen, meinen Vater und meine Mutter?“
    Schatten spürte, wie er ruckartig den Atem ausstieß. Er hatte völlig vergessen, dass auch Plato und Isis gefangen worden waren. Und wenn man sie in die Flugmaschine geladen hatte ... Er schluckte heftig, suchte nach Worten.
    Chinooks Stimme drängte: „Ich habe nach ihnen ausgeschaut, aber da war dieses Echogeräusch in meinem Kopf und ich konnte nicht ... Ich bin ziemlich sicher, dass ich sie einmal gesehen und ihnen zugerufen habe, aber sie waren so weit weg, sie ... Hast du sie gesehen?“
    Schatten schüttelte den Kopf, er spürte Übelkeit. „Wir wissen nicht einmal, ob sie in dieser Flugmaschine waren, Chinook. Sie sind vielleicht immer noch in dem Gebäude der Menschen...“
    „Du brauchst nicht zu lügen. So blöd bin ich auch nicht.“ In seiner Stimme lag kein Ärger, nur eine schreckliche Leere.
    „Ich lüge nicht“, sagte Schatten verzweifelt. „Wir wissen es nicht! Selbst wenn sie zusammen mit uns abgeworfen worden sind, können sie überlebt haben.“ Aber in seiner Erinnerung sah er die hunderte von Fledermäusen, die mit einem leeren Ausdruck auf dem Gesicht in das Inferno geströmt waren. Er konnte kaum glauben, dass sich irgendwelche von ihnen rechtzeitig entfernt hatten.
    Marina.
    Sein Herz stolperte furchtbar. War sie auch in einem dieser Behälter gewesen? Hör auf damit, schrie er innerlich. Du weißt nicht einmal, ob sie überhaupt in der Flugmaschine war. Aber was wäre, wenn sie mit ihm und Chinook hinaus in den Himmel geschleudert worden war und er sie nur nicht gesehen hatte? Sie wäre dem Klangbild nicht gefolgt, sagte er sich. Sie war zu clever dafür.
    „Wenn wir überlebt haben, konnten sie es auch“, zwang er sich zu sagen. „Wir fliegen bald zurück und schauen nach, in Ordnung? Wir ruhen uns aus und dann ziehen wir los und sehen nach. Da werden noch andere sein. Müssen einfach.“
    Chinook schien nicht zuzuhören. Langsam drehte er den Kopf herum, als sähe er die fremdartige Umgebung zum ersten Mal.
    „Wir werden am Leben

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