Sonnenglut der Leidenschaft
die Arbeit nur langsam voran, denn man musste sorgfältig sein, um die Umgebung nicht noch weiter zu zerstören. Eine unterirdische Quelle, die man bisher noch nicht entdeckt hatte, speiste die kleine Oase. Satellitenaufnahmen zeigten deutlich die ehemaligen Flussläufe in der Wüste. Wissenschaftler vermuteten, dass sie tief unter der Oberfläche noch immer existierten.
Der derzeitige Eigentümer dieses magischen Ortes war ein Prinz und gehörte zur Herrscherfamilie von Zuran. Offenbar widmete er der Erforschung des verborgenen Tals sehr viel Zeit und einen Großteil seines Reichtums.
Gwynneth fand das gesamte Projekt faszinierend – angefangen bei der märchenhaften Geschichte des Tals bis zu den archäologischen Ausgrabungen, die derzeit stattfanden. Sie brannte darauf, mehr zu erfahren, auch über den Prinzen, über den es so gut wie keine Informationen gab. Ein Mann unserer Zeit mit legendären Vorfahren. Wie mochte er Gegenwart und Vergangenheit in Einklang bringen? Jedenfalls musste der Prinz ein faszinierender und interessanter Mann sein. Aber sicher nicht so aufregend und anziehend wie Tariq mit seiner charismatischen Persönlichkeit.
Sie legte das Buch zurück auf den Tisch, das Kapitel über das verborgene Tal aufgeschlagen. Dann lehnte sie sich auf dem Balkonstuhl zurück und schloss die Augen.
So fand Tariq sie wenige Minuten später, als er leise auf sie zukam.
Sein Morgen war wenig erfreulich gewesen. Im Palast hatte Tariq mit dem Regierungsoberhaupt und dem Polizeichef gesprochen. Offensichtlich war es dank Tariqs Informationen gelungen, die Identität des Beamten ausfindig zu machen, der für Chad arbeitete. Der Polizeichef wies allerdings darauf hin, dass die Lage sich wesentlich komplizierter darstellte, als anfangs befürchtet.
„Wieso?“, hatte Tariq gefragt.
„Der Mann, von dem wir annehmen, dass er für Chad Rheinvelt arbeitet, ist niemand anders als Omar bin Saud al Javir. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, gehört er zur Familie von Prinz Nazir, dessen Komplott, unseren Landesfürsten zu ermorden, glücklicherweise gerade noch rechtzeitig aufgedeckt wurde.“
„Als Prinz Nazir und seine Familie aus Zuran ausgewiesen wurden, sagten einige Familienmitglieder sich von ihm los und baten um Gnade. Unter ihnen befand sich auch Omars Vater“, ergänzte Tariqs Verwandter.
„Und so dankt Omar dir deine Güte.“ Tariq schüttelte entsetzt den Kopf.
„Unsere Nachforschungen haben ergeben, dass der junge Mann seiner Familie wenig Freude macht. Die Universität Zuran hat ihn wegen Fehlverhaltens und schlechter Noten exmatrikuliert. Ohne Hilfe der Familie hätte er niemals seine jetzige Stellung bekommen. Sein Vorgesetzter hält ihn für einen streitsüchtigen Mann mit Komplexen. Allerdings scheint sich sein Benehmen in den letzten Monaten wesentlich gebessert zu haben. Auf einmal interessiert er sich für seine Arbeit.“
„Vermutlich weil Chad ihn für seine Dienste bezahlt“, warf Tariq verdrießlich ein.
„Natürlich können wir erst einschreiten, wenn uns konkrete Beweise vorliegen“, gab der Polizeichef zu bedenken. „Ich habe angeordnet, Omar zu überwachen. Wenn alles nach Plan verläuft, können wir ihn innerhalb von vierundzwanzig Stunden dingfest machen und verhaften. Bis es so weit ist und wir Chad Rheinvelt und seinen Kumpanen das Handwerk gelegt haben, möchte ich Sie bitten, Hoheit …“ Der Polizeichef verbeugte sich vor Tariq. „… uns weiterhin zu unterstützen. Die Sache wird bald ausgestanden sein.“
„Selbstverständlich.“ Tariq erhob sich. „Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich will über jede Veränderung informiert werden.“
Die Zusage weiterer Unterstützung war ihm leichtgefallen, doch hier in der Wohnung kamen ihm Zweifel. Die schier überwältigende Anziehungskraft seiner unwillkommenen Mitbewohnerin setzte ihm zunehmend zu.
Gwynneth war nicht nur daran schuld, dass er in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan hatte, auch tagsüber kreisten all seine Gedanken ständig um sie. Die Sehnsucht nach ihr quälte ihn entsetzlich.
Obwohl Gwynneth nicht hörte, wie Tariq den Balkon betrat, spürte sie instinktiv und intensiv seine Anwesenheit, noch bevor sie die Augen öffnete. Und wieder entsetzte sie ihre Reaktion auf diesen Mann. Ihr Herz pochte schneller, und warme Wogen des Verlangens erstreckten sich bis in ihre Fußspitzen. Wie sehr sehnte sie sich danach, ein warmes entzücktes Lächeln von ihm geschenkt zu bekommen.
Jetzt habe ich
Weitere Kostenlose Bücher