Sonnenglut der Leidenschaft
Gefühle teilte.
Ich fantasiere schon wieder, dachte sie unwillig und verdrängte die verräterischen Gedanken.
Statt weiter zu grübeln, öffnete sie energisch den Kühlschrank und nahm sich einen Joghurt und frisches Obst heraus.
Der Himmel war blau, keine Wolke weit und breit. Daher beschloss Gwynneth, auf dem Balkon zu frühstücken. Selbst jetzt, am frühen Morgen, empfing sie dort schon eine angenehme Wärme. Die Luft duftete würzig nach Salz und Weihrauch. Vom Balkon aus sah man die anderen Wohnanlagen, die Hotels, den Jachthafen und den Strand.
Gwynneth genoss einen herrlichen Blick, ohne selbst gesehen zu werden. Am liebsten hätte sie sich ausgezogen und von der Sonne bescheinen lassen. Das wäre schön nach der winterlichen Kälte, die gerade in England herrschte. Allerdings wusste sie nicht, wann Tariq zurückkehrte. Auf gar keinen Fall wollte sie, dass er sie nackt beim Sonnenbad auf dem Balkon vorfand!
Da sie ursprünglich höchstens zwei Tage in Zuran verbringen wollte, um die geschäftlichen Angelegenheiten zu klären, hatte sie nicht einmal einen Bikini mitgebracht. Wenn sie nun länger blieb, müsste sie noch Dessous und einige T-Shirts kaufen.
Während Gwynneth den Joghurt aß, las sie gleichzeitig weiter in dem Buch über die Geschichte Zurans, das sie sich aus Tariqs Arbeitszimmer geholt hatte. Unauffällig war ihr Blick dabei durch den Raum gewandert, um festzustellen, ob Tariq hier geschlafen hatte, anstatt das Bett mit ihr zu teilen. Doch es gab keinen Hinweis darauf.
Eine Stunde später war sie noch immer in die spannende Lektüre vertieft. Vor langer Zeit hatte die Herrscherfamilie, die heute noch das Land regierte, Zuran aus der Wüste gestampft. Das derzeitige Landesoberhaupt hatte sich offensichtlich zum Ziel gesetzt, Zuran in ein Paradies auf Erden zu verwandeln, das alle interessierten Gäste willkommen hieß. Sollten die Einnahmen aus den noch sprudelnden Ölquellen einmal versiegen, würden Tourismus und Sportveranstaltungen dafür sorgen, dass es den Einwohnern von Zuran nie an etwas mangelte.
In einem Interview erklärte der amtierende Landesvater, dass es natürlich ein Risiko bedeute, Milliarden in die Entwicklung des kleinen Landes zu investieren. Als Finanzanalystin konnte Gwynneth sich vorstellen, wie verheerend es wäre, wenn herauskäme, dass hier Wohnungen doppelt verkauft worden waren. Damit wäre der gute Ruf zerstört, und Investoren und Touristen würden ausbleiben.
Ein anderes Kapitel widmete sich den Landessitten und –gebräuchen sowie den Unterschieden zwischen Orient und Okzident. Gwynneth verzog das Gesicht, als sie las, dass es im Nahen Osten als völlig normal galt, Geschäfte mit Geschenken zu versüßen. In der westlichen Welt nannte man das Bestechung. Der Autor des Buches empfahl potenziellen Geschäftsleuten aus dem Ausland, sich die Dienste eines Experten zu sichern, der sich mit den Gepflogenheiten des Landes auskannte, um von vornherein einen möglichen Gesichtsverlust zu vermeiden.
Demnach wäre es Tariq ein Leichtes, sich durch Bestechung die Eigentumsrechte an der Wohnung zu sichern, wohingegen sie selbst keine Chance besaß – ohne Geld und Beziehungen.
Eigentlich hatte Gwynneth genug gelesen, doch dann entdeckte sie ein Kapitel mit der Überschrift „Das verborgene Tal“. Neugierig setzte sie die Lektüre fort.
Ursprünglich war das Tal von großer strategischer Bedeutung für den Kameltreck zwischen Zuran und den angrenzenden Ländern gewesen. Einer Legende zufolge machte ein früherer Sultan das Tal dem Sohn seiner Lieblingskonkubine zum Geschenk. Dieser Sohn baute es zur Festung mit einem prachtvollen Palast aus, finanziert aus den Abgaben von Reisenden, die durch das Tal zogen und an der Oase rasteten. Das Wasser der Oase stammte offenbar aus einem schnell fließenden unterirdischen Fluss, der so tief lag, dass ihn noch niemand gefunden hatte.
Auch die sagenumwobenen hängenden Gärten von Mjenat verdankten ihre Existenz diesem Fluss. Ein von einem eifersüchtigen Rivalen mit Zauberkräften entfesselter verheerender Sandsturm hatte sie vernichtet – so jedenfalls lautete die Überlieferung. Von den wunderschönen, terrassenförmig angelegten Gärten, in denen tropische Pflanzen und saftige Früchte wuchsen, waren heute nur noch versandete Felsvorsprünge übrig.
Aktuelle Untersuchungen belegten, dass die Gärten tatsächlich existiert hatten. Den Recherchen des Autors zufolge dauerten die Untersuchungen noch an. Offenbar ging
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